Dorfen:Vieregg-Variante in der Schwebe

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DB informiert über aktuellen Stand beim Bahnausbau in Dorfen

Von Florian Tempel, Dorfen

Angekündigt war eine Pressekonferenz über "Meilensteine im Projekt der Ausbaustrecke München - Mühldorf - Freilassing (ABS 38) für das Jahr 2021". Die für Dorfen wirklich wegweisende Frage, wie es mit der von der Stadt geforderten Tieferlegung der Gleise aussieht, konnten die Vertreter der Deutschen Bahn aber nicht beantworten. "Bei mir ist definitiv noch keine Entscheidung angekommen", sagte Gesamtprojektleiter Klaus-Peter Zellmer. Auf Nachfrage fügte er an, dass er seit vergangenem Jahr überhaupt nichts mehr von der für Dorfen so wichtigen Sache gehört habe. Seit er die sogenannte Vorzugsvariante für einen weitgehend ebenerdigen Ausbau und die Stadt Dorfen ihren mehrheitlichen Wunsch nach der sogenannten Vieregg-Variante ins Bundesverkehrsministerium und an den Petitionsausschuss des Bundestags geschickt haben, "gab es keine Rückfragen und keine weiteren Gespräche", sagte Zellmer. Über diese totale Funkstille hatte zuletzt auch Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) im Stadtrat berichtet.

Einen ganz anderen Punkt konnte Zellmer hingegen eindeutig bestätigten: der kleine Bahnübergang zum Meindl-Gelände in Dorfen "wird nächstes Jahr aufgelöst, weil er überflüssig ist". Mit dem Auto wird man das Meindl-Gelände nur noch hinten rum über die Straße nach Schwindkirchen erreichen. Für Fußgänger und Radfahrer werde die Bahn südlich der Gleise einen Fuß- und Radweg vom ehemaligen Fabrikgelände bis zur Unterhausmehringer Straße anlegen. Wie man später gefahrlos als Fußgänger oder Radler am B 15-Bahnübergang über die Bundesstraße kommen soll, wusste Zellmer nicht zu sagen. Das ist nicht seine Baustelle. Das müsse die Stadt mit dem Straßenbauamt ausmachen.

Alles in allem war Zellmer im Großen und Ganzen zufrieden. "Wir sind im Zeitplan und das Ziel, 2030 in Betrieb zu gehen, steht." An Samstag wurde die Bahnstrecke München - Mühldorf 150 Jahre alt. Nach mehreren geplatzten Anläufen soll es endlich was werden mit einem zweiten Gleis und mit einer Stromleitung oben drüber. Und noch etwas werde es geben, was bislang komplett fehlt. "Wir bringen erstmals Lärmschutz an die Strecke", sagte Zellmer, über die die Züge mit bis zu 200 Stundenkilometer rauschen werden.

Die Bahnplaner feilen derweil weiter an ihren Entwürfen, auch im umstrittenen und noch nicht abschließend entschiedenen Bereich Dorfen. Die Stadt möchte eine Tieferlegung der Gleise über mehrere Kilometer, so wie es die Lösung des Münchner Verkehrsberaters Martin Vieregg vorsieht. Die Bahnplaner argumentieren, das sei viel zu teuer, es gehe auch billiger. Sie sehen nur einen ganz kurzen, tiefergelegten Abschnitt in Dorfen vor, ein gut 500 Meter langes Stück unter der Bundesstraße B 15 durch. Dieses "Trogbauwerk" ist das einzige seiner Art auf den insgesamt 145 Kilometern der ABS 38. Als letzthin die Planungen für das Bahn-Großprojekt des Brennerzulaufs vorgestellt wurde, war zu erfahren dass dort 60 Prozent der 54 Kilometer langen Strecke in Tunneln verschwinden sollen. So viele Tunnel findet die Politik mittlerweile besonders gut, man erhofft sich davon ein Abebben des Widerstands in der Region südlich von Rosenheim. Bei der ABS 38 gilt eine ganz andere Einstellung. Hier soll die Strecke per Gesetz beschlossen werden, um auf diese Weise Klagen vor den Verwaltungsgerichten zu verhindern.

© SZ vom 03.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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