Dorfen/Oberding:Ein gutes Geschäft für Investoren

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Die auf Oberdinger Gemeindegebiet geplante Wohnanlage mit vier Gebäuden soll "ein Vorzeigeprojekt für ganz Bayern" werden. (Foto: Scharl GmbH/oh)

Der ehemalige Gasthof Stiller in Lindum und eine Wohnanlage auf Oberdinger Flur neben der Flughafentangente Ost werden zu staatlichen Unterkünften für Flüchtlinge. Zwei weitere Projekte sind schon in Planung

Von Florian Tempel, Dorfen/Oberding

Der Begriff Gemeinschaftsunterkunft ist etwas verwirrend. Leben doch fast alle Flüchtlinge im Landkreis in kleineren oder größeren Gruppen in Häusern, Containeranlagen und Wohnheimen zusammen. Die Behörden verstehen jedoch unter einer Gemeinschaftsunterkunft etwas Spezielles: Es sind Unterkünfte, für die nicht das Landratsamt zuständig ist, sondern die direkt von der Regierung von Oberbayern betrieben werden - mit eigenen Hausmeistern und Sozialarbeitern und ohne Kleidergutscheine. So etwas gibt es im Landkreis bislang noch nicht. In wenigen Wochen ändert sich das. Der ehemalige Gasthof Stiller in Lindum bei Dorfen und eine neue Wohnanlage knapp hinter der Erdinger Stadtgrenze auf Oberdinger Flur neben der Flughafentangente Ost (FTO) werden staatliche Gemeinschaftsunterkünfte. Mit 105 und 120 Wohnplätzen werden sie die zwei größten Asylheime im Landkreis sein. Und noch etwas ist ihnen gemeinsam: Beide Großunterkünfte sind Projekte des Dorfener Immobilienunternehmers Georg Scharl.

Scharl hat erkannt, dass die Unterbringung von Flüchtlingen, ein Geschäft sein kann. Neben den beiden genannten Gemeinschaftsunterkünften plant er im Landkreis bereits zwei weitere für etwa je 50 Flüchtlinge. Wo genau, will er noch nicht sagen. Es sei zudem "natürlich interessant für uns, wenn darüber hinaus noch andere Kommunen auf uns zukommen".

Der Umbau des ehemaligen Ausflugsgasthofs Stiller bei Lindum ist ein eher klassischer Fall. Es gibt in Bayern auch andere Investoren, die gezielt leer stehende Gasthöfe kaufen, um sie zu Asylunterkünften umzugestalten. Die etwas abgelegene Lage drei Kilometer vom Stadtzentrum Dorfens sieht Scharl nicht negativ. Er verweist darauf, dass in Lindum fast ausschließlich Familien untergebracht werden sollen. Für diese sei die ruhige Umgebung, die grünen Außenbereiche und die vorhandenen Spielplätze sehr geeignet. Der Anregung des Dorfener Bauausschusses, statt einer großen Gemeinschaftsküche bessere mehrere kleinere Küchen im Haus einzubauen, komme er nach. Zur Forderung des Bauausschusses, es müsste einen sicheren Fußweg nach Dorfen geben, hat er eine andere Meinung: "Es gibt ja den Stadtbus, der könnte auch da halten." Die ersten Bewohner sollen Ende Februar einziehen, bis Herbst soll das Gebäude voll belegt sein.

Die Wohnanlage auf Oberdinger Flur, im nahe der FTO gelegenen Gewerbegebiet, wo sich auch die Kaufland-Filiale und der Baustoffhandel Auer befinden, ist ein Neubau. Das Grundstück neben dem Erdinger Verteilerzentrum der Post hat die Gemeinde Oberding gepachtet und an Scharl weiter vermietet. Die Erschließungsarbeiten sind bereits abgeschlossen. Auf der planierten Fläche werden bald vier gleich große Gebäude für je etwa 30 Menschen aufgebaut. Es sind zwar zweistöckige Häuser in Modulbauweise, aber "mit normalen Containeranlagen gar nicht zu vergleichen", sagt Scharl. Die Bauweise und die Ausstattung seien "hochwertig" und die Fassaden werden in "ansprechenden Farben" gestaltet. Es sei später "nicht mehr zu erkennen, dass das Container sind". Er wolle "ein höheres Niveau bieten als alle anderen", sagt Scharl, "das wird ein Vorzeigeprojekt für ganz Bayern". Das "kleine Dorf" erhalte einen Sportplatz und einen Spielplatz für Kinder sowie Schulungsräume und kleine Gebetsräume für die verschiedenen Religionen . Im März sollen die erste Bewohner einziehen.

Die vom Landratsamt ausgegebenen Gutscheine für Kleidung und Schuhe wird es für Bewohner der staatlichen Gemeinschaftsunterkünften nicht geben. Die Bezirksregierung gehe davon aus, heißt es aus der Pressestelle, dass auch das Landratsamt Erding bald zu einer "rechtskonformen Lösung" übergehen werde. Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) hat jedoch erst vor wenigen Tagen bekräftigt, er wolle das im Regierungsbezirk Oberbayern einzigartige Erdinger Gutscheinsystem beibehalten.

© SZ vom 12.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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