Die Favoriten der Runde sind die "Amigos":Ein Nachmittag mit André und Freddy

Lesezeit: 2 min

Einmal im Monat treffen sich acht bis 15 ältere Damen zum Tanztee im Echinger Alten- und Service-Zentrum. Der einzige Herr ist wieder abgesprungen, aber getanzt wird - je nach Laune und Gesundheit - trotzdem

Von Klaus Bachhuber, Eching

Manchmal singt Zarah Leander. Auch die alten Fernwehlieder von Freddy Quinn liegen bei Uta Patzelt am CD-Player oder geschmetterte Arien von Johannes Heesters. Jetzt, zu Kaffee und Kuchen, ist der Lautstärkeregler heruntergefahren und sanfte Hintergrundmusik von André Rieu berieselt den Saal im Echinger Alten- und Service-Zentrum (ASZ). Die absoluten Favoriten der Runde beim Tanztee sind die "Amigos". Davon hat Uta Patzelt schon die ganze CD-Box anschaffen müssen. Wenn sie deren Ohrwürmer auflegt, wird gern mitgesungen - und schon auch mal getanzt.

Der Tanztee im ASZ, dessen fünftes Jubiläum am Mittwoch mit einem Glas Sekt bescheiden gefeiert wurde, könnte auch Musikcafé heißen. Nicht nur, weil jede der rund 15 Damen Kaffee trinkt - auch das Tanzen steht nicht mehr so im Mittelpunkt. Die meisten der regelmäßigen Besucherinnen sind über 80 Jahre alt, die Älteste ist 89, fast alle sind verwitwet. Erika Schimanski nennt sich selbst die "Eintänzerin", sie ist leidenschaftliche Tänzerin und versucht "immer mein Bestes, um die Leute zu ermuntern". Getanzt wird völlig Freistil, "einfache 08/15-Schritte", sagt sie, "wer mag und kann, auch mal einen Walzer". Aber alles soll unverkrampft ablaufen, "locker vom Hocker", auch frei und jede für sich wird schon mal getanzt. Und wo es beim Paartanz Führung braucht, da führt Schimanski auch. Fühlen sich die Damen nicht in der Stimmung zum Tanzen oder spielt die Gesundheit grad nicht mit, dann wird halt nur zum Kuchen geratscht und Musik gehört.

Ein Tanztee hat schon bei der Eröffnung des ASZ vor über 20 Jahren zum Angebot gehört, ist dann aber eingeschlafen. Vor fünf Jahren hat man dann zusammen mit der Nachbarschaftshilfe die Initiative ergriffen und ihn wiederbelebt. Anfangs war der Hintergedanke auch, für die neue Wohngemeinschaft demenziell erkrankter Senioren an der Heidestraße ein musikalisches Angebot zu schaffen; Musik ist bei Demenz ein Türöffner. Derzeit kommen die WG-Bewohner aber nicht mehr.

Zwischen acht und 15 Damen gehören jeden dritten Mittwoch im Monat um 15 Uhr zur Stammbesetzung. Es gibt sogar feste Sitzplätze an der Kaffeetafel. Die Nachbarschaftshilfe backt Torten, das ASZ spendiert Kaffee, und das Team der Nachbarschaftshilfe serviert. Martina Dette, Elisabeth Drexler, Heike Hobelsberger, Paula Jahn, Vorsitzende Helmi Lichtenfeld, Uschi Neumann, Bettina Noack und Anna Schmidt sind im Einsatz und eben Erika Schimanski und "DJane" Uta Patzelt. Sie sitzt seit dem ersten Tanztee Monat für Monat an einem Tischchen bei der Tanzfläche und legt die Musik auf. Die CD-Sammlung hat sie sich über die Jahre speziell für die Nachmittage angelegt. Privat schwärmt sie eher für Klassik, der sie im Saal dann mit Rieu nachkommt. Vordringlich aber erfüllt sie Hörerwünsche. "Wenn sich die Damen freuen über die Musik, freut's mich", sagt sie. "Sie trifft sehr gut den Musikgeschmack", findet Lichtenfeld. Keine Option in der Runde ist Damenwahl. "Einen Quotenmann hatten wir mal da", sagt Helmi Lichtenfeld und lacht, "aber der ist dann nicht mehr gekommen". So ist es einmal monatlich eine reine Damenrunde - plus Freddy, André und den "Amigos".

© SZ vom 19.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: