Der Norden des Ortes werde "hinten und vorne benachteiligt":Der Verkehr nervt die Neufahrner

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Bei der Bürgerversammlung drehen sich die meisten Beschwerden und Nachfragen um Parker und Raser. Manch einer kritisiert die Stellplatzablöse bei Neubauten, Bewohner von nördlich der Bahn fühlen sich benachteiligt

Von birgit Grundner, Neufahrn

Wenn sich die Bedeutung eines Themas an der Zahl der Wortmeldungen festmachen lässt, ergab sich bei der Bürgerversammlung ein eindeutiges Bild: Der Verkehr im Ort treibt die Neufahrner am meisten um. Dabei geht es oft weniger um die Raser als vielmehr um die Parker: Hotelier Max Gumberger berichtete, dass immer öfter die Mitarbeiter und Patienten umliegender Praxen ihre Autos auf dem Parkplatz vor seinem Gasthof abstellen. Demnächst komme eine weitere Praxis dazu. Die Gemeinderäte hätten aber nicht nur in einem Fall gegen Zahlung einer "Ablöse" auf einen Teil der eigentlich vorgeschriebenen Parkplätze verzichtet, ärgerte sich Gumberger.

So etwas geschehe nicht willkürlich, versicherte Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne). Es müsse "schlüssig" sein, dass nicht in der Folge an anderen Stellen Belastungen entstünden. Der Rathauschef versprach, sich den konkreten Fall noch einmal "anzuschauen". Auch im Neufahrner Norden sind die Parkplätze am Kurt-Kittel-Ring nach wie vor ein Thema: Weil Flughafenparker ihre Autos bis an die Einmündung Massenhausener Straße abstellen, könne man bei der Ausfahrt von dort kaum in die Straße einsehen, klagte ein Anwohner. Bei Ortsbesichtigungen hat sich laut Heilmeier aber ein anderer Eindruck ergeben. Deshalb habe sich der Bauausschuss auch gegen ein Parkverbot an der Stelle entschieden. Für den verärgerten Zuhörer war die Entscheidung freilich ein weiterer Beleg dafür, dass der Neufahrner Norden "hinten und vorne benachteiligt" werde. Als anderes Beispiel nannte er etwa die "stinkende Bahnunterführung".

Die Situation vor der Jo-Mihaly-Mittelschule, wo der Kurt-Kittel-Ring in einer scharfen Kurve verläuft, machte einem anderen Zuhörer Sorge: "Warum gibt es dort keinen Zebrastreifen?" Der Mann sprach von einer Gefährdung der Kinder und Nachlässigkeit der Gemeinde. Die Mittelinsel an dort sei aber doch gute Querungshilfe befand Bürgermeister Heilmeier. Für einen Zebrastreifen müsste man eine "bestimmte Fußgängerfrequenz" nachweisen, erklärte Polizei-Chef Herrmann Eschenbecher. Von mehr Polizeikontrollen versprach er sich nur vorübergehenden Erfolg, wie er mit Augenzwinkern sagte: "Wenn die Polizei dort ist, tragen manche Leute ihr Auto vor lauter Angst."

Ähnlich schätzt er die Situation auf dem Bahnhofsvorplatz ein, wo immer wieder Raser ihre Runden drehen. Man versuche mittlerweile, sie zu fotografieren, berichtete Eschenbecher, dabei sei die PI Neufahrn auch schon von einer anderen Dienststelle unterstützt worden. Doch sei Polizei vor Ort, spreche sich das schnell herum. Nach der Möglichkeit einer permanenten Videoüberwachung erkundigte sich ein Bürger. Diese sei im Straßenraum aber verboten und im öffentlichen Bereich nur an Brennpunkten und unter Einhaltung strenger Richtlinien möglich, erklärte Eschenbecher. Auf Privatgrundstücken sei sie zulässig, aber "am Gartenzaun ist Schluss".

Nach den Kriterien für die Aufstellung von "Blitzern" erkundigte sich eine Neufahrnerin, nach deren Eindruck die Geräte oft zur falschen Zeit und an falscher Stellen aufgebaut werden. Es geschehe jedenfalls nicht unter dem Aspekt, "wo es sich rentiert", versicherte Eschenbecher. Vielmehr wähle man zum Beispiel unfallträchtige Stellen für Polizeikontrollen aus. Kontrollen der kommunalen Verkehrsüberwachung würden "immer mehr in den Abend" verschoben, bestätigte Franz Heilmeier. Doch gerade da gebe es mittlerweile auch mehr Beschwerdemeldungen: "Es geht da wilder zu als untertags."

© SZ vom 30.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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