CSU-Kandidatennominierung:Nobody fordert OB heraus

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Alexander Otto Klug ist Schriftführer im CSU-Ortsverband Langenpreising. (Foto: privat)

Der weitgehend unbekannte Alexander Otto Klug holt in einer Kampfabstimmung gegen Max Gotz ein Drittel der Stimmen. Auf seiner Facebook-Seite postet er Lobeshymnen auf AfD-Frontfrau Alice Weidel.

Von Florian Tempel, Erding

Schon in der Einladung aus der CSU-Kreisgeschäftsstelle hieß es, an diesem Mittwochabend werde es in Oberbierbach eine "besondere Delegiertenversammlung zur Aufstellung der Landtags-und Bezirkstagskandidaten" geben. Diese Vorhersage erfüllte sich. Die Nominierung von Sozialministerin Ulrike Scharf als Direktkandidatin für die Landtagswahl 2023 verlief zwar noch ganz normal. Von den 170 Delegierten verweigerten ihr zwar elf die Gefolgschaft, 93,5 Prozent der Ja-Stimmen waren aber dennoch ein starkes Ergebnis.

Das unerwartete Moment kam bei der Nominierung des Bezirkstagskandidaten. Der 67-jährige Franz Hofstetter, stellvertretender Landrat, langjähriger Bürgermeister von Taufkirchen und aktueller Bezirksrat, stellte sich nicht mehr zur Wahl. Der CSU-Vorstand hatte als seinen Nachfolger den Erdinger Oberbürgermeister Max Gotz ausgesucht. Der durfte dann am Mittwochabend etwas erleben, was er bei parteiinternen Abstimmungen noch nie erlebt hatte: Es meldete sich ein Gegenkandidat, ein gewisser Alexander Otto Klug aus Langenpreising forderte ihn heraus.

Der 48-jährige Klug ist ein ziemlicher Nobody in der Kreis-CSU und auch sonst. Er ist weder Gemeinde- noch Kreisrat und hat überhaupt noch nie ein politisches Mandat innegehabt. Er war vor vielen Jahren einmal Pressesprecher der JU auf Kreisebene und eine Zeitlang angestellter Mitarbeiter in der Kreisgeschäftsstelle. Aktuell ist er Schriftführer des Ortsverbands Langenpreising. Das ist alles. An Selbstbewusstsein mangelt es ihm jedoch nicht. Und die Abstimmung bei der Nominierungsversammlung dürfte es noch weiter gestärkt haben. Denn ein Drittel der Delegierten stimmten für ihn und nicht für OB Gotz.

"Es muss möglich sein, als Quereinsteiger eine Chance zu haben", sagt Klug

Klug begründete seine Kandidatur zunächst mit der gewohnten Floskel, es sei in einer Demokratie immer gut, wenn man mehr als einen Kandidaten zur Wahl habe. Dass niemand gegen Staatsministerin Scharf angetreten sei, sei allerdings "logisch". OB Gotz sei zwar auch ein "politisches Schwergewicht", sagte Klug der SZ, aber eben doch eine Nummer kleiner. Seine Kandidatur gegen den Favoriten habe aber auch mit seiner Überzeugung zu tun, dass "es möglich sein muss, als Quereinsteiger eine Chance zu haben". Dass er aus einem "Kaltstart heraus" gleich ein Drittel der Stimmen erhalten habe sowie "der große Zuspruch nach der Abstimmung", sei ein tolles Erlebnis für ihn.

Ein Erlebnis ist allerdings auch ein Besuch der Facebook-Seite von Alexander Otto Klug. In der Nacht nach seinem Auftritt als Gotz-Herausforderer hat er kurz nach vier Uhr eine zwölf Minuten lange Bundestagsrede von AfD-Frontfrau Alice Weidel auf seine Facebook-Seite gestellt, wobei er einen Post des Nürnberger AfD-Manns Matthias Vogler unkommentiert übernahm. Und so liest man also auf der Facebook-Seite des Langenpreisinger CSU-Mannes nun unter dem Weidel-Video: "So sieht Einsatz für das Volk und Land aus! (...) So sieht es aus, wenn man die Probleme erkennt und Lösungen anbietet." Klug sagte dazu, er "lehne die AfD komplett ab, teile aber bestimmte Meinungen". Die AfD vertrete konservative Werte und mache in vielen Bereichen die Politik, für die die CSU vor 20 Jahren stand - das gefalle ihm. Daran lässt Klug mit vielen weiteren Beiträgen von AfD-Politikern auf seiner Facebook-Seite keinen Zweifel.

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