Feuerwehren sollen helfen:Planspiele für einen Blackout

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Damit bei einem Stromausfall im Krankenhaus niemand bei Kerzenlicht arbeiten muss, gibt es Notfallgeneratoren. (Foto: Michael Bihlmayer/Imago)

Die Führungsgruppe Katastrophenschutz beschäftigt sich mit möglichen Notfall-Szenarien im Winter in einem Jahr.

Von Thomas Daller, Erding

In diesem Winter sieht es noch gut aus mit der Energieversorgung: Die Gasspeicher sind gefüllt und drei Kernkraftwerke laufen zur Sicherheit noch im Streckbetrieb. Aber wie wird es im Winter 2023/24 weitergehen? Reichen die Flüssiggasterminals aus? Laufen dann wieder mehr französische Reaktoren? Im Erdinger Landratsamt, bei der Führungsgruppe Katastrophenschutz, sitzen zwar keine Berufspessimisten beisammen, aber dennoch ist es ihr Job, auch das Szenario eines Blackout durchzuspielen. Bei der Jahrespressekonferenz sagte Landrat Martin Bayerstorfer (CSU), dass man bei einem längeren flächendeckenden Stromausfall auf die Hilfe der Freiwilligen Feuerwehren und der Amateurfunker zähle.

"Wir wollen keine Panikmache", betonte Bayerstorfer. Aber auch die Planung für einen Blackout sei Aufgabe eines verantwortungsvollen Katastrophenschutzes. Anfang 2023 soll das Konzept fertig sein, die Eckpfeiler stehen bereits. Wichtige Schaltzentralen sollen in so einem Fall neben dem Landratsamt die 19 Rathäuser der Städte, Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften sein.

Wenn die Heizungen ausfallen, werden Feuerwehrhäuser und Turnhallen zu Wärmestuben

Weitere Anlaufstellen sind die 68 Feuerwehrhäuser. Sie sollen nicht nur bei Notfällen helfen. Die Bürger sollen sich dort auch aufwärmen können, wenn bei ihnen die Heizung ausfällt. Wenn allerdings zu viele diese Wärmestuben in Anspruch nehmen, will man auf Turnhallen ausweichen. Wer zu Hause auf medizinische Geräte angewiesen ist, die mit Strom betrieben werden, soll sich bei einem Blackout ins Klinikum begeben, sagte Bayerstorfer. Und bei der Kommunikation sollen die Amateuerfunker helfen. Die Verband in Erding hat mehr als 120 Mitglieder und bei der Klubmeisterschaft 2017 den ersten Platz in Deutschland belegt. Mit regelmäßigen Field Days bereiten sich Funker auf Notfälle vor.

Die Führungsgruppe Katastrophenschutz im Landratsamt war in den vergangenen Jahren nicht untätig. Die Gruppe war mit dem Katastrophenfall Corona-Pandemie befasst und hat Planung und Hilfestellung bei der Patientenversorgung geleistet. Vom 10. März 2022 an wurde der bereits bestehende Katastrophenfall um die Folgen der Ukraine-Krise erweitert. Dabei galt es insbesondere, schnell zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten beim Aufbau des Ankunftszentrums in Erding und einer Notunterkunft im Stadtbereich Dorfen Unterstützung zu leisten.

Parallel zu diesen Ereignissen musste der Katastrophenschutz Vorbereitungen zum G7-Gipfel in Elmau treffen, der vom 26. bis 28. Juni stattfand. Das Landratsamt Erding als zuständige Katastrophenschutzbehörde für den Flughafen München war mit den Planungen des Einsatzabschnitts Flughafen München betraut. Dabei galt es, eine bedarfsgerechte Einsatzmittelvorhaltung an den An- und Abreisetagen sicherzustellen. Ferner hielten sich die Führungsgruppe Katastrophenschutz Erding sowie die Einsatzleitungen der Rettungsdienste für eventuelle Einsatzlagen in Bereitschaft, um schnell handeln zu können.

Auch die Aus- und Fortbildung der Mitarbeiter wurde nach längerer Pause, verursacht durch die anhaltenden Katastrophenfälle, wieder aufgenommen. Die Führungsgruppe Katastrophenschutz konnte in einer Stabsrahmenübung der Bundeswehr im September dieses Jahres in Feuchtwangen die Zusammenarbeit von Rettungs- und Sanitätsdiensten, Feuerwehr, THW und Bundeswehr zur Bewältigung von Einsatzlagen wie Waldbrand und Stromausfall üben und verbessern.

Mitte November fand außerdem noch eine Katastrophenschutzübung am Flughafen statt. Zusammen mit flughafeninternen Kräften sowie externen Einsatzkräften des Malteser Hilfsdienstes, des Bayerischen Roten Kreuzes, der Johanniter, der örtlichen Einsatzleitung des Landkreises Erding samt Unterstützungsgruppe und der Sanitätseinsatzleitung wurden besonders die Abläufe bei einem angenommenen Massenanfall an Verletzten anhand des bestehenden Alarmplans Flughafen geprobt. Auch dazu waren umfangreiche gemeinsame Planungen durch den Katastrophenschutz mit den Verantwortlichen des Flughafens und den Hilfsorganisationen vorab erforderlich. Das Thema Stromausfall, insbesondere ein Blackout sind aktuell Anlass für eine Vielzahl von Abstimmungsgesprächen und Workshops, um auch auf dieses schwierige Ereignis ausreichend vorbereitet zu sein.

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