Belastung von Moosburg:"Mit Entsetzen"

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Die Fluglärmkommission wehrt sich gegen die Verschiebung einzelner Abflugrouten

Von Peter Becker, Moosburg

Die Empörung von Moosburgs Bürgermeisterin Anita Meinelt hat sich unbedingt Luft verschaffen müssen. "Da ist ja Moosburg extrem betroffen", rügte sie in der Sitzung der Fluglärmkommission an diesem Donnerstag Pläne der Deutschen Flugsicherung (DFS), Abflugrouten neu zu bündeln. Bei Ostwind würde dies bedeuten, dass sich etwa 20 bis 30 Abflüge von Jets pro Tag von Zolling und Langenbach Richtung Moosburg verschöben. Weil die Routen dann direkt über Inkofen verliefen, protestierte auch der Haager Bürgermeister Anton Geier. Herbert Knur, Vorsitzender der Fluglärmkommission, wäre es lieber gewesen, wenn das Gremium den Antrag diplomatischer behandelt hätte. Er hätte die Routen vorbehaltlich genehmigen und Messungen vornehmen lassen, um dann endgültig zu entscheiden. Anita Meinelt durchkreuzte seine Absicht. Ihren Antrag, dem Wunsch der DFS nicht nachzukommen, unterstützte die Mehrheit in der Fluglärmkommission.

Martin Köppl von der DFS hatte zunächst den Zusammenhang erläutert. Demnach gibt es am Flughafen im Erdinger Moos immer weniger Propellerflugzeuge, auf die Piloten der schnelleren Jets Rücksicht nehmen müssten. Diese können schneller steigen, so dass die Lärmbelastung für die Orte am Boden sinkt. Was die DFS bündeln möchte, sind Flüge nach Hamburg, Hannover oder Skandinavien. Bei Westwind schwenkten Flugzeuge auf dieser Route künftig bei Schweitenkirchen ab, flögen westlich von Au vorbei, um noch vor dem Ballungsraum Ingolstadt auf ihre vorgesehene Flugstrecke zu gelangen. Bei Ostwind stellt sich die Lage so dar, dass bis zu 30 Jets pro Tag von einem Hauptstrang auf eine Route umgeleitet würden, die bislang Propellerflugzeugen vorbehalten war. Die DFS möchte die Pläne bis zum Februar 2017 umsetzen. Wobei Köppl nicht weiß, wie die Fluggesellschaften auf dieses Angebot reagieren werden. Thomas Etienne von der DFS ergänzte, dass einige Strecken aufgrund des Rückgangs der Propellermaschinen brach lägen. Die Props könnten deshalb durch Jets ersetzt werden.

Anita Meinelt war den Ausführungen von Köppl nach eigenen Worten "mit Entsetzen" gefolgt. Es sei generell ein Märchen, dass Moosburg nicht von Fluglärm belastet sei, stellte sie klar. Sie sieht keine Notwendigkeiten, irgendetwas zu verändern und wehre sich gegen diese Pläne. Es mache keinen Sinn, bis zu 30 Flüge von einer Hauptroute wegzunehmen, wo die Lärmminderung kaum auffalle, und auf eine andere Strecke zu verlagern, wo diese als extreme Belastung wahrgenommen werde, lautete die Begründung für ihren Antrag. Zuvor hatte der Lärmschutzbeauftragte für den Flughafen, Robert Biberger, ähnlich argumentiert. Möglicherweise sparen sich die Fluggesellschaften durch kürzere Wege Kerosin. Doch sei es nicht Aufgabe der Fluglärmkommission, sich für die Vorteile der Unternehmen einzusetzen, sagte die Moosburger Bürgermeisterin. Sie ließ sich durch die Feststellung Knurs, dass schließlich nur zu einem Drittel im Jahr Ostwindlage herrsche, nicht beschwichtigen.

Theo Dittmann, Vertreter der Gemeinde Kranzberg, beschwerte sich darüber, dass zu so einer wichtigen Entscheidung gar keine Unterlagen vorhanden seien und dies auch nicht auf der Tagesordnung vermerkt sei. Er plädierte dafür, die Entscheidung auf die nächste Sitzung zu vertagen, um sich vorher informieren zu können. Georg Kölbl von der Bundesvereinigung gegen Fluglärm hegt gar einen bösen Verdacht. Er mutmaßt, das Verlegen der Abflugrouten gehöre schon zu den Vorbereitungen für den Bau einer dritten Startbahn. Was wiederum Knur strikt zurückwies. Für den Fall einer Flughafenerweiterung gebe es noch keine Routen. Zumindest fürchten Vertreter der Gemeinden, die Flughafen München GmbH könnte die Umstrukturierungspläne der DFS zu ihren Gunsten nutzen und die Kapazitäten auf den Routen zu verdichten. Knur ist gespannt, wie die DFS auf das Abstimmungsergebnis reagiert. "Die schaut sich jetzt das Votum an", sagte er.

© SZ vom 16.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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