Ausstellung:Gedruckter Nachlass

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Die Werkstatt von Rudolf L. Reiter ist nach seinem Tod ganz zur Galerie geworden. Seine Tochter Victoria zeigt in einer Sonderausstellung Lithografien aus allen Schaffensperioden

Von Florian Tempel, Erding

Seit dem Tod von Rudolf L. Reiter im Juni vergangenen Jahres ist es keineswegs um ihn still geworden. Seine Tochter Victoria Reiter hat sein künstlerisches Erbe in die Hand genommen. Sie hat seine Atelier-Galerie durchforstetet, aufgeräumt und umgestellt. Es gibt noch einen großen Fundus an Werken, die ihr bis zuletzt produktiver Vater hinterlassen hat. In einer Woche lädt Victoria Reiter zur Eröffnung einer Grafikausstellung, die sich ganz um die viele Lithografien dreht, die Rudolf L. Reiter zeitlebens geschaffen hat. Bei der Vernissage wird Beate Welsch aus Knut Hamsuns Erzählung "Victoria" lesen und der Schauspieler Hans Schuler Gedichte von Rudolf L. Reiter vortragen. Das Violin-Duo Soundwalk der beiden Violinissimo-Geigerinnen Sandra Rieger und Judith von Berg übernimmt den Part der musikalischen Begleitung.

Und ein Gewinnspiel gibt es auch noch. Wer auf die Frage "Welcher norwegische Schriftsteller beeinflusste viele Werke Rudolf L. Reiters?", die Antwort weiß und per E-Mail bis 15. März an victoria.reiter@t-online.de schickt, kann eine von drei Originallithografien gewinnen.

Das ehemaligen Werkstatthaus, das als Adresse Am Rätschenbach 28 hat, aber vernünftigerweise über die Rückseite von der Straße Am Mühlgraben angesteuert wird, ist nun ganz Galerie. Im Keller freilich, wo Rudolf L. Reiter malte, ist sein Atelier zu einem Gedenkraum geworden. Eine dicke Kordel quer im Türstock weist den Besucher wie in einem Schlossmuseum an, nicht hineinzutreten. Man sieht, mit oder ohne Ehrfurcht, die Szene eine Malerwerkstatt, die der Künstler scheinbar eben erst verlassen hat: Pinsel, Farben, Töpfe und Lappen, eine bunte Leinwand auf der Staffelei, Farbkleckse am Boden, eine Hose, ein Kittel und ein Paar Schuhe stehen da.

Die Malwerkstatt im Keller des Ateliergebäudes, die der Künstler scheinbar eben erst verlassen hat. (Foto: Renate Schmidt)

Die anderen Räume des Werkstattgebäudes sind den vollendeten Werken gewidmet. Man bekommt einen schönen Überblick darüber, was und wie Rudolf L. Reiter gemalt hat: mal sind es expressive Werke im kraftvollen Farbenrausch, dann wieder ganz weiche Bilder von zarten Menschen in romantischen Landschaften. Da er nicht nur ein Künstler, sondern auch ein Handwerker war, ein Experte für hochwertige Druckverfahren, ist es nur natürlich, dass es Rudolf L. Reiter immer wieder auch Werke als Druckgrafiken ausgeführt hat.

Victoria Reiter zeigt einen Monat lang speziell Lithografien, von denen viele als verschiedene Zyklen konzipiert wurden. In seiner Begeisterung für den norwegischen Schriftsteller Knut Hamsun hatte Rudolf L. Reiter seit den 1970er Jahren eine umfangreiche Bilderreihe zu dessen Erzählung "Victoria" geschaffen. Vor 15 Jahren hat er dann in einer Sonderedition Mappen zusammengestellt, die er mit je zehn Lithos in zwei Formatgrößen bestückte. Es gibt aber noch viele weitere Lithografien auch von Reiters informellen Gemälden, die er sonst grundsätzlich in Öl malte. Seine Tochter hat im Nachlass Werke aus allen Schaffensperioden gefunden. Zu sehen sind außerdem ganz interessante Bilder aus einem früheren Zyklus, die ein New Yorker Galerist in den 1980er Jahren ankaufte und nach Reiters Tod nun noch einmal in dessen Atelier-Galerie nach Erding zurücksandte.

Nicht nur Künstler, auch Handwerker: Rudolf L. Reiter war ein Experte für hochwertige Druckverfahren. (Foto: Renate Schmidt)

Die Ausstellung in der Galerie Rieter wird bis zum 15. März zu sehen sein. Dann will Victoria Reiter wieder auf ein breiteres Werkspektrum umhängen. Zudem ist sie auch mit der Vorbereitung weiterer Ausstellungen beschäftigt. Vom 5. bis zum 11. Mai wird es eine Einzelausstellung im Alten Gefängnis in Freising geben. Ende Juni, wenn sich der Todestag ihres Vaters erstmals jährt, ist das Frauenkircherl am Erdinger Schrannenplatz für eine kleine Retrospektive gebucht. Der Höhepunkt des Jahres ist eine große Rudolf L. Reiter-Ausstellung die Ende Juli bis Ende August in Burghausen, in der Gotischen Halle in der alten Herzogsburg zu sehen sein wird. Im September schließt sich eine Ausstellung im Kulturhaus Garching an, bei der auch Reiters letztes großes und mystisch-rätselhaftes Aktionswerk "Mit der Seele sehen" gezeigt wird.

Rudolf L. Reiter Grafikausstellung , Eröffnung Freitag, 14. Februar, 18.30 Uhr, Galerie Am Rätschenbach 28 (Rückgebäude an der Straße Am Mühlgraben), bis 15. März Freitag, Samstag und Sonntag jeweils 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr geöffnet.

© SZ vom 06.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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