Au:Rock-Tempel feiert Revival

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In den Siebzigern und Achtzigern war die Tenne eine Kultdiskothek

Von Peter Becker, Au

Der 30. Juni 1986 war ein trauriger Tag für die Hallertau. Zumindest, wenn man damals jung war und keinen Discostampf mochte. An diesem Tag gingen in der Diskothek "Tenne" in der Marktgemeinde Au (Landkreis Freising) für immer die Lichter aus. Für einen Abend soll an diesem Samstag, 24. September, in der Auer Hopfenhalle noch einmal das Flair der einstigen Kultdisco entstehen. Dort steigt eine "Tenne-Revival-Party". Mit dabei ist DJ Tom Sachsenhauser, der schon damals aufgelegt hat.

Lindenkeller in Freising, Madhouse in Moosburg, Titanic in Aufhausen - das waren die Ziele, die Fans von Rockmusik in den späten Siebzigern und den Achtzigern Wochenende für Wochenende ansteuerten. Mit zum illustren Zirkel gehörte die Tenne in Au. "Eigentlich war es früher ein Kino", erzählt Rich Ermeier. Er hat mit den Anstoß zu der Revival-Party gegeben. Das Kino wandelte sich in ein Tanzcafé, in dem richtige Kapellen spielten. Seit 1968 residierte dort ein DJ. In den Siebzigern hieß die Disco "In In 70-Au", bevor sie in Tenne umgetauft wurde. Ihr Markenzeichen war, dass sie sich von der Discowelle absetzte und konsequent Rockmusik spielte. "Melodiöse Rockmusik", erinnert sich Ermeier.

Die "Tenne" erwarb sich einen Ruf über die Grenzen der Hallertau hinaus. Die Rockfans kamen aus München oder Ingolstadt. Weil sie entsprechend gekleidet waren, erregten sie den Argwohn der Bürger. Ähnlich wie in Gammelsdorf, wo im "Zirkus" zu Metall- oder Punkkonzerten ein ebenso illustres Publikum verkehrte. Angeblich ließ sich sogar der Schauspieler Raimund Harmstorf, bekannt geworden durch den ARD-Vierteiler "Der Seewolf", bisweilen sehen. Ob das stimmt, weiß Ermeier nicht. Mit Sicherheit weiß er, dass dort "Cacumen" auftrat. Eine Ingolstädter Band, die sich später in "Bonfire" umbenannte. Auch der Stern widmete der "Tenne" einen Beitrag, als er recherchierte, was die Jugend auf dem Land am Samstagabend treibt.

Anfang der Achtzigerjahre ebbte die Discowelle ab. Im Zug der aus Großbritannien herüberschwappenden New Wave und dem New British Steal, der neuen Hardrock-Generation, gewann das Rockgenre mehr Anhänger. Die Folge davon war, dass jetzt überall Diskotheken Rockmusik spielten. Der Andrang ließ nach. Den Anwohnern der "Tenne" war es aber immer noch laut genug. Im Laufe der Zeit wurde immer mehr Funkmusik in der "Tenne" gespielt. Das Publikum änderte sich. Es kamen mehr Popper. Konstant blieben dagegen die Beschwerden der Nachbarn. 1986 kaufte die Gemeinde die "Tenne", dann war Schluss. Die Diskothek wurde geschlossen. Bei der Revival-Party erwartet die Rockfans Musik von "America" bis "Zappa", Beginnt ist um 20 Uhr. Bis 21 Uhr ist "Pils-Time" - so wie einst in der "Tenne".

© SZ vom 24.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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