Kunstprojekt bleibt wohl einmalig:Kein zweites Artding

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Das Artding Festival feierte im Juni 2019 Premiere. "Wildlife" an der Erdinger Hauswand ist im Rahmen der Veranstaltung entstanden und stammt von Mr. Woodland, Daniel Westermeier. (Foto: Renate Schmidt)

Das internationale Street-Art Festival hat in Erding bleibenden Eindruck hinterlassen. Künstler Daniel Westermeier hätte dieses Jahr gerne weitergemacht. Der OB lehnt einen verbindlichen Rhythmus für die Veranstaltung ab. Es sollen auch andere zum Zug kommen.

Von Regina Bluhme, Erding

Fünf Hausfassaden im Erdinger Stadtteil Klettham sind im Juni vor ziemlich genau drei Jahren beim internationalen Streetart-Festival "Artding" bemalt worden - mit moderner Mural Kunst, einige Meter hoch. Ins Leben gerufen hatte die Veranstaltung der Künstler Daniel Westermeier aus Walpertskirchen zusammen mit der Stadt. Die riesigen, farbigen Gemälde sorgen für großstädtisches Flair und stoßen allgemein auf Zustimmung. Doch ein weiteres Artding wird es in absehbarer Zeit nicht geben. Das hat Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) jüngst im Stadtrat betont.

Eine Fortsetzung sei nicht in Planung, hatte Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) auf eine entsprechende Anfrage aus dem Stadtrat erklärt. Das Projekt werde "von beiden Seiten" nicht ins Auge gefasst. Das Gremium nahm die Information ohne Kommentar zur Kenntnis. Er hätte schon gern weitergemacht, sagt dagegen Daniel Westermeier, bekannt als Mr. Woodland, auf Nachfrage der SZ. Es habe im vergangenen Jahr sogar einen Kontakt zur Stadtverwaltung gegeben, wobei ihm signalisiert worden sei, dass 2022 wieder ein Artding stattfinden könne.

Er habe mit dem Planen begonnen, erklärt Daniel Westermeier. So habe er zum Beispiel erste potenzielle Teilnehmer angefragt, Kontakt zu einem Hebebühnen-Verleih aufgenommen, sich nach Unterkünften für die Künstler und Künstlerinnen erkundigt, einen Kostenvoranschlag erstellt. Einen Termin für das zweite Artding Festival hätte er auch schon gefunden, am 13. Juni sollte es losgehen, so Westermeier. Doch dann habe es geheißen: Artding werde nicht stattfinden. So schildert es Westermeier.

Franzensbaderstraße in Erding: Hauswand vorher und nachher, bemalt vom niederländischen Duo Telmo-Miel. (Foto: Mr. Woodland/oh, Renate Schmidt)

Wie Westermeier eine Verbindlichkeit abgeleitet habe, könne er nicht nachvollziehen, sagte Oberbürgermeister Max Gotz dazu der SZ. Das Festival sei ein Erfolg gewesen, "keine Frage". Doch einen regelmäßigen Rhythmus lehne er ab, ebenso die Stadtverwaltung und der Kulturreferent. Erding habe so viele unterschiedliche Kunstbereiche, die finanziell unterstützt werden könnten, "da sollte schon ein Wechsel sein".

In einem aktuellen Projekt sollen Schülerinnen und Schüler Mülleimer bemalen

Zudem sollten "möglichst breite Teile der Bevölkerung eingebunden werden", so Gotz. Im Stadtrat hatte er auf "ein paar sehr, sehr gute Vorschläge für Stadtteilkunst" verwiesen. Der SZ nennt er als Beispiel das Projekt "Kunst am Mülleimer", für das die beiden Stadtratsfraktionen von CSU und Grünen Ende April einen gemeinsamen Antrag eingereicht haben. Dabei sollen Schüler und Schülerinnen Abfallbehälter nach eigenen Ideen bemalen. Die kreativ gestalteten Mülleimer würden so in der Stadt "zum Hingucker" und bewegten damit hoffentlich möglichst viele Menschen, die Behälter auch zu benutzen, hoffen die Antragsteller.

Lange Zeit war unklar gewesen, ob es 2019 überhaupt Artding geben würde. Die geschätzten 25.000 Euro Kosten erschienen den Stadtpolitikern reichlich hoch. Es gab eine Einigung, die Stadt gab Geld dazu und auch die Regierung von Oberbayern über das Projekt "Sozialer Zusammenhalt Klettham-Nord". Fünf Streetart-Künstler und Künstlerinnen aus den Niederlanden, Frankreich, Australien und Deutschland, darunter Westenmeier selbst, gestalteten je eine Hausfassade einer Wohnanlage, mit Spraydose oder auch Pinsel. Aus tristen Häuserfassaden wurden richtige Hingucker. Mit den Werken habe sich Erding einen "Hauch domestizierter Subkultur" in die Stadt geholt, so hat es die SZ Erding im Juni 2019 formuliert.

Stefanstraße Hauswand vorher und nachher, bemalt von der Ate Crew. (Foto: Mr. Woodland/oh, Renate Schmidt)

Ludwig Kirmair (CSU), Kulturreferent im Stadtrat, ist von den Wandgemälden durchaus angetan, sie passten ins Stadtbild und er habe bislang nur positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung erhalten, aber: Regelmäßige Festivals in dieser Größenordnung mit internationalen Künstlern und Künstlerinnen fänden eher in Millionenstädten statt, und Erding spiele nun mal nicht in der Liga von Berlin oder Hamburg, so Kirmair. Zudem sollten auch andere Kulturschaffende oder Kunstaktionen unterstützt werden.

Gießereistraße Hauswand vorher und nachher, bemalt von Zoer. (Foto: Mr. Woodland/oh, Renate Schmidt)

Für Harry Seeholzer, freischaffender Künstler und Stadtrat (Erding Jetzt) ist das Artding-Festival "ein Highlight für Erding", eine Bereicherung. Allerdings gibt auch er zu bedenken, dass die Stadt bei der Förderung "eine gewisse Vielfalt" berücksichtigen müsse. Angesichts der Corona-bedingten finanziellen Einbußen müsse sich die Stadt allgemein ohnehin bei den freiwilligen Leistungen "künftig ein bisschen zurücknehmen".

Riverastraße Hauswand vorher und nachher, bemalt von Georgia Hill. (Foto: Mr. Woodland(OH), Renate Schmidt)

Streetart-Künstler Daniel Westermeier hat sich mit verschiedenen Murals in Erding, im Landkreis und außerhalb der Region verewigt. Zuletzt hat er in Bayreuth die Wand eines Art-Hotels gestaltet und die Außenfassade des neuen Amazon-Gebäudes in Straubing. In Rosenheim ist er Mitorganisator des jährlichen Transit-Art Festivals. Und in Erding? OB Max Gotz ist überzeugt, dass es weitere Street-Art Projekte mit Mr. Woodland geben wird. Nur ein Artding sehe er aktuell nicht. Westermeier erklärt, dass er selbstverständlich hier weiter künstlerisch tätig sein wolle. Ein weiteres Artding Festival kann aber auch er sich aktuell nicht vorstellen.

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