Archäologie in Moosburg:Geschichte aus dem Untergrund

Lesezeit: 2 min

Grabungen fördern neue Erkenntnisse zur Besiedelung zutage, die über die schriftlichen Quellen hinausgehen

Von Till Kronsfoth, Moosburg

Im Bereich der ehemaligen Metzgerei Keller in Moosburg finden seit Mitte September archäologische Ausgrabungen statt. Das Grundstück soll neu bebaut werden. Das Areal liegt gerade noch innerhalb der ehemals befestigten Stadtanlage, nahe am Ampertor.

Damit befindet es sich im Bereich des in der Bayerischen Denkmalliste eingetragenen Bodendenkmals, das die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Siedlungsteile des historischen Stadtkerns von Moosburg umfasst. Das Landratsamt Freising hat daher die Baugenehmigung mit der Auflage verknüpft, zunächst die zutage tretenden frühen Siedlungsreste freizulegen und archäologisch zu untersuchen. Der Bauherr hat dafür die Grabungsfirma "3Archäologen" aus Moorenweis beauftragt. "Die Grabung verspricht neue Erkenntnisse zur Geschichte dieses Moosburger Stadtteils, die über die bekannten schriftlichen Quellen deutlich hinausgehen", sagt Dorothee Ott, Sprecherin des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.

In einer Tiefe von einem Meter fand man im hellen Lehm dunkle Bodenverfärbungen. "Verfärbungen deuten darauf hin, dass Menschen hier einst Veränderungen an der Bodenbeschaffenheit vorgenommen haben", sagt Archäologe Carl Göderz. Ein paar runde Öfen, vielleicht Backöfen, sind bereits jetzt zu erkennen. Am nördlichen Rand der Fläche wurde eine verhältnismäßig schmale, durchgehende Ziegelmauer erfasst, bei der es sich der Lage nach wohl um ein 25 Meter langes Stück der Stadtmauer handeln dürfte.

Mit dem Bau der Stadtmauer begann man in Moosburg im Jahr 1403, im 17. Jahrhundert wurde sie noch einmal ausgebaut. "Die Überbauung eines Bodendenkmals kann durch die Untere Denkmalschutzbehörde versagt werden, wenn ein hochwertiger Teil des Bodendenkmals exakt an der Stelle des Bauvorhabens lokalisiert werden kann", sagt Alexandra Beck vom Landesamt für Denkmalpflege.

"Es sind noch fünf oder sechs Reihen Ziegel der mittelalterlichen Stadtmauer vorhanden. Diese werden das Bauvorhaben aber wahrscheinlich nicht gefährden, da ein paar hundert Meter weiter die Stadtmauer noch intakt ist und man die gefundenen Überreste des Fundamentes daher vermutlich nicht erhalten wollen wird", so Archäologe Göderz. Interessant werde es hingegen bei den mittelalterlichen Brunnen, von denen man nicht genau wisse, wie tief diese in den Boden reichen würden und die eine Herausforderung für die Statik darstellten.

"Einige Bodenverfärbungen ziehen sich unter die Stadtmauer. Sie geben Hinweise auf noch ältere Bebauung; möglicherweise aus dem späten Mittelalter", so Ott. Moosburg war seit dem 8. Jahrhundert Wallfahrtsort für den heiligen Kastulus. Eine umfangreiche Besiedlung konnte durch frühere Untersuchungen seit dieser Zeit nachgewiesen werden. An diesem Montag soll erneut eine Begehung des Geländes stattfinden, um die neuesten Erkenntnisse auszuwerten.

© SZ vom 08.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: