Amtsgericht Erding:Juristin und Journalistin

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Anna Sotier (links) ist seit 10. Mai als Richterin am Amtsgericht Erding tätig. Damit sind alle Richterstellen wieder besetzt, sagt Direktorin Ingrid Kaps. (Foto: oh)

Anna Sotier ist als neue Richterin zuständig für Zivilstreitigkeiten und Abschiebehaft

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Eines kann man der neuen Richterin am Amtsgericht Erding nicht nachsagen: dass Anna Sotier nur die Justiz im Kopf hat - und dies im positiven Sinne. Denn neben einem Jurastudium hat sie in München auch Journalismus studiert. Teilweise sogar parallel. Letztendlich habe ihr aber die Arbeit in der Justiz "wahnsinnig Spaß" gemacht und Journalismus blieb eine Episode in ihrem Leben. Seit dem 10. Mai ist sie nun Richterin in Erding, zuständig für Zivilstreitigkeiten und Abschiebehaft. Mit Sotier ist das Amtsgericht wieder komplett besetzt mit allen 18,5 Planstellen, nachdem es zum Jahreswechsel fünf Wechsel gegeben hatte, wie Amtsgerichtsdirektorin Ingrid Kaps betont.

Die 40-jährige Anna Sotier ist gebürtige Freisingerin und hat im Jahr 2000 ihr Abitur am Domgymnasium in Freising gemacht - nur einen Steinwurf entfernt vom dortigen Amtsgericht. "Ich war noch auf der Suche in meiner Jugend, was ich machen wollte", sagt sie. Zunächst habe sie mit dem Jurastudium in Passau begonnen. Durch einen Onkel sei sie dann auf Journalismus aufmerksam geworden, habe das Fach gewechselt und in München einen Abschluss gemacht. Im Nebenfach hatte sie Jura. Damals habe sie sich durchaus vorstellen können, vielleicht einmal Gerichtsreporterin zu werden. Doch dazu kam es nicht.

Sotier studierte weiter, schloss auch Jura ab und machte von 2009 bis 2011 Referendariate unter anderem am Landgericht München I, bei der Staatsanwaltschaft München I und im Bauamt der Stadt Freising. Nach dem zweiten Staatsexamen war sie drei Jahre in einer Münchner Kanzlei tätig, ehe sie 2015 an die Staatsanwaltschaft Landshut wechselte, wo sie auch die ersten Kontakte zu Richtern am Erdinger Amtsgericht bekommen habe, wie Sotier sagt. Kontakte, die sie letztlich auch dazu bewogen, sich auf Richterstellen rund um München zu bewerben - über die Zwischenstation Staatsanwaltschaft München, in der Abteilung Wirtschaftskriminalität. Dort war sie unter anderem in den Ermittlungen zum Wirecard-Skandal eingebunden. Gegen Verantwortliche des insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard war wegen Betrugs, Bilanzfälschung und Marktmanipulation ermittelt worden. Wirecard zählt zu einem der größten Bankenskandale der jüngeren Zeit.

Dass Sotier am Amtsgericht Erding mit Zivilstreitigkeiten befasst ist, freut sie. Diese würden ihr nach Jahren im Strafrecht mehr liegen, das es dort mehr um "Ausgleichen und Aussöhnen" gehe. Privat ist die Verheiratete gerne in den Bergen unterwegs, zu Fuß oder mit dem Mountainbike. Zu ihren Hobbys zählt sie zudem Lesen und Reise, oder im Sommer auch einfach mal einen Badesee besuchen.

Die Amtsgerichtsleiterin ist froh, dass mit Sotier wieder alle Stellen besetzt sind. Zwar hätten die Zivilrechtsstreitigkeiten etwas abgenommen, aber jetzt beginne wieder die Reisetätigkeit und damit würden es wohl wieder mehr werden. Erst jüngst erklärte Ingrid Kaps, dass die Arbeitsbelastung der Erdinger Richter 2020 deutlich über dem Landesdurchschnitt gelegen habe. "Es fehlen uns neun Richter", sagte Kaps. In Erding bräuchte man in vielen Bereichen deutliche personelle Verstärkungen. Vor allem der Flughafen, für den das Gericht zuständig ist, beschert Arbeit. Der 2020 prognostizierte Einbruch bei den Zivilverfahren im Zusammenhang mit dem Flughafen war nicht eingetreten. Es gab bis Ende 2020 sogar rund zehn Prozent mehr Verfahren als 2019.

© SZ vom 07.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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