Am Ziel:Per "Feinsteuerung" ins Ziel

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Die ersten 300 G8-Abiturienten im Landkreis legen ihre Reifeprüfung ab - ein Dutzend Schüler muss noch bangen

Florian Tempel

Erding - Die Abiturienten des ersten G8-Jahrgangs haben es - fast alle - hinter sich. 300 junge Menschen haben gestern an den drei Gymnasien des Landkreises ihre Noten aus den fünf Abiturprüfungen und ihre Abinote erfahren. Ein Dutzend Schüler muss allerdings in die Verlängerung und hoffen, die allgemeine Hochschulreife in den mündlichen Nachprüfungen in der kommenden Woche doch noch zu schaffen.

Der Durchschnitt der Abiturnoten war mit etwa 2,3 in Dorfen, 2,2 am Anne-Frank-Gymnasium und 2,3 am Korbinian-Aigner-Gymnasium jeweils etwa 0,2 Punkte besser als der Schnitt des diesjährigen und letzten G9-Jahrgangs. Angesichts der noch anstehenden Nachprüfungen - in die freiwillig auch Schüler mit guten Noten gehen dürfen, um noch etwas besser abzuschneiden - ist der Abischnitt an allen drei Gymnasien vorerst nur vorläufig.

Das vor acht Jahren in Bayern überstürzt eingeführte G8-Gymnasium war stets eine offene Baustelle. Mit laufend neue Direktiven justierte das bayerische Kultusministerium immer wieder nach und blieb dieser Linie sogar noch in der Prüfungsphase zum ersten G8-Abitur treu. Am Mittwochnachmittag erhielten die Schulen per E-Mail die letzte "Feinsteuerung", wie es in einer Pressemitteilung des Ministeriums hieß.

Die Punktehürde, ab der das Abitur als bestanden gilt, wurde schnell noch etwas niedriger geschraubt. Im Landkreis Erding profitierte eine Handvoll Abiturienten, bei denen es in Mathematik, Deutsch oder dem dritten schriftlichen Abiturfach nicht so gut gelaufen war. Und manch einer, der in die mündlichen Nachprüfungen muss, kann aus der Erleichterung nächste Woche den vielleicht entscheidenden Gewinn ziehen.

Für den Direktor des Korbinian-Aigner-Gymnasiums Hermann Bendl ist die Korrektur auf den letzten Drücker "absolut unglaublich". Sein Dorfener Kollege Gerhard Motschmann, sagte mit ironischem Unterton, mit der finalen Abitur- Direktive habe das Ministerium einmal mehr "die Flexibilität der Gymnasien testen wollen". Die werden die Gymnasien wohl auch weiterhin brauchen. Bendl sieht "dringenden Handlungsbedarf:

Der Lehrplan muss noch mal auf den Prüfstand, denn was da momentan drin steht, das passt nicht". Die Direktorin des Anne-Frank-Gymnasiums Helma Wenzel zieht nach den ersten acht Jahren hingegen ein positives Fazit: Das G8 ist für sie ganz klar "ein Erfolgsmodell"

Das G8-Abitur weist in jedem Fall Besonderheiten auf. In Dorfen und am Anne-Frank-Gymnasium lag die Zahl der Abiturienten, die die Hürden der Prüfungen nicht geschafft haben, im langjährigen Durchschnitt. Am Korbinian-Aigner-Gymnasium war sie mit sieben von 83 allerdings erhöht. Auffällig ist an allen Schulen aber ebenso die Zahl der Abiturienten mit einer Eins vor dem Komma.

Für alle Abiturienten, die bestanden haben, war der gestrige Freitag auf alle Fälle ein Tag der Freude, was sie in lautstarkem Jubelzügen durch die Stadt den Rest der Welt wissen ließen. Die individuellen Pläne der Abiturienten folgen vor allem zwei Richtungen. Johanna aus Erding sieht zum Beispiel die paar Monate bis zum Beginn eines Studiums im Wintersemester als ausreichend lange Erholungsphase an. Martin aus Reisen will hingegen - "wann denn, wenn nicht jetzt" - möglichst ein Jahr lang jobben und durch die Welt fahren.

© SZ vom 04.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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