Abstimmung per Tablet:Basisdemokratisch

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Am Moosburger Gymnasium dürfen per Tablet erstmals alle Schüler ihren Sprecher wählen

Von Laura Dahmer, Moosburg

"Fast wie ganz echt". So nennt Mathelehrer Roland Kirschner die Schülersprecherwahl, die das Karl-Ritter-von-Frisch-Gymnasium Anfang diesen Schuljahres durchgeführt hat. Es gab ein Wählerverzeichnis, man hatte sich acht Wahlkabinen von der Bundestagswahl geliehen und jeder Schüler hatte das Recht, sein Kreuzchen zu machen. Nur, dass es kein Kreuzchen brauchte. Ein paar Mal Tippen mit dem Zeigefinger war schon ausreichend. Denn am Moosburger Gymnasium fand die Schülersprecherwahl im vergangenen Oktober erstmals per Tablet statt.

Die Initiative kam von der Schülervertretung. "Es gab unter den Schülern schon länger den Wunsch, ihre Vertreter basisdemokratischer zu bestimmen", bemerkt Claudia Theumer, stellvertretende Schulleiterin des Gymnasiums. Bisher waren es nur die Klassensprecher, die den neuen Schülersprecher wählten. "Klar war aber, dass wir nicht jedem der über 700 Schüler drei Zettel in die Hand drücken können", fügt Kirscher hinzu. Man wollte es also digital lösen, der Auftrag ging an das Projektseminar Mathematik der Oberstufe. "Unsere erste Idee war, das am Computer zu machen", erzählt Simon Ott, einer der Projektleiter. Dann aber dachte man an die schuleigenen Tablets - eine deutlich handlichere Alternative. Mit zwölf Mitschülern machte der 18-Jährige sich ein Jahr vor der Wahl an die Umsetzung. Es wurden Wochenenden, Freistunden und Ferien investiert.

Damit alles reibungslos laufen konnte, kam es vor allem auf eine sorgfältige Programmierung an. "Single transferable vote" hieß das Schema, an dem sich Felix Mittermeier, Programmierer des Projekts, orientieren sollte. Das Prinzip: Jeder Schüler hatte eine Erst-, eine Zweit- und eine Drittstimme. Sobald ein Kandidat eine bestimmte Quote erreicht hatte - laut Mittermeier etwa 150 Stimmen -, war er automatisch gewählt. Gleichzeitig fiel der schwächste Kandidat aus der Rechnung heraus. Wer dem seine Erststimme gegeben hatte, dessen Zweitstimme kam zum Tragen. "Das alles ergibt sich über mathematische Formeln. Zweck war zum einen, dass wir stichwahlfrei durchkommen. Zum anderen wollten wir, dass sich möglichst jeder Schüler am Ende repräsentiert fühlt", erklärt es Kirschner, der auch Schulpsychologe am Gymnasium ist. Am Ende wurden so aus acht Kandidaten drei Schülersprecher gewählt.

Generell war es der Schule wichtig, die Schüler stark einzubinden. "Wir wollten ihnen den Wert ihrer Stimme klarmachen", sagt Theumer. Die Rechnung ging auf: "Es hat sich eine Art Wahlkampf entwickelt, in der Pause standen ständig Schüler vor den Plakaten und fragten: Na, wen wählst du?". Für Simon Ott und Felix Mittermeier war ihr Engagement ein persönlicher Erfolg: "Es gibt Motivation, wenn du siehst: Das machst du gerade nicht für eine gute Note, sondern für die ganze Schule", sagt Mittermeier. Ob das Moosburger Gymnasium die Wahl im nächsten Jahr wieder per Tablet durchführt, wird in den nächsten Monaten überlegt.

© SZ vom 25.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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