Ende des Cotton Club:Zahlen, bitte!

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  • Nach dem Ende der Dinnershow Cotton Club in München und Frankfurt sind Zulieferer und Künstler wütend auf Erfinder Matthias Hoffmann.
  • Viele von ihnen haben erst spät vom Aus der Show erfahren und warten noch auf ausstehendes Geld, darunter auch die Münchner Köche Holger Stromberg und Stefan Marquard.
  • Hoffmann hatte bereits mit mehreren Shows keinen Erfolg, einmal saß er wegen Steuerhinterziehung im Gefängnis.

Von Franz Kotteder, München

Eine Woche, nachdem der Mannheimer Impresario Matthias Hoffmann beschlossen hat, seine beiden Cotton-Club-Dinnershows in München und Frankfurt vorzeitig einzustellen, werden immer mehr Details über die mutmaßliche Millionenpleite bekannt. Hoffmann, der bereits mit mehreren Shows Schiffbruch erlitten hatte und einmal wegen Steuerhinterziehung 15 Monate im Gefängnis saß, war bereits vor der Premiere des Cotton Club im Zelttheater auf der Liegewiese des Ungererbades mit Zahlungen in Verzug gewesen, wie geprellte Geschäftspartner berichteten.

Koch Holger Stromberg, der mit seinem Kollegen Stefan Marquard das Menü für München erstellte, hatte sogar damit gedroht, der Premiere am 6. November fernzubleiben. Hoffmann hatte die längst fällige Abschlagszahlung für die Gage nicht geleistet. "Wir hatten bald das Gefühl, dass das ein Typ ist, der erst zahlt, wenn man ihm droht", sagte Stromberg am Montag zur SZ. Er selbst habe erst ein Viertel der vereinbarten Gage bekommen. Um wie viel Geld es sich handelt, darf er nicht sagen: "Von mir aus kann das jeder erfahren, aber im Vertrag steht eine Verschwiegenheitsklausel." Er wolle Hoffmann nicht die Gelegenheit geben, ihn des Vertragsbruchs zu bezichtigen.

Caterer und Lieferanten warten auf ihr Geld

Noch härter als Stromberg und Marquard, die das Menu kreierten und als Aushängeschild der Dinnershow dienten, hat es Caterer, Lieferanten und Künstler der Show getroffen. Die meisten von ihnen haben angeblich den größten Teil ihres Geldes nicht bekommen. Die Musiker, die zum Teil bereits einschlägige Erfahrungen mit Hoffmann gemacht hätten, hatten daher auf wöchentliche Zahlung ihrer Gagen bestanden. Das habe schließlich dazu geführt, dass dem Gitarristen gekündigt wurde, weil er "für die Show nicht notwendig" sei. Sparsam war die Geschäftsführung auch bei den Akrobaten: Die bekamen nur eine einzige Garnitur an Kostümen.

Dinnershow "Cotton Club"
:Menü am Beckenrand

Wo an schönen Sommertagen geplanscht und getobt wird, soll im Winter keine Ruhe einkehren: Das Ungererbad will nach dem Ende der Freibadsaison nicht in die Winterpause gehen. Auf der Liegewiese soll eine Dinnershow gastieren. Zwei Starköche sind auch dabei.

Von Franz Kotteder

Auf ihren unbezahlten Rechnungen blieben auch verschiedene Catering-Betriebe und der Champagner-Lieferant der Show sitzen. Bei den letzten Aufführungen kam es deshalb teilweise zu kuriosen Szenen, wie Bedienungen berichten. "Einmal stand abends der Laster einer Firma vor der Tür, der das Geschirr abholen wollte, weil die Rechnungen noch nicht bezahlt waren", erzählt eine Service-Kraft, die nicht genannt werden will, "erst als doch noch schnell eine Bürgschaft geleistet wurde, ließen sie Teller und Gläser doch da."

Ein anderes Mal hatte ein Bestecklieferant die geliehenen Löffel wieder abgeholt, sodass man beim Menü ohne sie auskommen musste. Und auf der Weinkarte musste zum Schluss die Hälfte der Weine durchgestrichen werden, weil die Lieferanten wegen unbezahlter Rechnungen streikten.

Geschäftspartner erfuhren erst spät vom Aus der Show

Geschäftspartner und Dienstleister, so Holger Stromberg und Stefan Marquard, seien erst am Nachmittag des 23. Dezembers von Hoffmann über das Aus für die Dinnershow informiert worden, ebenso wie ihr Frankfurter Kollege Nelson Müller, der dort seinen Namen für die Show hergegeben und das dortige Menü zusammengestellt hatte. "Wir können die Wut der Menschen verstehen, die Karten für die Show gekauft haben", sagen beide. Sie seien aber letztlich ebenso Geschädigte wie viele andere.

Ob die Cotton-Club-Gesellschaft, die offiziell von Hoffmanns Frau Faiza geführt wird, bereits Insolvenz angemeldet habe, können sie nicht sagen. Fraglich ist auch, was mit bereits gekauften Karten geschieht. Auf der Homepage der Show steht zwar, sie könnten bei den Vorverkaufsstellen zurückgegeben werden. Was das aber für telefonisch oder übers Internet gekaufte Karten bedeutet, ist nicht klar. Bereits überwiesenes Geld könnte im schlimmsten Fall der Konkursmasse zugeschlagen werden.

Matthias Hoffmann scheint inzwischen auf Tauchstation gegangen zu sein. Seit Weihnachten ist er nicht mehr telefonisch zu erreichen.

© SZ vom 30.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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