Elektromobile:Schwacher Strom

Fast alle Parteien im Stadtrat setzen auf Förderprogramme. Doch geht ihr Kalkül auf?

Von Marco Völklein

Etwa 22 Millionen Euro nimmt die Stadt in den kommenden zwei Jahren in die Hand, um den Kauf von E-Autos, Pedelecs und Lastenrädern mit Elektrounterstützung zu bezuschussen. Weitere acht Millionen fließen in neue Ladesäulen und E-Busse. Fast alle Parteien im Stadtrat setzen große Hoffnungen in das Programm. Mit deutlich mehr E-Autos auf den Straßen, so ihr Kalkül, lassen sich die Belastungen durch Schadstoffe und Lärm deutlich abmildern.

Doch geht dieser Ansatz wirklich auf? Bei 22 Millionen Euro im Fördertopf und einer Fördersumme pro Auto zwischen 4000 und 5500 Euro - je nachdem, welchen Bonus die einzelnen Antragsteller abgreifen - reicht das Geld am Ende für 4000 bis 5500 zusätzliche Stromer auf Münchens Straßen. Das wären zwar deutlich mehr als heute, wo aktuell gerade mal 1200 Pkw mit E-Antrieb angemeldet sind. Bei einer Gesamtzahl von fast 700 000 in München zugelassenen Pkw macht sich dies aber doch eher bescheiden aus. Ein wirklich durchschlagender Effekt sähe anders aus.

Hinzu kommt, dass auch E-Autos im Stau stehen - auch wenn sie dann keine Abgase mehr hinten rauspusten. Auch beim Lärm scheiden sich die Geister: Weil ab einem gewissen Tempo ohnehin die Rollgeräusche das Motorgebrumm übertönen, müssten die E-Auto-Fans im Rathaus eigentlich flächendeckend Tempo 30 einführen, wenn es ihnen ernst ist mit dem Schutz der Anwohner. Und um die Verkehrsprobleme wirklich in den Griff zu kriegen, wäre ein massiver Ausbau des U-, S- und Trambahnangebots notwendig. Der aber käme deutlich teurer als 30 Millionen Euro. Und er benötigte eine entsprechende Willensbekundung im Rathaus.

© SZ vom 01.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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