Elektroautos in München:Mit Strom durch die Straßen

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Die Stadt will die Versorgung für Elektroautos ausbauen. Zudem eröffnet der US-Hersteller Tesla einen Standort in München.

Malte Conradi

Von Konkurrenz oder gar Neid will bei Münchens Autobauer BMW niemand sprechen. Trotzdem kann man in der Ankündigung ein starkes Symbol sehen: Tesla Motors, der US-amerikanische Hersteller von Elektroautos, die bei Hollywood-Stars und anderen Prominenten derzeit angesagt sind, kommt nach München. Schon im Juli soll eine Niederlassung der Kalifornier mit Ausstellungsräumen, Werkstatt und Büros in der Innenstadt eröffnen.

Teslas Europa-Chef Craig Davis vor dem Münchner Siegestor. (Foto: Foto: Schellnegger)

Neben London und Monaco werde München dann einer der ersten drei Standorte außerhalb der USA sein, sagt Teslas Europa-Chef Craig Davis. An dieser Auswahl kann man ablesen, worum es Tesla bei seinen neuen Standorten geht: "Wo sonst hätten wir in Deutschland hingehen sollen?", fragt Davis. "Wir eröffnen in München, weil die Leute hier das nötige Geld haben und ein großes Interesse an Autos." Zudem könne eine Pendlerstadt besonders stark von der Elektromobilität profitieren.

Mit Vertretern der Stadt stehe man in Kontakt, um über ein städtisches Versorgungsnetz zu sprechen. An solchen "Strom-Tankstellen" müsste der Strom eine höhere Ampere-Zahl haben, um den Ladevorgang zu verkürzen. Damit solch ein städtisches Versorgungsnetz für alle Elektroautos möglichst schnell Realität wird, plant die Stadt verschiedene Forschungsprojekte. Wie die SZ berichtete, soll München zu einer von acht Modellregionen für Elektromobilität werden. Die Bundesregierung stellt dafür in den nächsten zwei Jahren insgesamt 115 Millionen Euro zur Verfügung. Als Modellregion kann die Stadt sich nun um die Förderung einzelner Projekte bewerben. Das Programm steht auch für private Unternehmen offen.

Münchens grüner Bürgermeister Hep Monatzeder sagt, die Stadt habe "gut vorgearbeitet". Er sei optimistisch, dass München bei dem Bewerbungsverfahren gut abschneiden werde. Mit welchen Projekten München sich im Einzelnen bewerben werde, wollte Monatzeder noch nicht sagen. "Wir sind noch in einem sehr frühen Stadium und müssen noch viele Gespräche führen." Mit den Forschungsprojekten solle die Frage beantwortet werden, wie sich Elektromobilität in einer Großstadt organisieren lässt. "Dazu gehören vor allem die Punkte Ladestationen und Stellplätze", sagt Monatzeder. Eine denkbare Lösung seien etwa überdachte und mit Solaranlagen ausgestattete Park-and-Ride-Anlagen, ein Modell, das die Stadt schon heute unabhängig von der neuen Förderung erforscht.

Weitere Möglichkeiten seien anwohnerfreundliche Ladestationen oder Anlagen, an denen sich eine leere Batterie einfach gegen eine frische austauschen lasse. "Mir ist wichtig, dass wir eine Lösung finden, die auf der ganzen Linie umweltfreundlich ist", sagt Monatzeder. So lehne er es ab, Elektroautos mit Strom aus Atomkraftwerken zu laden. Die Ansiedlung von Tesla bezeichnet Monatzeder als "starkes Zeichen für den Paradigmenwechsel vom Verbrennungsmotor zum Elektroantrieb".

Nicht ganz so optimistisch sieht der ADAC-München die Sache. "Beim derzeitigen Entwicklungsstand können Elektroautos nur im lokalen und regionalen Verkehr eine Rolle spielen", sagt ein Sprecher. Erst wenn die Akkus eine größere Reichweite erlaubten oder ein Netz von Stromtankstellen zur Verfügung stehe, sei der Elektroantrieb eine Alternative zum Verbrennungsmotor. Auch bei BMW gibt man sich gelassen. Bei der Entwicklung neuer Antriebsformen sei die Herausforderung nicht, ein Nischenprodukt anzubieten, sondern in Großserie zu produzieren. BMW werde in den kommenden Wochen weltweit 600 Elektrofahrzeuge zu Testzwecken auf die Straßen bringen, darunter auch einige in München. Im Laden stehen sollen die Elektroautos von BMW dann ab dem Jahr 2015.

Tesla will im kommenden Jahr mehr als 250 Exemplare des etwa 90000 Euro teuren Roadsters in Europa verkaufen. Das zweisitzige Cabriolet, das von fast 7000 handelsüblichen Laptop-Akkus angetrieben wird, soll eine Reichweite von etwa 350 Kilometern haben. Die Akkus können an einer normalen Steckdose geladen werden.

© SZ vom 05.06.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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