Einsatz:Gefährliche Fahrt im Güterzug

Lesezeit: 1 min

Bundespolizei greift illegale Migranten an Gleisen auf

Von Martin Bernstein

Am Brenner, der Grenze zwischen Italien und Österreich, sinkt das Thermometer nachts derzeit auf unter minus zehn Grad. Doch trotz dieser eisigen Temperaturen riskieren Menschen aus Afrika die lebensgefährliche Fahrt in offenen Güterzugwaggons oder werden von skrupellosen Schleusern auf den Weg geschickt. Münchner Bundespolizisten haben binnen 48 Stunden neun illegale Migranten aufgegriffen - drei am Donnerstag im Bereich des DB-Betriebswerks Steinhausen, sechs weitere am Samstagmorgen am Rangierbahnhof Nord. Am Abend wurden im Hauptbahnhof außerdem zwei Minderjährige aus Eritrea zur Bundespolizei gebracht.

Am Samstag gegen 5.30 Uhr schlug die Notfallleitstelle der Bahn Alarm. Mehrere Personen irrten zwischen den Gleisen umher. Ein lebensgefährliches Unterfangen: Die Waggons am Rangierbahnhof rollen oft ohne Lok über die Schienen - sie sind deshalb sehr leise und können im Ernstfall von niemandem gebremst werden. Streifen der Bundespolizei entdeckten sechs junge Männer, die nach ersten Ermittlungen mit einem aus Verona kommenden Güterzug unerlaubt eingereist waren. Die vier Nigerianer im Alter von 20 bis 31 Jahren und ein 19-Jähriger aus Gambia sowie ein 16-Jähriger aus Sierra Leone machten laut Polizeisprecher Wolfgang Hauner einen körperlich stabilen Eindruck.

Am Abend baten zwei 13 und 14 Jahre alte Buben gegen 19.30 Uhr am Hauptbahnhof Reisende um Hilfe. Nach ersten Erkenntnissen waren die Flüchtlinge aus Eritrea in Sizilien in einem Kinderheim für Migranten untergebracht gewesen. Mit Bus und Zug kamen sie nach München. Ihre Eltern sind offenbar noch in Eritrea. Am Donnerstagmorgen waren zwei 20-jährige Nigerianer und ein 17-Jähriger aus Sierra Leone auf einem aus Italien kommenden Güterzug nach München gekommen.

2018 registrierte die Münchner Bundespolizei insgesamt 122 Güterzugmigranten, nachdem es 2017 noch 565 und im Herbst zuvor 265 gewesen waren. Den Rückgang führt Hauner vor allem auf umfangreiche Güterzugkontrollen am Brenner und vor Rosenheim zurück, "die diese schleusungsrelevante Route zuletzt beinahe zum Erliegen brachten".

© SZ vom 21.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: