Ein Single an Weihnachten:Besinnliches Laufen

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Kein Christbaum, keine Geschenke, kein Festessen: Warum Single Claus Herther kein Wert auf Weihnachten legt und die Feiertage lieber alleine verbringt.

Ulrike Jochum

Bei Claus Herther steht kein Weihnachtsbaum. Es gibt keine große Familienfeier, und Stress wegen des Geschenkekaufs gab es auch nicht. "Am 24. Dezember mache ich traditionell rein gar nichts", bringt der 35-Jährige die Sache auf den Punkt. Herther ist ein gebürtiger Münchner, der seine Stadt nun ganz neu entdecken muss. Vor nicht einmal zwei Monaten ist er nach langer Abwesenheit wieder nach München zurückgekehrt. Zwischen dem Ende seiner Schulzeit und diesem November, als er in seiner neuen Bleibe in Neuhausen ankam, lagen für den Webprogrammierer 15 lange Jahre in den USA.

Claus Herther feiert auch dieses Jahr kein Weihnachten. (Foto: Foto: Catherina Hess)

In Los Angeles hat er Betriebswirtschaft studiert und auch gearbeitet. Und dort hat er auch die Freude an Weihnachten verloren. "L.A. ist eine richtige Anti-Weihnachtsstadt", erzählt der Freiberufler. Die Art, wie man in Kalifornien die Vorweihnachtszeit begehe, habe fast schon etwas Ironisches: Künstlich aufgebaute Altstädte werden mit Kunstschnee überzuckert. Aus Lautsprechern trällern Weihnachtslieder, und an jeder Ecke sitzt ein Weihnachtsmann. Daran erinnert sich Herther nur mit Unbehagen: "Das ist so kitschig, das will ich unbedingt vermeiden."

Jahre der stillen Weihnacht

Dennoch kam er in den ersten Jahren um den Rummel nicht herum. Seine Ex-Frau habe eine "Riesenfamilie" gehabt, da seien die Feiertage üppig ausgefallen. Als die Ehe dann in die Brüche ging, begannen für den frischgebackenen Single die Jahre der stillen Weihnacht - ganz so, wie es ihm gefällt. An den Heiligabenden kochte er oft einfach für sich selbst. Meist etwas Traditionelles, wie das Wiener Gulasch, das seine österreichische Mutter gerne zubereitet hatte.

An diesem Weihnachten ist alles wieder ein wenig anders für den 35-Jährigen - und doch wieder nicht. Anders, weil in München ja keine Läden offen haben an den Feiertagen, beklagt Herther, der sich weder als Amerikaner noch als Deutscher oder Österreicher fühlt. An alles müsse zuvor gedacht werden, damit dann nicht etwa die Milch ausgeht. Ungewohnt ist für ihn auch der Winter: "Der Schnee ist eigentlich nur gut von innen", gesteht er.

Das hält Herther jedoch nicht davon ab, den Heiligabend wieder auf seine ganz persönliche Art zu verbringen, zumal die Eltern, die in München gelebt haben, schon gestorben sind: "Wenn's Wetter schön ist, gehe ich in den Nymphenburger Park laufen." Es hört sich ganz und gar nicht traurig an, wenn er das sagt: "Das gefällt mir, für mich ist das eine Zeit der Besinnung." Sicher habe es früher, als Kind, schöne Weihnachten mit den Eltern gegeben. Die Mutter habe gekocht, und im Wohnzimmer sei immer ein Riesenbaum gestanden. "Diesen Stress will ich mir selbst aber nicht mehr antun."

© SZ vom 24.12.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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