Ehemalige Kaserne:McGraw-Gelände wird Polizeizentrum

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Früher Kaserne, bald Polizeizentrum: der McGraw-Graben in München. (Foto: Claus Schunk)

Im Westteil der ehemaligen McGraw-Kaserne sollen die über die Stadt verstreuten Kommissariate der Kripo unterkommen. Östlich des Grabens könnte eine Wohnsiedlung für Polizisten und andere Staatsbedienstete entstehen.

Von Florian Fuchs und Stefan Mühleisen

Das Gelände der ehemaligen McGraw-Kaserne in Giesing soll nach dem Willen der Münchner Polizei zu einem zweiten Hauptsitz neben dem Präsidium an der Ettstraße ausgebaut werden. Wie Polizeipräsident Hubertus Andrä bestätigte, wird derzeit mit dem Innen- und Finanzministerium abgestimmt, auf dem Westteil des staatseigenen Areals die in der Stadt verstreuten Kommissariate der Kriminalpolizei zu konzentrieren. Insgesamt könnte das Kasernengelände mittelfristig zu einer Art Super-Polizeisiedlung werden: Das brachliegende Segment östlich des McGraw-Grabens soll auf Wunsch von Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zu einem Wohngebiet für Staatsbedienstete entwickelt werden.

Das Kasernenareal im Südosten Münchens ist eine Hinterlassenschaft der Nazis, die an der Tegernseer Landstraße die Reichszeugmeisterei, das zentrale Beschaffungsamt der NSDAP, sowie riesige Fahrzeughallen errichteten. Nach Kriegsende nahm die US-Armee das Gebiet in Beschlag; seit dem Abzug der Amerikaner ist das insgesamt elf Hektar große Gelände im Besitz des Freistaates.

Die großen Gebäude wurden sukzessive saniert, um dort die zentralen Verwaltungsstellen der Polizei einzuquartieren. Schon 1997 lag das Ergebnis eines städtebaulichen Wettbewerbs vor, der eine Konzentration staatlicher Einrichtungen im acht Hektar großen Westteil empfahl. Doch passiert ist nichts, auch nicht auf dem östlichen Segment, wo Gebäuderiegel vor sich hin rotten - zum Ärger der Stadtpolitik. Zuletzt drängten SPD und CSU in separaten Anträgen im Frühjahr darauf, den Leerstand zu beenden.

Auch Innenminister Herrmann stößt das sauer auf, wie aus einem internen Brief an Ministerpräsident Horst Seehofer vom Juli dieses Jahres hervorgeht, der der SZ vorliegt: "Die Situation ist insgesamt unbefriedigend. Bauland in guter Lage . . . liegt brach", schrieb Herrmann. Nach den Worten des Landtagsabgeordneten Andreas Lorenz (CSU) ist inzwischen vereinbart worden, auf dem Ostteil Beamtenwohnungen zu errichten. "Der politische Wille ist da, Bediensteten in unteren und mittleren Einkommen bezahlbaren Wohnraum zu ermöglichen", sagt Lorenz. Dies sei dringend notwendig, da viele Beamte nach ihrer Ausbildung wegen der hohen Mieten die Stadt wieder verlassen. "Wir hoffen, so junge Polizisten in der Stadt halten zu können", sagt auch Hubertus Andrä.

Der Polizeipräsident sieht in den Überlegungen außerdem den Vorteil, Mietkosten sparen und Arbeitswege verkürzen zu können, sofern das Präsidium auf dem Westteil seine Kommissariate zusammenlegen darf. Die Kriminalpolizei ist momentan an zehn Standorten im gesamten Stadtgebiet verteilt, von der Hansastraße und der Landshuter Allee bis zur Türkenstraße und dem Adenauerring - alles teure Mietobjekte.

Nach Angaben des Polizeiliegenschaftenverwalters Norbert Rampf muss die Münchner Polizei im Jahr 6,4 Millionen an Mietkosten - der Gesamtetat beträgt 42 Millionen Euro - für die einzelnen Kriminalfachdienststellen und Kommissariate der Kriminalpolizei bezahlen. Eigene Gebäude am McGraw-Graben würden also viele Kosten sparen. Eine Umnutzung des Geländes dürfte dennoch nicht einfach sein. Eine Menge Altlasten müssten zunächst für viel Geld entsorgt werden: etwa das stillgelegte Heizkraftwerk mit vier Hochöfen samt unterirdischen Rohren.

Ins Detail gehen die Überlegungen offenbar noch nicht. Bei der Polizei heißt es, dass man noch diskutieren müsse, für welchen Kommissariate es wirklich Sinn mache, sie auf einem Gelände zusammenzuziehen. Abteilungen wie der Kriminaldauerdienst etwa bräuchten Haftzellen in der Nähe ihrer Büros und sollten deshalb wohl am besten im Präsidium an der Ettstraße bleiben. Jürgen Ascherl, Vorsitzender des Münchner Bezirksverbands der Deutschen Polizeigewerkschaft, mahnt an, die Ermittler der einzelnen Kommissariate selbst nach ihren Wünschen zu befragen.

Grundsätzlich heißt er die Pläne des Präsidiums für gut. Mit den geplanten Wohnungen für Polizeibedienstete allein sei es aber nicht getan. "Der Standort am McGraw-Graben ist nicht attraktiv genug, um junge Polizisten langfristig im teuren München zu halten", sagt Ascherl. Die Gewerkschaft fordert deshalb weiterhin ein Ballungsraumzulage von mehreren Hundert Euro für Polizeiangestellte in der Stadt.

© SZ vom 23.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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