Zu viel Dünger:Teurer Schlamm

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Etwa 6000 Kubikmeter nasser Klärschlamm fallen in der Grafinger Anlage jährlich an. Die Entsorgung bereitet zunehmend Probleme. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Grafing muss für 450 000 Euro seine Kläranlage nachrüsten, um die Entsorgung der Sedimente auch künftig gewährleisten zu können

Von Thorsten Rienth, Grafing

Noch verteilt Grafing seinen nassen Klärschlamm als Dünger auf die Felder in der näheren Umgebung. Das ist allerdings nicht das gesamte Jahr über erlaubt, bringt Probleme mit Schadstoffgrenzwerten mit sich und außerdem gibt es zu viel Material für die begrenzte Anzahl infrage kommender Flächen. Darüber hinaus will die Regierung die Praxis ohnehin bald gänzlich untersagen. Der Grafinger Bauausschuss musste sich deshalb in seiner jüngsten Sitzung etwas einfallen lassen, wie der Klärschlamm künftig entsorgt werden soll. Notgedrungen ist die Wahl auf die Anschaffung einer Klärschlammpresse für knapp 450 000 Euro gefallen.

Etwa 6000 Kubikmeter nasser Klärschlamm fallen in der Grafinger Kläranlage jährlich an - der Inhalt eines Würfels mit gut 77 Metern Seitenlänge. Das Volumen des bei Kläranlagen weithin sichtbaren Schlammsilos beträgt in Grafing 1500 Kubikmeter. Egal, ob nasser Schlamm trocken gepresst und entsorgt wird oder ihn die Stadt auf die Felder bringt: "Die Kläranlage hat immer das Problem, dass die Speicher nicht ausreichen", heißt es in der Beschlussvorlage. Das erklärte der Sachverständige Josef Waldinger so: "Wird Schlamm gepresst, entsteht Presswasser. Das kann man nicht einfach so zur Reinigung in die Kläranlage kippen. Chemisch betrachtet würde sie umkippen." Der begrenzen Menge wegen, die jeden Tag beigemischt könne, ist die Kapazität von etwa 450 Kubikmeter Presswasserspeicher zu wenig. Und der 6000-Kubikmeter-Speicher für nicht gepressten Schlamm werde im Winter schnell voll.

Trockener Schlamm lässt sich dagegen vergleichsweise kostengünstig verbrennen. Die dafür infrage kommende Zentrifuge der Kläranlage ist jedoch seit drei Jahren defekt. Eine Reparatur sei nicht mehr wirtschaftlich, eine komplette Neuanschaffung indiskutabel teuer, stellte Waldinger klar. Er untersuchte deshalb realistische Alternativen, konkret: eine mobile Schlammentwässerung, den Neubau einer fest installierten Anlage sowie eine mobile Entwässerungsanlage, die sich Gemeinden auf Landkreisebene teilen könnten. Letztere Option sei zwar "charmant", sagte Waldinger, aber wenig praktikabel. "Es ist in der Praxis kaum planbar, in welcher Gemeinde die Anlage wann am geschicktesten zu stehen hat." Man werde diese Variante also nicht weiterverfolgen, entschied der Bauausschuss. Außerdem braucht Grafing jetzt eine Lösung und nicht erst in ein paar Jahren, wenn das nötige Vertragswerk stünde.

Letztlich entschied sich der Ausschuss, eine feste Klärschlammentwässerung einbauen zu lassen. Das hat vor allem finanzielle Gründe. Zwar kostet sie mit knapp 450 000 Euro rund 130 000 Euro mehr als eine mobile Lösung. "Über die niedrigeren Betriebskosten amortisiert sich das aber bereits nach etwa dreieinhalb bis vier Jahren", erläuterte Waldinger. Zudem kann langsam, aber kontinuierlich das Presswasser in die Becken eingeleitet werden, ein neuer Speicher ist also nicht nötig.

© SZ vom 27.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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