Zorneding:Weil daheim kein Platz mehr war

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Das Pöringer Weihnachtsstandl im Jahr 1982, damals noch vor der Feuerwehr. Sophie Zirngibl (links) und Margret Höger dekorieren und verkaufen. (Foto: privat)

Seit 35 Jahren verkauft Margret Höger mit ihren Freundinnen Selbstgemachtes auf dem Pöringer Weihnachtsstandl

Von Johanna Feckl, Zorneding

"Wenn man überlegt, wie lange das her ist: Das ist ja eine Ewigkeit!" Immerhin 35 Jahre. Damals hat Margret Höger zusammen mit ihrem Mann Ludwig Höger und ihrer Freundin Sophie Zirngibl das Pöringer Weihnachtsstandl ins Leben gerufen, das seitdem eine feste Pöringer Institution in der Adventszeit ist. Alles begann mit dem vielen vertrauten Problem: Wohin denn nur mit dem ganzen Zeug? "Sophie und ich haben damals einen Töpferkurs besucht", erinnert sich Margret Höger. Platz hatten die beiden Frauen für ihre Töpferkunst aber keinen, denn "eigentlich hat man ja zu Hause immer schon genügend rumliegen". Gut, dass der Platzmangel Höger und Zirngibl nicht dazu geführt hat, ihr Hobby an den Nagel zu hängen. Stattdessen haben sie beschlossen, ihre Handarbeit auf einem eigenen Weihnachtsmarkt zu verkaufen und den Erlös zu spenden.

Schnell haben sich einige bastelfreudige Freundinnen angeschlossen. Im ersten Jahr des Weihnachtsstandls haben sie zu fünft ihre handgearbeiteten Utensilien sowie allerlei selbst gemachte Weihnachtsleckereien für das leibliche Wohl vor der Pöringer Feuerwehr verkauft. Schon bald war sie aber wieder da, die Frage des "Wohin?": Die Nachfrage war so groß, es wurde immer mehr gebastelt, getöpfert, gedrechselt und gestrickt, dass der Platz vor der Feuerwehr nicht mehr ausreichte. Deshalb beherbergt seit 1987 der Wimmer-Hof in der Anzinger Straße das Weihnachtsstandl. "Mittlerweile sind wir zwischen zwölf und 15 Bastlerinnen. Unsere Männer kümmern sich um den Auf- und Abbau, um die Flammkuchen, Bratwürste und den Ausschank", sagt Höger. "Es ist alles etwas größer und ausgedehnter geworden." Inzwischen bereiten sie etwa 200 Tüten Plätzchen à 200 Gramm vor. Und zwischen 150 und 200 Gläser Marmelade. Dementsprechend konnte das Weihnachtsstandl-Team auch den Erlös, der von Beginn an wohltätigen Organisationen zukommt, verachtfachen.

Von Anfang an dabei sind auch die Pöringer Bläser und die Schulkinder aus dem Ort. "Ich freue mich sehr, dass das jedes Jahr wieder klappt", sagt Höger. Und wer weiß: Vielleicht schaut auch beim diesjährigen Weihnachtsstandl wieder der Nikolaus mit einem gut gefüllten Sack voller Äpfel, Orangen und Nüsse vorbei.

Woran liegt denn nun aber der große Erfolg? Höger gibt sich ratlos: "Das wenn ich wüsste!" Ein älterer Mitbürger habe in den Anfangsjahren einmal gesagt, die gesamte Ortschaft komme hier zusammen, man ratsche miteinander und kaufe schließlich etwas, weil es für einen guten Zweck ist. "Wahrscheinlich liegt die Beliebtheit des Weihnachtsstandls daran." Denn obwohl die meisten Besucher daheim ja eigentlich alles hätten, kauften sie trotzdem etwas, weil eben alles eingenommene Geld gespendet wird. "Und wenn es nur ein Glühwein oder eine Tüte Plätzchen ist", meint Höger.

In diesem Jahr geht ein Teil der Erlöse an die Nachbarschaftshilfe der Gemeinden Vaterstetten, Zorneding und Grasbrunn. Es werden neue Wärmebehälter für die Essensausgabe benötigt. Wie in den vergangenen Jahren erhalten auch die Zornedinger Tafel und die Aktion "Lichtblick für Senioren" finanzielle Unterstützung. Und falls genügend verkauft wird, leiten Höger und ihr Team einen Teil der Erlöse an das "Projekt Omnibus" und den Verein "Kleine Helden" weiter, die kranken Kindern und ihren Eltern ihre Hilfe anbieten. Jedes Jahr berät sich das Team Anfang Herbst, welche Organisationen und Projekte sie dieses Mal unterstützen möchten. "Der persönliche Kontakt ist uns dabei sehr wichtig", sagt Höger. Wie 2013, als ein Teil der Spenden der niederbayrischen Ortschaft Winzer zu Gute kam. "Die Oma einer unserer Helferinnen lebt dort und hat mitbekommen, wie schlimm viele der Ortsansässigen von der Hochwasserkatastrophe betroffen waren", erzählt Höger. Mit der Spende im Gepäck sind sie dann dorthingefahren.

Was das diesjährige Sortiment des Weihnachtsmarkts zu bieten hat, darüber kann Höger nichts sagen. Denn "jeder bastelt für sich und bereitet seine Sachen vor". Erst beim Aufbau werden die Arbeiten der anderen Bastlerinnen im Team begutachtet. "Da lasse ich mich genau wie die Besucher jedes Jahr immer wieder gerne überraschen!"

Das 35. Pöringer Weihnachtsstandl findet am Sonntag, 6. Dezember, im Wimmer-Hof in der Anzinger Straße 15 von 13 bis etwa 17 Uhr statt.

© SZ vom 05.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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