Zorneding:Verheilte Wunden

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Auf die Zwangsehe folgt eine behutsame Entwicklung

Von Mariel Müller, Zorneding

In Zorneding ändert sich nicht mehr all zu viel seit der Gebietsreform und dem Neubau des Wohnviertels Am Daxenberg in den 1970er Jahren. Abgesehen davon, dass hier, wo die Gemeinde damals 3000 Neubürger dazu bekommen hatte, inzwischen ganz langsam ein Generationenwandel einsetzt.

Durch die Gebietsreform 1978, also den Verlust von Baldham-Zorneding an Vaterstetten, verlor die Gemeinde Zorneding einen großen Teil der in den Vorjahren zugezogenen Bevölkerung gleich wieder an die Nachbarn. Für Zorneding ein Nachteil, weil unter den Einwohnern und Firmen gute Steuerzahler waren. Die bisher selbständige Gemeinde Pöring ging dafür mit Ingelsberg und Wolfesing an Zorneding. "Eine Zusammenlegung bedeutet immer, etwas aufzugeben.

Das macht doch keiner freiwillig. Das war unter Zwang - aber die Zeit heilt Wunden", sagt Altbürgermeister Franz Pfluger, der zu jener Zeit im Gemeinderat saß. Ganz sind die Wunden von damals jedoch nicht verheilt. Pöring und Zorneding, seit jeher durch die Eisenbahnstrecke getrennt, haben noch heute jeweils eine eigene Feuerwehr und getrennte Jagdgenossenschaften. Beides ergebe Sinn, sagt der Altbürgermeister. Die Gemeindeteile haben verschiedene Jagdgründe, und eine Zusammenlegung der Feuerwehrhäuser, "würde nur jemand fordern, der kein Hintergrundwissen hat". Gäbe es nämlich nur ein Feuerwehrhaus, müsste es an der Grenze zwischen Pöring und Zorneding liegen, also in der Nähe der Bahn. Da es aber nur zwei Übergänge gibt, würde es lange dauern, bis die Helfer rechtzeitig vor Ort wären, so Pflugers Erklärung. Machbar sei zwar vieles, "aber da ist irgendwo auch der Stolz dabei", gibt er zu. Bürgermeister Piet Mayr dagegen sieht, wenn er auf sein Dorf schaut, längst eine Einheit, die durch ein gemäßigtes Wachstum in den vergangenen Jahrzehnten gefördert worden ist. Hier wie überall gilt, dass die Preise für Grundstücke steigen, sie liegen bei einem Bodenrichtwert von 700 Euro - die Infrastruktur und die Nähe zum Ebersberger Forst tragen ihren Teil dazu bei. Als vor einiger Zeit die Schlagzeile von 1000 Neubürgern, die in Pöring angesiedelt werden sollten, durch die Presse ging, habe man erst einmal abgewunken, so Mayr. Klar gebe es die Fläche an der Eglhartinger Straße, aber sie liege an einem verkehrlichen Nadelöhr, und das müsse man behutsam angehen. Abgesehen davon sei das Potenzial an Bauerwartungsflächen in Pöring deutlich höher als in Zorneding, wo es nur wenig Verdichtungsmöglichkeiten gebe. Insgesamt bemühe sich die Gemeinde mit einem Flächennutzungsplan um Steuerung, laut dem eine Grundflächenzahl von 0,2 in den alten Gemeindeteilen nicht überschritten werden darf. Das könne natürlich dazu führen, dass mehr in die Höhe gebaut werde, wenn der Siedlungsdruck steige, sagt Mayr. "Mal schauen, ob der Gemeinderat dazu bereit ist, das zu genehmigen."

Ob Pöring und Zorneding heute noch etwas trennt? Franz Pfluger sagt entschieden "nein". Weder beim Roten Kreuz noch beim Trachtenverein, wo er zweiter Vorsitzender war, habe er Rivalitäten bemerkt. Anna Agyekum-Sabraw-Perfler, die in Pöring aufgewachsen ist, sieht das etwas anders - aber mit Humor. "Die Pöringer sind die Pöringer und die Zornedinger die Zornedinger." Klar gebe es Unterschiede. Aber vielleicht haben sich die inzwischen auch nivelliert. Immerhin haben drei ihrer Brüder Zornedinger Frauen geheiratet.

© SZ vom 02.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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