Zorneding:Traumboot am Daxenberg

Mit einem romantischen Songkonzert der Jazzsängerin und Pianistin Ela Marion eröffnet Ulrich Fischer in seinem Zornedinger Café Herzog eine neue Veranstaltungsreihe

Von Rita Baedeker, Zorneding

Draußen ist es bereits Nacht und eisig kalt, als das "Dreamboat", so der Titel des ersten Songs von Sängerin Ela Marion, im Zornedinger Café Herzog am Herzogplatz ankert. Begleitet wird die Herz und Glieder wärmende Musik von Kerzenlicht, Rosenblüten und dem Lächeln einer mit bunter Girlande geschmückten klassischen Statue, womöglich Göttin Aurora oder Aphrodite. Was ja wunderbar zum Motto des Abends "All about Love" passt.

Die Premiere ist ein voller Erfolg: Das kleine Café ist gut gefüllt, Nachzügler müssen stehen beim ersten Abend mit der Jazzsängerin und Songwriterin Ela Marion, die mit bürgerlichem Namen Michaela Schwab heißt und häufig in der Münchner Jazzbar Vogler anzutreffen ist. In Heimstetten ist sie aufgewachsen, Zorneding kennt sie vom Babysitten her, und die langjährige Bekanntschaft mit Wirt Ulrich Fischer hat nun zu ihrem ersten Engagement hier geführt. Weitere Abende sollen folgen. "Ein Jahr lang werde ich in Lokalen draußen auftreten und dort meine Lieder präsentieren", berichtet sie. "Ich bekomme ein Podium, und in die Kulturcafés kommt mehr Leben." Eintritt wird nicht verlangt, dafür geht am Ende eine Schachtel für freiwillige Spenden herum.

Rund siebzig Lieder hat die Sängerin und Pianistin geschrieben, eine Auswahl aus diesem Repertoire ist an diesem Abend zu hören: Schwab hat Jazzpiano und Gesang studiert und begleitet sich selbst, mal am E-Piano mit Synthesizer, mal mit akustischer Gitarre. Dem Thema Liebe entsprechend singt sie von großen Gefühlen, von Mister Right, einem Sommertag mit Ukulele in Griechenland. Sie schreibt gefühlvolle Balladen; ihre ideenreichen Kompositionen erinnern an Songs von Katie Melua, eines ihrer Vorbilder ist die Soulsängerin Corinne Bailey Rae und deren Jazzpop.

Ela Marions Stimme ist ungemein wandlungsfähig. Beim spielerischen Scatten fordert sie das Publikum dazu auf, ebenfalls mit Silben wie "di-da-du-bi-bei" zu improvisieren; sie verfügt über einen beachtlichen Tonumfang, ihre Stimme klingt mal wild-drängend, dann wieder zart wie ein Windhauch. Wie ausdrucksstark diese Stimme ist, hört man vor allem, wenn sie Standards und Evergreens wie "Summertime", "Blue Moon" und "Hit the Road, Jack!" singt oder das selbst geschriebene, fast hymnische "Sing, Solly sing!" für ihre Freundin, die Sängerin Solly Aschkar.

Zorneding: Beim ersten Konzert mit der Jazzsängerin und Songwriterin Ela Marion ist das Café Herzog am Herzogplatz in Zorneding bis auf den letzten Platz voll.

Beim ersten Konzert mit der Jazzsängerin und Songwriterin Ela Marion ist das Café Herzog am Herzogplatz in Zorneding bis auf den letzten Platz voll.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nach ihrer musikalischen Ausbildung am Richard-Strauss-Konservatorium habe die Gitarre sie immer mehr zum Songwriting animiert, zu Bossa, Folk, Funk und Balladen, berichtet Schwab. Dass sie ausschließlich englische Texte schreibe, liege daran, dass sie sich in der deutschen Sprache emotional nicht ausleben könne. "Sky, das klingt so anders als Himmel. Viel sehnsüchtiger", sagt sie. "Ich habe einen hohen Anspruch an meine Texte. Die Messlatte für gute deutsche Songlyrik, das ist für mich Herbert Grönemeyer, alles andere klingt für mich nach Schlager." Auch dass sie mit Verstärker singt, was ein paar Besucher unnötig finden, hat mit ihrem hohen Anspruch zu tun. "Durchs Mikro kann ich meine Stimme ganz leise klingen lassen, ohne hört man das nicht", sagt sie.

Das Publikum zeigt sich hingerissen. Viele Besucher kennen das Café, treffen sich dort zum Stammtisch. Eine Frau berichtet, sie brauche "bloß umzufallen" und sei zu Hause. Auch ihre Tischnachbarin wohnt um die Ecke. Gerne würde sie öfter kommen, nur mit den Öffnungszeiten ist sie nicht ganz zufrieden. "Um 18 Uhr macht das Café auf, aber da ist es für Kaffee und Kuchen zu spät!" Ein dritter Zuhörer, Jazzliebhaber, wie er sagt, genießt das Konzert zeitweise mit geschlossenen Augen. Am 28. Februar legt das "Traumboot" am Herzogplatz wieder an. Könnte sein, dass man rechtzeitig Plätze reservieren sollte.

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