Zorneding:Sinnlich und herzerfrischend

Lesezeit: 2 min

Chapeau für Matthias Gerstner (li.), den Initiator der Zornedinger Reihe. Er hatte mit seiner Werkauswahl für Einheit in der Vielfalt gesorgt. (Foto: Christian Endt)

Preisträger von "Jugend musiziert" erweisen der Zornedinger Reihe "Bach & More" die Ehre

Von Ulrich Pfaffenberger, Zorneding

Irgendwann wird Elias Kolb, Johanna Gerstner, Philipp Heuer, Abelina Ellert und Ivana Matic einmal ein lauer Sommerabend beschert sein, an dem sie ihre Musik unter freiem Himmel konzertieren dürfen. Es wird eine Serenade sein, für die es sich lohnte, schon heute Karten zu reservieren. Denn wie sich das Quintett in Begleitung von Matthias Gerstner an der Orgel wetterbedingt im Inneren statt im Atrium der Christophoruskirche Zorneding präsentierte, wäre solche atmosphärische Aufwertung nicht nur ihnen zu gönnen, sondern auch fürs Publikum die Krönung beachtlichen Hörvergnügens.

Beachtlich deswegen, weil sich zu diesem Konzert in der Reihe "Bach & More" immerhin fünf Preisträger des angesehenen Wettbewerbs "Jugend musiziert" zusammengefunden hatten. Gleich vorweg sei's daher notiert: Einmal mehr erweisen sich der musische Nährboden und die soliden musikalischen Ausbildungsstätten der Region als Quell der Freude und des Hochgenusses für alle, die sich den Abend dafür freigenommen hatten.

Die Begründung für diesen Superlativ? Ein Blick in den konzertbegleitenden Notizblock registriert die Begriffe "herzerfrischend", "selbstbewusst", "achtsam", "sinnlich". Ein Blick in den Programmzettel findet die Namen Torelli, Loeillet, Geminiani, Corelli, Bach, Telemann und Händel. Aus der Kombination beider Dokumente ergibt sich der schlüssige Beweis fürs Lob. Denn diese Komponisten des 17. und 18. Jahrhunderts gehören immer wiederkehrend zu unzähligen Repertoires. Keiner im Publikum, der nicht sofort in der Lage wäre, Vergleiche anzustellen.

Es ist also eine ziemliche Herausforderung, wenn man da, noch dazu als junger Musiker, ein eigenes Profil zeigen will. Die fünf Nachwuchskünstler meistern sie bravourös, weil sie eine sehr subtile, jugendlich-neugierige Form des Musizierens zeigen, fern der Abgebrühtheit etablierter Klangkörper, aber nah am Geist der Werke - achtsam. Sie haben alle schon ihre Preise bekommen, wissen also, was sie können, wollen es aber auch bestätigen, dem Publikum wie auch sich - selbstbewusst. Ganz im Sinne guten Kon-Zertierens drängt sich dabei keiner in den Vordergrund, sondern bringt einer den anderen in den jeweiligen Solopassagen zum Glänzen - auch dies achtsam. Dem Schüleralter entwachsen, erfüllt von Aufbruchstimmung, gleichzeitig aber noch immer auf der Suche nach Vollendung, spielen sie inspiriert vom Geist der Komponisten und angeregt von der Kraft ihrer Instrumente - herzerfrischend und sinnlich zugleich.

Johanna Gerstner und Abelina Ellert überzeugen mit souveräner Beherrschung ihrer Violinen, die sie mit konzentriertem Ernst und spielerischer Leichtigkeit zugleich erklingen lassen, eine elektrisierende Kombination, zumal beider Temperament unterschiedlich genug ist, um für prickelnde Spannung zu sorgen. Ivana Matic an der Bratsche erweist sich als aufmerksame Gestalterin stiller Passagen; sie spielt mit innerem Feuer und fein dosierter Kraft jene Akzente heraus, die jedem Tonsatz seine Charakteristik geben. Bei Philipp Heuer, seit Jahren als Cellist im geschwisterlichen Quartett schon in Verantwortung für ein markantes Klangprofil, hat inzwischen eine bemerkenswerte Eleganz des Spiels erreicht - seine Entwicklung zu beobachten ist ein echtes Vergnügen. Elias Kolb schließlich erweist sich als schon jetzt weit entwickelter, feinsinniger Trompeter, mit hervorragendem Sinn für Dynamiken und Respekt für die Dominanz seines Instruments im Miteinander des Ensembles. Ein wahrer Freund des orchestralen Klangs.

Chapeau zuletzt für Matthias Gerstner, der einmal mehr mit zuverlässiger Hand aus seinem umfassenden Literaturwissen genau jene Werke für das Konzert ausgewählt hat, die Einheit in Vielfalt garantieren und die Qualitäten seiner Musiker perfekt zum Tragen bringen. Sein Anteil am ausgiebigen, ehrlichen Applaus für diesen Abend ist daher nicht groß genug einzuschätzen.

© SZ vom 26.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: