Zorneding:Sie werden verbunden

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In Zorneding hat die Verlegung der Glasfaserkabel begonnen

Von Viktoria Spinrad, Zorneding

Wie ein Honigkuchenpferd lacht Zornedings Bürgermeister Piet Mayr, als er die kleine Baggerschaufel langsam in die Erde bugsiert - sein erstes Mal als Baggerfahrer, beteuert er. Seine Freude an diesem Septembertag überrascht nicht, schließlich hat das Vorzeigeprojekt der Gemeinde für Glasfaser-Internet im Ort lange genug auf sich warten lassen. Bereits im Juli hatte das Unternehmen zwei Verteilerstationen im Ort aufgestellt, statt im August beginnen die Grabungen für die Glasfaserkabel nun vier Wochen später. Mayr, der selber offensiv für den Ausbau geworben hatte und seit dem Zuschlag mehrmals vertröstet wurde, gibt sich optimistisch: "Ich bin zuversichtlich, dass wir im nächsten Jahr Glasfaser im Ort haben werden", sagt er.

Bis dahin muss aber erst noch die notwendige Infrastruktur geschaffen werden: Zunächst wird das beauftragte Tiefbauunternehmen Enekom vom "Point of Presence" (PoP), also der Verteilerstation an der Georg-Münch-Straße eine Verbindung zu einem Koppelpunkt an der Eglhartinger Straße bauen. Von da aus wird die Glasfaser die Verbindung ihres Konkurrenten, der Telekom bis nach München anmieten. Dann werden die Pops an der Georg-Münch-Straße und an der Herzog-Arnulf-Straße miteinander verbunden, gleichzeitig sollen die Arbeiter in den Ortsteilen Ingelsberg und Wolfesing mit der Verlegung der Rohre beginnen, in die dann die Glasfasern mittels Druckluft reingeschossen werden.

"Wenn alles gut läuft", sagt Martin Herkommer, Regionalleiter der Deutschen Glasfaser, dann könnten die ersten Zornedinger bereits in acht Wochen über die Glasfasern surfen. Und er verspricht: Die Anwohner, die sich jetzt noch spontan für einen Glasfaseranschluss entschließen, bekommen, solange die Bagger noch nicht durch ihre Straße sind, weiterhin einen kostenlosen Anschluss. Etwa 1900 Haushalte werden nach dem aktuellem Stand nach und nach angeschlossen, 15 Kilometer wird auf Pöringer Seite gegraben, 20 Kilometer auf Zornedinger Seite, bis zu 120 Meter will die Baufirma am Tag aufgraben. Der Bürgermeister will dies auch gleich nutzen, um viele Bürgersteige sanieren zu lassen.

Nur eines trübt die Vorfreude auf das schnellere Internet: Denn der Bürgermeister und der Regionalleiter der Deutschen Glasfaser haben sich immer noch nicht darauf geeinigt, wie im Pöringer Mischgebiet verfahren wird. In den Wohngebieten funktioniert es so: Die Zornedinger, die einen zweijährigen Vertrag mit der Glasfaser abgeschlossen haben, zahlen für das Basispaket mit Telefon und einer Internet-Flatrate mit 100 Megabit Übertragungsrate knapp 35 Euro im Monat, die Glasfasern werden dafür bis in ihr Haus verlegt. Für Gewerbegebiete hat die Glasfaser einen eigenen Businessanschluss, der zwischen 250 und 1000 Euro im Monat kostet. Zudem ist der Anschluss für Kunden hier nicht kostenfrei, sondern muss mit mindestens 500 Euro berappt werden.

Für Mischgebiete wie im Nordwesten des Orts rund um den Georg-Wimmer-Ring gibt es aber noch keinen Plan, bisher hatte die Glasfaser bei den dortigen Anwohnern nur mit Business-Anschlüssen geworben und auf Anfrage eine "flexible Lösung" versprochen. Drei Monate später spricht Herkommer von einer Sondersituation in Zorneding, von "Interpretationsunterschieden" und davon, dass er die Unstimmigkeiten bedauere. Zudem kündigt er für Oktober ein überarbeitetes Produktportfolio der Deutschen Glasfaser an, wie das genau aussehen soll oder ob es eine Lösung für den Konflikt zwischen dem Unternehmen und dem Rathaus wäre, konkretisierte er nicht weiter.

Während in Zorneding weiter gerungen wird, stehen die nächsten Gemeinden in den Startlöchern: Fast die Hälfte der Oberpframmerner entschied für einen Anschluss, in Glonn, Egmating, Bruck und Moosach läuft bis Ende November noch die Nachfragebündelung - mit dem Vorteil der Rückschau auf die Zornedinger Vorreitergemeinde.

© SZ vom 21.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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