Zorneding:Schule hin, Schule her

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Zorneding zieht sich aus dem Rennen um die erste Berufsschule im Landkreis zurück. Dafür könnte sich Grafing mit einem eigenen Standort bewerben

Von Thorsten Rienth und Wieland Bögel, Zorneding

Geht es um die weiterführenden Schulen im Landkreis, hat Zorneding einfach kein Glück: Erst musste die Gemeinde beim Rennen um das vierte Gymnasium im Landkreis den Nachbarn aus Kirchseeon den Vortritt lassen. Nun sind auch die Pläne geplatzt, eine Berufsschule anzusiedeln. "Wir können das sowohl aus räumlicher, als auch verkehrlicher Hinsicht nicht erfüllen", sagte Zornedings Bürgermeister Piet Mayr (CSU) am Dienstag. Dem Gemeinderat sei deshalb nichts anderes übrig geblieben, als den Beschluss des Grundstücksangebots an den Landkreis zurückzuziehen.

Ursprünglich hatte Zorneding ein zweieinhalb Hektar großes Grundstück im Ortsteil Pöring ins Rennen geschickt - jenes Areal, das im Jahr 2004 als Standort für das vierte Landkreis-Gymnasium im Spiel gewesen war. Basis der Berufsschulplanungen war anfangs eine Kapazität von rund 1 500 Schülern. Seit der Kreistagssitzung vor drei Wochen ist jedoch klar, dass das Kultusministerium etwa 2 100 anpeilt. Zwar versuchte Zorneding noch kurzfristig ein größeres Ersatzgrundstück in der Nähe des Gewebegebiets zu erwerben. "Diese Verhandlungen sind aber leider ergebnislos verlaufen", berichtete Mayr nun. "Das bedauere ich außerordentlich." Wer bei der Entscheidung um einen Schulstandort antrete, müsse nun einmal damit rechnen, am Ende nicht der Gewinner zu sein. Das gehöre zum politischen Geschäft. Mit einem sportlichem Vergleich kommentierte auch Landrat Robert Niedergesäß (CSU) den Zornedinger Rückzug: "Jetzt ist das Rennen wieder offen."

Wichtig ist eine Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr

Ein wichtiger Punkt ist dabei die Größe des Grundstücks. Niedergesäß geht - je nach Bauhöhe - von mindestens drei Hektar Grund aus. Das Kultusministerium bezeichnet fünf Hektar als optimal. Dann bliebe noch Platz für Erweiterungen. Weitere Bedingung sei eine gute Erreichbarkeit aus dem Landkreis München, mit dem zusammen das Ebersberger Landratsamt eine wo auch immer am Ende liegende Berufsschule planen würde.

Sie soll die Bereiche Einzel-, Groß- und Außenhandelskaufmann, Lagerlogistik, zahnmedizinischer Fachangestellter und Kfz-Mechatronik abdecken. Als weitere integrierte Einrichtungen sind eine Fachschule für Kinderpflege sowie eine Fachakademie für Sozialpädagogik geplant.

Geht es nach dem Landrat bedeutet der Zornedinger Rückzug keinesfalls das generelle Aus für eine Berufsschule im Landkreis Ebersberg. "Wir suchen jetzt ergebnisoffen nach einem geeignet anderen Standort", kündigte Niedergesäß an.

Bis 2019 ist noch Zeit, einen neuen Standort zu finden

Weil weiterführende Schulen für Gemeinden und Städten immer auch Prestigeangelegenheiten sind, laufen andernorts schon erste Gedankenspiele. So zum Beispiel in Grafing. In der Fraktionssprechersitzung - ein außerhalb der Geschäftsordnung tagendes Stadtratsgremium - wurde es bereits am Donnerstag vergleichsweise konkret. Grafing Bahnhof würde sich als Standort doch perfekt anbieten, soll das Credo gewesen sein: Per S-Bahn ist der Ortsteil in Richtung München angeschlossen. Der Eilzug fährt im Stundentakt gen Rosenheim. Dazu ist Grafing Bahnhof Dreh- und Angelpunkt mehrer Buslinien, zur "B 304" und der "St2089" nach Glonn sind es nur ein paar hundert Meter.

Bald wird man schlauer sein: Wie Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) bestätigte, steht das Thema auf dem nichtöffentlichen Teil der Tagesordnung im Stadtrat. Der tagte am Dienstagabend.

Fraglich allerdings ist, wie das zurzeit eher klamme Grafing die Bildungsinvestition schultern möchte. Bislang galt im Landkreis als ungeschriebenes Gesetz, dass Gemeinden die Grundstücke ihrer weiterführenden Schulen kostenlos einbringen. Weder aus dem Kreistag noch aus dem Landratsamt gab es in den vergangenen Wochen einen Vorstoß, an der Praxis etwas zu ändern.

Warum auch? Zeitdruck sieht man dort bei dem neuen Standortrennen nicht. Dem vergangene Woche präsentierten "Masterplan Schulen" zufolge ist frühestens im Jahresverlauf 2019 mit dem konkreten Planungsstart zu rechnen.

© SZ vom 11.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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