Zorneding:Schätze im Müllcontainer

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Am Zornedinger Wertstoffhof soll der abgegebene Müll nach dem Willen des Gemeinderates Müll bleiben und nicht wieder hergegeben werden. (Foto: Christian Endt)

Zornedings Grüne würden am Wertstoffhof gerne eine Güterbörse einrichten. Die Mehrheit des Gemeinderates fürchtet aber Streitereien und Unfälle

Von carolin Fries, Zorneding

So mancher Zornedinger mag diese Situation schon einmal erlebt haben. Er entsorgt seinen Müll am Wertstoffhof an der Bucher Straße und entdeckt im Sperrmüllcontainer einen Gegenstand, den er gerne mitnehmen würde, weil er diesen gut gebrauchen kann. Das mag mal eine Fahrradfelge, mal ein Schlitten oder ein Spielzeug für die Kinder sein. Doch die Mitnahme von Müll ist am Zornedinger Wertstoffhof nicht erlaubt. Die Grünen haben deshalb im Gemeinderat die Einrichtung einer Güterbörse beantragt, in einem "kleinen überschaubaren Rahmen", wie Fraktionschef Helmut Obermaier erklärte. Ihm gehe es dabei vor allem um Bürgerfreundlichkeit.

Die Gemeindeverwaltung lobte den ökologischen und sozialen Gedanken des Antrags, listete aber zahlreiche Gründe auf, die gegen eine solche Einrichtung sprächen. So gebe es kaum Platz und erst recht keine personellen Ressourcen. Die Einnahmen für die Sperrmüllgebühren würden sinken, die Entsorgungskosten steigen. Vor allem aber seien "Auseinandersetzungen zwischen Mitarbeitern und Bürgern vorprogrammiert". Und das, wo man gerade dabei sei, die aggressive Stimmung, die zuletzt angesichts einer begrenzten Abgabe von gelben Säcken am Wertstoffhof herrschte, zu entschärfen. Nicht zuletzt, betonte Geschäftsführer Daniel Kommnick, "wird in Zorneding nicht in nennenswerter Anzahl die soziale Bevölkerungsstruktur gesehen, die sich in einer Güterbörse bedienen würde".

Moritz Dietz (Grüne) verteidigte den Antrag und sagte, man könne doch die Asylbewerber als Personal einsetzen, die nur auf eine Arbeitsstelle warten würden. Und was die Kosten betreffe, sehe er ebenfalls keine Probleme: "100 Kilogramm Sperrmüll kosten zwei Euro!" Doch die Mehrheit des Gremiums sah durchaus Schwierigkeiten bei der Umsetzung. "Wir hatten das schon mal, dass die Leute kopfüber in die Metallcontainer rein sind, und dann gab es Streit", erzählte Bürgermeister Piet Mayr (CSU). Das Öffnen der Container führe zu permanenten Diskussionen und sei obendrein unfallträchtig. Man habe deshalb als Gemeinde die Notbremse gezogen und klare Grenzen gesetzt.

Werner Hintze (SPD) war der Meinung, dass eine solche Güterbörse ohnehin nur "eine Vorsortierstelle für unsere Freunde aus Ungarn" sei. Er sprach von einer "guten Idee für ehrenamtliche Helfer, am Wertstoffhof aber sei der falsche Platz. Peter Pernsteiner (FDP) schlug eine Vermittlungsstelle im Rathaus vor, welches Anzeigen in den Rubriken "Ich suche" und "Ich biete" annähme. Renate Pfluger indes sagte, der Warenaustausch solle weiterhin im privaten Rahmen, etwa bei Garagenflohmärkten, stattfinden.

"Grundsätzlich", so war in der Diskussion zwar immer wieder zu hören, störe man sich nicht daran, wenn die Bürger brauchbare Einzelteile mitnehmen würden - doch eine Güterbörse mache zu viel Aufwand. Am Ende müsste eigens ein kleines Gebäude oder zumindest eine Überdachung errichtet werden. Am problematischsten aber schien es, einen rechtlichen Rahmen für die Weitergabe des abgegebenen Mülls zu schaffen. Denn mit der Abgabe am Wertstoffhof wird der Müll zum Eigentum der Gemeinde - und Eigentum verpflichtet, auch wenn es sich um Müll handelt. Johann Haindl (CSU) formulierte es so: "Ich habe Angst, dass es in die Hose geht." Die vier Grünen im Gremium blieben damit die einzigen, Gemeinderäte, die für eine Güterbörse stimmten.

© SZ vom 08.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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