Zorneding:Psalmen und Vogelsang

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Vielsprachiges Konzert: Die beiden Schweizer Meister-Cellisten Patrick und Thomas Demenga bei ihrem Gastspiel in Zorneding. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Meister-Cellisten Patrick und Thomas Demenga loten Klangvielfalt aus

Von Rita Baedeker, Zorneding

Unerhörtes wurde dem Zornedinger Publikum beim letzten Konzertabend des Kulturvereins im Martinstadl geboten. Patrick und Thomas Demenga, zwei Meister-Cellisten aus der Schweiz, präsentierten ein Duo-Programm, bei dem sie ihren Instrumenten neue, verborgene Klangsprachen entlockten und ihre Kreativität und Entdeckerfreude ausschöpften. "Die Idee, in Duo-Besetzung zu spielen, ist bei uns in den Jahren allmählich gewachsen", sagt Patrick Demenga.

"Uns hat die Vielseitigkeit gereizt, das Ausloten von Klangmöglichkeiten, das Arrangieren von Stücken." Zwar sind beide häufig auch solistisch und mit anderen Ensembles unterwegs. Dennoch übt gerade das virtuose Duo eine starke Faszination auf Tonsetzer aus. Zum Beispiel auf Alexander Knaifel, einen 1943 in Taschkent geborenen Komponisten, der den beiden das Werk "Lux Aeterna" auf den Leib geschrieben hat. "Vor 20 Jahren, beim Cellofestival in Manchester, bekamen wir die Möglichkeit, eine Komposition in Auftrag zu geben", erzählt Demenga. Knaifel habe auf Anfrage zugesagt. "Nun waren wir sehr gespannt auf seine Partitur. Was dann kam, hat uns dann aber doch sehr überrascht. Ich hatte eigentlich Notenblätter mit viel Schwarz (lacht) erwartet, aber der Text war sehr fein, filigran, luzide." Um dieses Stück für zwei Psalmsänger aufzuführen, müssen die Cellisten nicht nur Bibeltexte auf altrussisch singen; sie müssen auch ihre Instrumente beachtlich "verstimmen", wie Demenga sagt. Eigentlich sei dieses meditative Stück für eine Kathedrale geschrieben. Es brauche Hall und setze bei den Musikern viel Ruhe, sorgsame Vorbereitung und kontrollierten Atem voraus. "Die gleichsam entrückten Töne in höchsten Höhen stehen für die Engel, die tiefen Bässe für die Unterwelt." Die Stimme dazwischen sei die der irdischen Sphäre, der Verbindung zwischen oben und unten. Dies ist auch die Sphäre des beseelt schwingenden und singenden Cellos.

Neben einer heiter-barocken Sonate von Barrière, einem Originalwerk für zwei Celli, und einem Paradestück, den Moses-Variationen von Paganini, gab es an diesem Abend auch noch Exotisches zu entdecken - das "Solo per due" von Thomas Demenga. Die Geschichte dieses Werks begann mit einer Basslinie, über der Patrick Demenga improvisierte. "Plötzlich war das Thema da, lustigerweise und völlig unbewusst in Zwölftontechnik", sagt er. Als sein jüngerer Bruder Thomas dann noch ein im australischen Regenwald gehörtes Vogel-Duett eins zu eins in das Stück hineinverwob, habe sich alles wunderbar gefügt.

Abgesehen von Knaifels Stück zeigten sich die Brüder erfreut über die Akustik im Martinstadl und über das konzentrierte Publikum. "Wir kommen auch gerne wieder", sagt Patrick Demenga.

© SZ vom 18.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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