Zorneding:Mahnung zu mehr Miteinander

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Mehr als 200 Zornedinger waren der Einladung des Bürgermeisters gefolgt, im Martinstadl auf das neue Jahr anzustoßen. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Bürgermeister Piet Mayr äußert sich beim Neujahrsempfang erstmals öffentlich zur Causa Boher und fordert die Zornedinger auf, wieder auf der Sachebene zu diskutieren

Von Carolin Fries, Zorneding

Es gibt gewiss einiges, was den Neujahrsempfang in Zorneding von dem in anderen Landkreisgemeinden unterscheidet. Etwa, dass die Tisch-Gestecke offiziell und legal von den Gästen mitgenommen werden können. Oder dass es ein Fingerfood-Buffet vom Feinsten gibt, dazu ein Glas Sekt mit Himbeerschmack. Und auch an den Umstand, dass Bürgermeister Piet Mayr (CSU) seine Rede stets mit einem Gedicht beendet, kann man als lieb gewonnene Tradition bezeichnen. In diesem Jahr allerdings war der Neujahrsempfang am Samstagabend im Martinstadl auch deshalb besonders, weil sich der Bürgermeister erstmals öffentlich zu den Vorfällen im Ort nach den rechtspopulistischen Äußerungen der ehemaligen CSU-Ortsvorsitzenden Sylvia Boher geäußert hat.

Er wolle seine Worte ausdrücklich als Mahnung und Aufforderung zum Aufeinander zugehen verstanden wissen, betonte Mayr. "Mir geht es heute Abend nicht um die Inhalte, da hat jeder seinen eigenen Standpunkt." Vielmehr kritisierte er die Art und Weise, in der in Zorneding gestritten wurde. Die Auseinandersetzung habe "im Verlauf Formen und Ausdrucksweisen angenommen, von denen ich dachte, dass sie in Zorneding nicht möglich seien". Das Ergebnis könne man durchaus als "Scherbenhaufen" bezeichnen, "da nach meiner Meinung keiner der Beteiligten unbeschädigt aus dieser Auseinandersetzung herausgekommen ist oder herauskommen wird." Dazu zähle er auch sich selbst: "Mir wurde unter anderem vorgehalten, dass ich braunen Sumpf unterstütze oder sogar in einem Schreiben, dass ich zu denen gehöre, die mit Benzinkanister und Lunte durch den Ort laufen. Das muss man erst mal verdauen", sagte er. Mayr selbst sei als "unverbesserlicher Optimist" fest davon überzeugt, dass man in Zorneding wieder zu den bisherigen Formen des Zusammenlebens kommen werde - auch, wenn es etwas dauern werde, wie er einräumte.

Man hätte eine Stecknadel auf den Boden fallen hören, so still war es während dieser Worte. Als Mayr die an ihn gerichteten Vorwürde erwähnte, ging ein Raunen durch die Menge. Mehr als 200 Gäste waren der Einladung gefolgt, gemeinsam auf das neue Jahr anzustoßen. Sie alle ermutigte Mayr, die kommenden Herausforderungen gemeinsam anzugehen - in erster Linie die Integration der Asylbewerber. "Ich habe die Situation unterschätzt", sagte er. Noch ein Jahr zuvor hat Mayr beim Neujahrsempfang gesagt, voll seien andere Boote. Inzwischen lebten mehr als 1600 Asylbewerber - weit mehr als man erwartet hatte. In Zorneding sollen demnächst weitere Container errichtet werden. Trotz aller Ängste und Befürchtungen, so Mayr, habe man den gesellschaftlichen Auftrag, ein Klima zu schaffen, "in dem jeder, der zu uns kommt, die Möglichkeit erhält, sich und seine Fähigkeiten zu integrieren, aber dabei die eigene Bevölkerung nicht zu vergessen und mitzunehmen". In diesem Zusammenhang lobte der Bürgermeister den Zornedinger Asylhelferkreis, den größten im Landkreis. Mayr belegte damit das "grundsätzlich positive Klima in der Gemeinde".

Doch nicht nur im Bereich Asyl würde in Zorneding wichtige ehrenamtliche Arbeit geleistet. Piet Mayr ehrte Emmi Gründl, die mehr als 22 Jahre lang den den Verein für Gartenpflege und Landschaftsbau geleitet hat, und den Heimatkundeverein, der in diesem Jahr mit einem Buch über Pöring die vierteilige Ortschronik der Gemeinde vollendet hat. Geehrt wurde außerdem die weibliche 40+-Mannschaft des Tennisklubs, welche im Juli in die Landesliga aufgestiegen ist. Für die acht Damen gab es Blumensträuße, geschmückt mit jeweils einem Tennisball. Petra Pauli würdigte der Bürgermeister obendrein für ihre Verdienste in der Jugendarbeit. "Zu Beginn ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit hatte der Tennisklub 30 Kinder im Training und drei Jugendmannschaften gemeldet. Zwischenzeitlich trainieren etwa 100 Kinder im Sommer und Winter, und der Tennisklub meldet regelmäßig acht Mannschaften für die Punktspiele in allen Altersklassen."

© SZ vom 11.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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