Zorneding:"Ich bin keine Konsumtante"

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Sarah Hakenberg gewinnt den Kabarett-Förderpreis und will ihr Preisgeld spenden

Von Carolin Fries, Zorneding

Sarah Hakenberg sitzt im Zug nach Rottweil, wo sie am Freitagabend mit ihrem Programm "Struwwelpeter reloaded" auftreten wird. Am Vorabend wurde bekannt, dass die 36 Jahre alte Warburgerin, die in Zorneding aufgewachsen ist, den mit 4000 Euro dotierten Förderpreis des Deutschen Kabarettpreises 2015 gewonnen hat. Die Preisverleihung findet am 9. Januar in Nürnberg statt. Angesichts dieser Nachricht ist die Kabarettistin überraschend unaufgeregt.

SZ: In Wahrheit wissen Sie wahrscheinlich schon längst, dass Sie diesen Preis bekommen sollen, oder?

Sarah Hakenberg: So ist es. Ich weiß es schon seit Monaten. Da plaudere ich jetzt zwar ein bisschen aus dem Nähkästchen, aber die Agenturen müssen so früh informiert werden, weil viele Künstler ja oft schon eineinhalb Jahre im Voraus ausgebucht sind, bei der Preisverleihung aber da sein sollen. So habe ich es schon vor dem Sommer erfahren, als ich gerade einen zweiwöchigen Urlaub auf der kleinen Kanareninsel El Hierro für Anfang Januar buchen wollte.

Der Urlaub fällt jetzt aus, stattdessen gibt es Ruhm, Ehre und Geld.

Zumindest eine Woche fahre ich trotzdem weg, wenn auch nur an die Nordsee.

Ganz ehrlich: Sind Sie für den Förderpreis nicht schon zu lange im Geschäft?

Mich wundert's auch. Ich war felsenfest überzeugt, dass ich den Sonderpreis kriege. Den kriegen meistens die, die Musik machen und nicht nur reden. Dass es dann der Förderpreis sein sollte, hat mich sehr überrascht, da bin ich eigentlich nach zehn Jahren auf der Bühne schon lange drüber.

Jetzt wird die Nachfrage nach Sarah Hakenberg steigen.

Ich habe schon genug Auftritte, das ist es nicht. Aber es gibt immer noch wahnsinnig viele Leute, die mich nicht kennen, weil ich kaum im Fernsehen bin. Das liegt daran, dass Fernsehredakteure davon überzeugt sind, dass Musik nicht funktioniert und die Zuschauer wegschalten, wenn ich mich ans Klavier setze. Ich bin aber überzeugt, dass es viele Menschen gibt, denen meine lustigen Lieder gefallen würden - die mich aber noch gar nicht kennen. Und da hilft so ein Preis schon, weil er Aufmerksamkeit bringt.

Auf ihrer Homepage führen sie in der Rubrik "Preise" lediglich solche auf, die Sie nie gewonnen haben - etwa den Zornedinger Zahn. Wohin jetzt mit den echten Preisen?

Das weiß ich auch noch nicht. Vielleicht lasse ich das ganz weg. Künstler geben ja gerne mit ihren Preisen an, dabei kriegen es doch eh alle mit.

Kein Selbstlob auf der Website, keine Feier, stattdessen der nächste Auftritt: Gab es denn wenigstens Gratulanten?

Meine Eltern haben gestern noch angerufen. Sie wollten wissen, ob sie es jetzt endlich erzählen dürfen.

Was machen Sie mit den 4000 Euro?

Das weiß ich noch nicht genau. Als ich vor ein paar Jahren den Hoferichter-Preis gewann, wollte ich das Preisgeld spenden. Freunde rieten mir ab, das sei das Blödeste, was ich tun könne, weil Preisgelder steuerfrei seien. Seither spende ich einen monatlichen Betrag an die Deutsche Welthungerhilfe. Den Betrag könnte ich jetzt aufstocken. Ich bin keine Konsumtante, die gerne Dinge anschafft.

Sie arbeiten offenbar lieber, im November präsentieren Sie ihr neues Programm. Was können Sie schon verraten?

Der Titel steht: "Mut zur Tücke". Es wird darum gehen, sich Sachen zu trauen, ein echtes Mutmach-Programm. Wir sind doch allgemein zu ängstlich, schicken die Kinder nicht mehr alleine in die Schule, trauen uns nicht den Mund aufzumachen.

Was haben Sie sich getraut?

Ich habe den Mut gehabt meiner Agentin zu sagen, dass ich weniger auf Tour sein will, immerhin! Aber die Spinnen in der Wohnung muss leider immer noch mein Freund wegmachen.

Sarah Hakenberg ist am 25. und 26. Oktober mit "Struwwelpeter reloaded" in der Münchner Lach- und Schießgesellschaft zu sehen.

© SZ vom 26.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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