Zorneding:Gut bedient

Lesezeit: 2 min

Landrat Robert Niedergesäß erläutert vor mehr als 150 Zuhörern die Pläne für die Unterkunft in Pöring. (Foto: Christian Endt)

Zorneding erwartet im Mai weitere 64 Asylbewerber. Das ist kein Grund zur Aufregung

Von Carolin Fries, Zorneding

Es dauerte nicht lange, da hatte Landrat Robert Niedergesäß (CSU) den Zornedingern klar gemacht, dass es mit demnächst 114 Asylbewerbern in der Gemeinde mehr als günstig getroffen habe. Im Poinger Ortsteil Grub etwa würden demnächst 300 Asylbewerber eine Traglufthalle beziehen. In einem Ort mit 187 Einwohnern. In Zorneding leben seit knapp einem Jahr 50 Asylbewerber, im Mai will das Landratsamt auf einer Wiese an der Eglhartinger Straße, die die Gemeinde zur Verfügung gestellt hat, weitere 64 Asylbewerber unterbringen. Insgesamt also 114 Asylbewerber in einer Gemeinde mit mehr als 9000 Einwohnern. Würde man die Asylbewerber, die dem Landkreis nach dem Königsteiner Schlüssel zugeteilt werden, nach den Einwohnerzahlen auf die einzelnen Kommunen verteilen, müsste Zorneding 2016 mehr als doppelt so viele Asylbewerber integrieren, nämlich 224.

Vielleicht verlief die Informationsveranstaltung von Landkreis und Gemeinde zur neuen Asylunterkunft in Pöring am Donnerstagabend im Mairsamer-Saal deshalb überraschend ruhig. Zwar waren mehr als 150 Menschen gekommen, doch nur eine Handvoll der Zuhörer trat mit einer Frage ans Mikrofon. Und wiederum die Hälfte der Fragen war allgemein gefasst, etwa warum Zorneding lediglich Männer zugeteilt bekomme. Fragen, die der Landrat routiniert beantwortete: "Die Zeiten des Wünschens sind lange vorbei." Die Zweite Bürgermeisterin Bianka Poschenrieder (SPD), die den erkrankten Piet Mayr vertrat, sagte, man müsse nehmen, was man geliefert bekomme. Auf die Frage einer Zornedingerin, inwieweit denn das geplante Containerdorf bei Bedarf erweitert werden könne - etwa durch eine Traglufthalle - sagte Poschenrieder: "Vorerst ist es mit den 64 neuen Asylbewerbern getan." Im Gemeinderat habe man sich aber schon Gedanken gemacht, wie es danach weitergehen könne. "Es wurde kontrovers diskutiert, man war sich aber einig, dass man als nächstes wieder einen anderen Platz sucht." Sollten tatsächlich Kinder zu den in Zorneding ankommenden Flüchtlingen gehören, so hätten diese den gleichen Anspruch auf einen Kita-Platz wie alle anderen Kinder, sagte Stefanie Geisler, Abteilungsleiterin im Landratsamt. Ein Zornedinger Vater wollte wissen, ob die Kommunen mitdenken würden, was die Schaffung von Kita-Plätzen betrifft. Er selbst habe nämlich aktuell schon keinen in Zorneding bekommen. Ein anderer Mann, der sich als "patriotischer Pöringer" vorstellte, monierte die ungerechte Verteilung zwischen den Ortsteilen Pöring und Zorneding. "Die guten Sachen kommen nach Zorneding, der Rest zu uns." In Zorneding betrage der Anteil der Asylbewerber an der Bevölkerung nur 0,7 Prozent, in Pöring hingegen 3,4 Prozent. "Warum?" Bianka Poschenrieder "überhörte" diese Wortmeldung, wie sie sagte, und bekam dafür Applaus. "Wir sind alle Zornedinger." In Pöring könne man die Asylbewerber "sehr schön" unterbringen. Geplant ist es, das Containerdorf an den Grundstücksgrenzen einzugrünen.

Als es keine Wortmeldungen mehr gab, stellte Angelika Burwick die Arbeit des Helferkreises vor, dem aktuell 150 ehrenamtliche Helfer angehören. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir auch die neuen Asylbewerber gut betreuen können", sagte sie. Wenn diese im Mai in Pöring in das Containerdorf einziehen, müssten diese "erst einmal begreifen, dass sie hier in Sicherheit sind". Das dauere eine Weile. Erst dann gehe es darum, dass "aus Gästen Bürger werden". Der Helferkreis hat zahlreiche Arbeitskreise eingerichtet, die die Neuankömmlinge dabei unterstützen sollen. Der erste Kontakt erfolge meist mit dem AK Nachbarschaft. "Waren Sie schon einmal in Afrika?", fragte Burwick. Die Lautstärke der Gespräche sei dort deutlich höher, "die Jungs mussten erst begreifen, dass es hier leiser zugeht". Inzwischen habe man in der Zornedinger Bahnhofstraße zu einem guten Miteinander gefunden. Burwick machte den Zornedingern Mut, sich als Paten zur Verfügung zu stellen oder aber in einem der Arbeitskreise mitzumachen. "Ja, es gibt auch Schwierigkeiten", sagte Burwick. Doch sprach sie auch von "beglückenden Momenten".

© SZ vom 16.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: