Zorneding:Fasziniert vom Taktstock

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Am Donnerstag geben der Jung-Dirigent Maximilian Leinekugel aus Vaterstetten und das von ihm dieses Jahr gegründete Kammerorchester in Zorneding ihr Debüt

Von Rita Baedeker, Zorneding

Als Maximilian Leinekugel acht Jahre alt war, besuchte er gemeinsam mit seinen Eltern ein Konzert der Berliner Philharmoniker. Für ihn ein Schlüsselerlebnis, das Folgen hatte. "Wir saßen hinter dem Orchester, so dass ich den Dirigenten Claudio Abbado genau beobachten konnte, und zwar von vorne." Was genau die Faszination für den berühmten Mann mit dem Taktstock auslöste, kann er heute nicht mehr benennen. "Ich war beeindruckt von der fesselnden Stimmung, von Abbado ging eine ungeheure Kraft aus", sagt Leinekugel. "Es war ja Abbados erstes Konzert nach langer Krankheit und Operation, aber das wusste ich damals nicht."

Eines jedoch wusste der musikbegeisterte Bub, der als Kind Cellospielen lernte und später dieses Instrument im Schulorchester und im Jugendorchester der Bayerischen Staatsoper spielte, an diesem Abend in der Berliner Philharmonie sofort: Dass auch er Dirigent werden wollte.

Maximilian Leinekugel wuchs in Vaterstetten auf. Im Alter von nur sechs Jahren erhielt er seinen ersten Cellounterricht. Später kam als zweites Instrument das Klavier hinzu. Mit 14, als viele seiner Altersgenossen auf Pop und Disco abfuhren, leitete er zum ersten Mal das Schulorchester des Humboldt-Gymnasiums. "Das hat gut geklappt." Seinen ersten Dirigierunterricht erhielt er bei Ulrich Nicolai, der an der Musikhochschule München Dirigieren unterrichtet. Die Castringius-Stiftung München förderte ihn als Hochbegabten.

Von 2013 bis 2015 war er dort als Gaststudent eingeschrieben. Im August 2015 leitete er im Rahmen eines internationalen Meisterkurses für Dirigenten die Kammerphilharmonie Graz. Und gewann im April 2016 als jüngster Kandidat den Dirigierwettbewerb der "London Classical Soloists". Maximilian Leinekugel studiert derzeit Musikwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München und ist Stipendiat der Bayerischen Elite-Akademie. Derzeit schreibt er seine Bachelor-Arbeit. Das Analysieren von Musik, wie es die trockene Wissenschaft lehre, sei für einen Dirigenten sehr wichtig, sagt Leinekugel über sein Studienfach.

Zu Beginn dieses Jahres gründete er im Alter von nur 20 Jahren sein eigenes Orchester, die Munich Classical Players. Da er sich nie der Illusion hingegeben hat, ein Orchester würde bei ihm vorstellig werden und ihn ans Pult bitten, entschloss er sich, selber eines aufzubauen. Am Donnerstag dirigiert er das aus 21 Studenten der Musikhochschule München bestehende Kammerorchester erstmals im Zornedinger Martinstadl. Die jungen Musiker, alle fortgeschrittene Instrumentalisten mit Aussicht auf eine Karriere, kommen aus verschiedenen Nationen, aus Fernost, aus Kroatien, Spanien, sogar Australien. Daher wird bei den Proben Englisch gesprochen.

Seit ihrer Gründung sind die MCP im Kleinen Theater Haar, im Max-Joseph-Saal der Residenz sowie im Gasteig aufgetreten. Mit ihrem Konzert in Zorneding verfolgt das Ensemble das Ziel, auch abseits der Münchner Konzertsäle klassische Musik auf hohem Niveau aufzuführen und diese insbesondere für junge Menschen und Familien interessant und zugänglich zu machen. Um diesem Ziel gerecht zu werden - Konzertanfänger haben oft Schwellenangst und sind leicht zu erschrecken -, stehen zwei der berühmtesten Kompositionen Mozarts auf dem Programm: die "Kleine Nachtmusik" und die Sinfonie Nr. 40. Des Weiteren wird ein Oboenkonzert von Vivaldi zur Aufführung kommen, den Solopart übernimmt die noch sehr junge, aber bereits gefragte Oboistin Ewa Lovrenović, die Leinekugel aus Graz kennt. Das Repertoire des jungen Orchesters ist auf die Besetzung zugeschnitten: Neben Mozart sind das Stücke von Schubert, auch Haydn und dessen unbekannten Zeitgenossen Anton Adam Bachschmid hat das Orchester gespielt, letzteren sogar als Erstaufführung.

"Als ich damals Abbado zuschaute, hatte ich nicht wirklich Ahnung, was ein Dirigent genau macht", erinnert der junge Musiker sich. Heute, mit ersten Erfahrungen am Pult, vergleicht er einen Dirigenten mit dem Trainer einer Fußballmannschaft. "Ein gutes Orchester spielt auch allein ordentlich, aber der Dirigent kann das Ensemble zu noch besserer Leistung motivieren, Blickwinkel eröffnen, inspirieren", sagt Leinekugel. Es komme darauf an, dass man das, was man fordere, selber lebt, dass man dafür brennt und dass Vertrauen entsteht - auf beiden Seiten. Von autoritärem Maestro-Gehabe hält er so wie die meisten der jungen Kollegen nichts. "Ich bin nur einer aus der Menge, und zusammen packen wir eine Aufgabe an."

Vor allem in der Aufbauphase sei jeder im Orchester ein Individuum. "Die jungen Musiker müssen einander kennenlernen, musikalisch verschmelzen. Schließlich, so sein Wunsch, sollen sie die Jugendlichen mitreißen, bei der klassische Musik so beliebt sei wie lange nicht. "Aber die nehmen das Angebot oft nicht wahr", sagt Leinekugel. "Das Problem ist der Einstieg."

Am Donnerstag, 15. Dezember, 19.30 Uhr, spielen die Munich Classical Players unter Leitung von Maximilian Leinekugel im Zornedinger Martinstadl "Eine kleine Nachtmusik" und die Sinfonie Nr. 40 in g-Moll von Wolfgang Amadé Mozart sowie Antonio Vivaldis Konzert für Oboe und Orchester. Solistin ist Ewa Lovrenović. Karten für 18, ermäßigt acht Euro für Schüler und Studenten, sowie 40 Euro (Familienticket für zwei Erwachsene und zwei Kinder/Schüler, oder einen Erwachsenen und drei Kinder/Schüler) gibt es bei Steffis Schreibwaren in Zorneding, AP Buch in Baldham, Der Buchladen in Vaterstetten und an der Abendkasse.

© SZ vom 14.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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