Zorneding:Die Rechnung bitte

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Bei vielen Zornedingern, darunter auch Rathauschef Piet Mayr, ist das Bürgerfest sehr beliebt. Leider schreibt die Veranstaltung rote Zahlen. (Foto: Christian Endt)

Zorneding will Bürgerfest nicht auf eigene Kosten veranstalten

Von Wieland Bögel, Zorneding

Sponsor? Ja, gerne. Veranstalter? Nein, danke. So lautet kurz zusammengefasst die Mehrheitsmeinung des Gemeinderates zu einem Antrag des Gewerbeforums. Dieses hatte sich gewünscht, dass künftig die Gemeinde das Zornedinger Bürgerfest veranstalten soll - und dafür auch bezahlen. Besonders der letzte Punkt kam bei den meisten Gemeinderäten eher schlecht an. Formell abgelehnt wurde das Ansinnen des Gewerbeforums zwar nicht, allerdings vertagt mit dem klaren Auftrag an den Antragsteller, sich nach neuen Einnahmequellen umzusehen.

Denn mangelnde Einnahmen waren der Grund, warum das Gewerbeforum nicht mehr als Veranstalter für das Bürgerfest fungieren wollte. Dieses war im Jahr 2010 zum ersten Mal veranstaltet worden, nachdem örtliche Geschäftsleute das Gewerbeforum gegründet hatten. Es war ursprünglich als eine Art Gewerbeschau mit Abendprogramm geplant - letzteres hat sich in den vergangenen Jahren zur Hauptattraktion entwickelt. Mit der Folge, so zumindest die Klage des Gewerbeforums, dass man in das immer größer werdende Fest am Abend auch immer mehr Geld investieren müsse. Die Einnahmen aus den Standmieten der Gewerbeschau untertags seien dem allerdings nicht gewachsen.

Und noch ein Problem gebe es, wie der Vorsitzende des Gewerbeforums Christian Czirnich nun im Gemeinderat erläuterte: "Wir finanzieren uns nicht über das Bürgerfest." Im Gegensatz zu den Festen anderer Vereine, bei denen diese an den Einnahmen aus Essen und Getränken beteiligt werden, gebe es beim Bürgerfest lediglich eine Gewinnbeteiligung beim Festwirt. Und die reiche eben nicht aus, um die Kosten zu decken, die laut Czirnich 13 000 Euro betragen. Daher wolle man sich heuer nur auf die tagsüber stattfindende Gewerbeschau konzentrieren und das Fest an einen anderen Veranstalter, am besten an die Gemeinde, abgeben.

Die Verwaltung hätte dieses Angebot sogar angenommen; im Beschlussvorschlag wurde den Gemeinderäten die Übernahme des Festes empfohlen. Die meisten Gemeinderäte waren von der Idee indes nicht angetan und auch die Kalkulation des Gewerbeforums stieß bei einigen auf Unverständnis. Die Veranstalter hätten gerade einmal 2000 Euro an Einnahmen geltend gemacht, so Moritz Dietz (Grüne), was bei mehr als 4500 Gästen schon verdächtig wenig sei. Er habe den Eindruck, "das ist schon absichtlich ein bisschen schlecht gerechnet", befand auch Werner Hintze (SPD). Und Tobias Hackl (CSU) meinte, "es ist mir schleierhaft, wie es bei so vielen Besuchern und einem Zuschuss von der Gemeinde am Schluss nicht wenigstens auf Null rausläuft."

Aber es gab auch grundsätzliche Bedenken gegen eine Übernahme des Festes. "Da kommen ganz schöne Kosten auf uns zu", meinte Dietz. Außerdem, ergänzte sein Fraktionskollege Helmut Obermaier, würde sich die Gemeinde damit auf absehbare Zeit festlegen: "Ich will keinen Beschluss, der uns verpflichtet, jedes Jahr ein Fest zu machen." Hintze warnte, die Gemeinde würde "einen Präzedenzfall schaffen, als nächstes sollen wir dann vielleicht das Weinfest veranstalten."

Wilhelm Ficker (FW) regte an, das Gewerbeforum "könnte schon etwas mehr Geld erwirtschaften", etwa indem man eben genau jene Beteiligung einführt, die es derzeit nicht gibt. Schließlich "geht es bei jedem Maibaumfest", dass man die Betriebskosten auf diese Art erwirtschaftet. Bürgermeister Piet Mayr (CSU) schlug vor, genau dies dem Gewerbeforum als Auftrag mitzugeben und also etwa die Einführung eines geringfügigen Aufschlags auf alkoholische Getränke zu prüfen. Er stellte auch in Aussicht, dass man den gemeindlichen Defizit-Ausgleich von 5000 Euro pro Fest beibehält und eine Ausfallbürgschaft in gleicher Höhe zusichert.

Ob das Bürgerfest damit gerettet ist, muss sich noch zeigen. Am Dienstag kommender Woche trifft sich das Gewerbeforum zu seiner nächsten Mitgliederversammlung und berät über die Vorschläge des Gemeinderates.

© SZ vom 01.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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