Zorneding:Container in der Idylle

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Wo jetzt noch die alte Reithalle steht, plant der Eigentümer einer Teilfläche Container für Asylbewerber. (Foto: Christian Endt)

Ein Privatmann will auf einem Grundstück nahe des Ingelsberger Weihers eine Unterkunft für 56 Asylbewerber errichten

Von Carolin Fries, Zorneding

Wenn es nach Thomas Bänsch geht, dann sollen im Zornedinger Ortsteil Ingelsberg schon bald 56 Asylbewerber in Containern wohnen. "Man muss sich sozial engagieren" sagt Bänsch, der dort vor 15 Jahren ein Reihenmittelhaus gekauft hat, in dem er mit seiner Familie lebt. Als der Ingelsberger Reitstall der Familie Tristl vor ein paar Jahren aus der Ortsmitte an den Ortsrand umsiedelte, erwarb Bänsch eine 8500 Quadratmeter große Fläche, die teilweise als Ausgleichsfläche im Innenbereich, größtenteils aber im Außenbereich liegt. "Ich habe den Grund nicht gekauft, um dort Kartoffeln anzubauen", sagt Bänsch.

Doch auch das soziale Engagement war nicht der Grund für den Kauf: Ursprünglich hatte der Ingelsberger vor, dort einmal ein Doppelhaus zu bauen. Doch im Rathaus kam man seinem Wunsch nicht nach: Im Außenbereich darf nur privilegiert gebaut werden, etwa für die Landwirtschaft. Bänsch, der der Gemeinde sogar eine der beiden Doppelhaushälften überlassen wollte, sagt: "Das ist engstirnig." Er habe darüber hinaus angeboten, sein Grundstück für einen Wendehammer zur Verfügung zu stellen und für einen Bolzplatz - Baurecht bekam er keines.

Nun bietet Thomas Bänsch das Flüchtlingsunterbringungs-Maßnahmengesetz von 2014 Gelegenheit, seinen Grund wirtschaftlich zu nutzen. Bis 2019 sind demnach Vorhaben, die der Unterbringung von Flüchtlingen oder Asylbegehrenden dienen, im Außenbereich zulässig - vorausgesetzt, sie liegen in unmittelbarem räumlichen Zusammenhang mit bebauten Flächen. Thomas Bänsch will nun eine L-förmige Containersiedlung errichten und für drei Jahre an das Landratsamt vermieten. Kontakt hat er diesbezüglich mit der Kreisbehörde noch nicht aufgenommen. Er will zunächst die Entscheidung des Gemeinderates abwarten.

Die Wohncontainer sollen anstelle der alten Reithalle entstehen. Ein Teil der Halle sowie der angrenzende Weiher gehören allerdings noch der Familie Tristl. Sie zeigen sich von dem Bauantrag überrascht. "Uns hat man gar nicht informiert", sagt Claudia Tristl. Bänsch sagt, den Hallenteil der Tristls hab er ja auch nicht überplant. Je nach Wunsch der Eigentümer bleibe der Hallenteil bestehen oder würde mit abgebrochen. Auch die Nachbarn in der Wohnsiedlung wissen noch nichts von seinen Plänen. "Was glauben Sie, was die sagen, wenn ich frage, was sie von einer Asylunterkunft in der Nachbarschaft halten?", fragt Bänsch. Er will die Anlieger aber noch informieren. Nach Zorneding und Pöring, wo der Landkreis im Mai eine Containersiedlung errichten will, könne auch Ingelsberg einen Beitrag leisten, sagt Bänsch.

Zornedings Bürgermeister Piet Mayr (CSU) sieht das anders: "Für mich ist das der falsche Platz". Anstatt "so weit draußen" und in einem "relativ kleinen Ort" eine weitere Unterkunft zu bauen, sollte nach dem Bau der Einrichtung in Pöring dann wieder ein Standort in Zorneding gesucht werden. Doch ablehnen kann die Gemeinde den Antrag nur mit städtebaulichen Argumenten. Die Kommune kann sich etwa darauf berufen, dass man bei der Aufstellung des Flächennutzungsplanes vor etwa 20 Jahren bewusst den dörflichen Charakter schützen wollte. Zudem lägen die Container "genau in der Fortsetzung der Ortsrandeingrünung" wie Bauamtsleiterin Diana Saiger sagt.

Ganz gleich, wie sich der Gemeinderat am Dienstag, 26. April, (Sitzungsbeginn ist um 19 Uhr im Rathaus) entscheidet, das letzte Wort wird das Landratsamt haben.

© SZ vom 23.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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