Zorneding:Brennerei wird abgerissen

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Bald Geschichte: Die alte Brennerei in Zorneding wird abgerissen. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Weil eine Sanierung des Gebäudes nicht rentabel ist, wollen die Eigentümer das Grundstück an der ehemaligen Bundesstraße nun verkaufen

Von Carolin Fries, Zorneding

Die Brennerei in Zorneding soll in den kommenden Wochen abgerissen werden. Auf dem etwa 1250 Quadratmeter großen Grundstück an der ehemaligen Bundesstraße 304 seien Wohnungen geplant, wie Jakob Festl von der Brennereigenossenschaft sagt. Er ist einer von acht Landwirten, die hier bis 2012 Alkohol gebrannt haben. Nun wollen die Eigentümer das Grundstück verkaufen. Viel lieber freilich würden sie weiter brennen, doch das Monopol für landwirtschaftliche Verschlussbrennereien ist im September 2013 ausgelaufen.

Noch vor wenigen Jahren habe man in das Gebäude investiert, 150 000 Euro, sagt Festl. Alles für die Katz, wie er nun mit Bedauern feststellt. So könne man die Ausstattung kaum weiterverkaufen. Lediglich den großen Kessel sei man zuletzt losgeworden, an eine Wäscherei. "Es ist sehr, sehr traurig", sagt Festl. In zwei Jahren hätte man das 100-jährige Bestehen feiern können.

Der Grund wird Brennereiinsel genannt - weil das Gebäude zwischen Kirche und Wirtshaus steht

1918 hat Jakob Festls Großvater Ludwig Fest zusammen mit dem Zornedinger Landwirt Anton Glonner die Brennerei gegründet. In deutlich kleinerem Umfang versteht sich. Seither wurden auf der Brennereiinsel, wie das Grundstück zwischen Kirche, Gasthaus und Bundesstraße heißt, die in der Münchner Schotterebene bestens gedeihenden Kartoffeln über die Wintermonate zu Alkohol verarbeitet. Mit den Jahren wurde die Brennerei immer größer, Ende der 50er Jahre gründete man eine Genossenschaft. Zuletzt haben sieben Landwirte aus Zorneding und einer aus Weißenfeld hier jedes Jahr ein Brennrecht von 2100 Hektoliter gehabt.

Bis zuletzt habe man gehofft, es gehe weiter, sagt Festl. Der letzte Versuch war im April 2014 der Zusammenschluss mit bundesweit etwa 50 Brennereien zu einer Aktiengesellschaft, welche die ehemalige Vertriebsstelle der Bundesmonopolverwaltung in München übernahm. Doch es hat nicht funktioniert, die AG hat Insolvenz angemeldet. Nun sollen im März in Zorneding die Abrissbagger anrücken.

Laut Festl gibt es bereits "zwei, drei Interessenten" für das Grundstück. Mit einer Voranfrage im Gemeinderat will man klären, in welchem Umfang hier Wohnbebauung verwirklicht werden kann. Das Gremium berät am Donnerstag, 25. März, von 19 Uhr an. Aktuell gibt es keinen Bebauungsplan für die Fläche, sollte es dabei bleiben, müsste sich die künftige Bebauung laut Bauamtsleiterin Diana Saiger lediglich in die umgebende Bebauung einfügen. Andernfalls müsste der Gemeinderat mit einem Bebauungsplan festlegen, was gewünscht ist. Dabei müsste in jedem Fall ein Baurecht in Art und Maß der bestehenden Bebauung gewährleistet sein, betont die Bauamtsleiterin.

Mit der Brennerei wird Zornedings Ortsmitte nach dem Abriss des Reicheneder-Hauses ein weiteres ortsprägendes historisches Gebäude verlieren. Der Großteil der ehemaligen Brennereien im Landkreis ist in den vergangenen Jahren bereits abgerissen worden, das 112 Jahre alte Gebäude in Parsdorf steht seit 2013 unter Denkmalschutz. Das Gebäude habe geschichtliche Bedeutung für die Allgemeinheit und stehe beispielhaft für den Typ der Brennereien der Zeit um 1900, begründetet das Landesamt für Denkmalschutz seine Entscheidung damals. Im Sommer 2014 stimmte der Vaterstettener Bauausschuss dem Umbau in ein Wohnhaus zu.

Auch die Brennerei in Hergolding beherbergt inzwischen Wohnungen sowie eine Sattlerei im Erdgeschoss. Aus der Genossenschaft wurde eine Gesellschaft. Stefan Großmann, einer der ehemaligen Genossenschaftsmitglieder, hatte zuletzt ebenfalls auf die Agrar Alkohol AG gesetzt und privat investiert. "Schade", sagt er zur Insolvenz.

© SZ vom 20.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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