Wohngebiet:Der Bagger kommt später

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Baubeginn am Areal Friedenseiche VIII verzögert sich

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Es ist das größte städtebauliche Vorhaben in Ebersberg - und das mit der größten Verspätung: Das Wohngebiet Friedenseiche VIII am westlichen Stadtrand. Nach den ursprünglichen Plänen hätten dort bereits vor zwei Jahren die Bauarbeiten beginnen sollen, nun sieht es so aus, als ob sich nördlich der Elsa-Plach-Straße frühestens in zwei Jahren die ersten Kräne drehen werden.

Dieses Datum wurde nun im Ausschuss für Finanzen, Wirtschaft und Digitales genannt, es ging um die voraussichtlichen Haushaltszahlen der kommenden Jahre. Dabei wies Kämmerer Josef Gibis darauf hin, dass man 2021 nicht mit Erlösen aus Grundstücksverkäufen im Gebiet Friedenseiche VIII rechnen könne. Die Stadt hatte diese 2017 für knapp 1,75 Millionen Euro gekauft. Die Summe war als reiner "Durchlaufposten" eingeplant, eigentlich hätte die Vergabe im Jahr darauf erfolgen sollen. Zur ersten Verzögerung kam es, weil nach Änderung einer EU-Richtlinie lange nicht klar war, nach welchen Kriterien die Parzellen zu vergeben seien. Demnach durfte Einheimischenbauland nicht mehr ausschließlich nach der Wohndauer am Ort vergeben werden. Kurz zuvor hatte der Stadtrat von sich aus den Kriterienkatalog überarbeitet - der dann im März 2017 ein Fall für den Mülleimer wurde. Gut ein Jahr dauerte es dann, bis neue, EU-konforme Vergaberegeln beschlossen wurden.

Zur Anwendung kamen sie indes nicht, denn nun änderte sich das, was vergeben werden sollte: Statt im ersten Abschnitt acht Einfamilienhäuser und 25 Wohnungen in vier Mehrfamilienhäusern zu errichten, wurde das Projekt wegen des Drucks auf dem Wohnungsmarkt erweitert. Nun sollen 24 Reihen- und neun an den Garagen verbundene sogenannte Kettenhäuser entstehen. Entlang der Elsa-Plach-Straße sind nun sechs Mehrfamilienhäuser mit insgesamt etwa 40 Wohnungen geplant.

Und genau diese sind nun maßgeblich der Grund für die neuen Verzögerungen. Bereits Anfang des Jahres, als der neue Bebauungsplan ausgelegt wurde, regte sich Widerstand. Einige der zukünftigen Nachbarn sammelten Unterschriften gegen die aus ihrer Sicht "massiven Riegel". Und es gingen viele negative Stellungnahmen im Verfahren ein, wie nun im Ausschuss zu erfahren war. Frühestens im übernächsten Jahr werde man die Parzellen vergeben können, sagte Gibis. Auf die Nachfrage von Stefan Mühlfenzl (SPD), ob dies de facto eine Verzögerung von zwei Jahren bedeute, antwortete der Kämmerer: "Wenn wer klagt, dann noch länger."

Dies bestätigt Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos). Mehr als 200 Einwendungen seien gekommen, nächste Woche ist ein Termin mit den Planern und einem Anwalt angesetzt, um diese zu prüfen. Die zulässigen müssen in einer kommenden Sitzung des Technischen Ausschusses abgewogen werden. Beim Zeitplan ist Proske vorsichtig: "Wenn es ganz super geht, wird der Bebauungsplan 2021 fertig - aber nicht, wenn es vors Verwaltungsgericht geht." Er zweifle nicht daran, dass die Stadt keine Verfahrensfehler gemacht habe, aber auch das müsse erst das Gericht bestätigen. Bis dahin gebe es keinen Bebauungsplan und ohne könne man auch die Parzellen nicht vergeben.

© SZ vom 08.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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