Wochenmarkt in Ebersberg:Der Honigmann sagt Servus

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Seit 16 Jahren fährt der Anzinger jeden Mittwoch 20 Kilometer, um seine Bienenware auf dem Markt am Marienplatz in Ebersberg zu verkaufen. Mit 85 Jahren hört Walter Günther nun auf. (Foto: Christian Endt)

Imker Walter Günther aus Anzing gibt seinen Stand auf

Von Katharina Güntter, Ebersberg

Wer kennt ihn nicht, den "echten deutschen Honig"? Dass dessen Gläser von Imkern gefüllt werden, die teilweise aus nächster Nähe kommen, wissen wohl eher wenige. Einer dieser Imker ist Walter Günther. Seit 16 Jahren fährt der Anzinger jeden Mittwoch 20 Kilometer, um seine Bienenware auf dem Markt am Marienplatz in Ebersberg zu verkaufen. "Mir gefällt der direkte Kontakt zu den Leuten", sagt er. "Das ist immer eine schöne Zeit." Neben Honig verkauft er auch Bienenwachskerzen und Hustenbonbons. Diese Woche baute der 85-Jährige seinen Stand nun zum letzten Mal auf. "Imkerei ist sehr viel schwere Arbeit, das können meine Gelenke langsam nicht mehr tragen." Gebrechlich wirkt er aber nicht - er strahlt eine Positivität aus, die ihn stark wirken und den Kunden sich sofort wohlfühlen lässt.

Mehr als 60 Jahre arbeitet Günther nun schon mit seinen Bienen. Angefangen habe alles, als der gelernte Schreiner einen Bienenkasten bauen sollte. Später wurde er dann zu einem Bienenstock mitgenommen und hat sich alles angeschaut. "Da habe ich gesehen, dass das Bienenvolk ein Wissen für sich ist. Und so kam es dazu", erzählt der Imker. Für mehr als 30 Bienenvölker sorgt der Anzinger, im Sommer leben bis zu 60 000 Bienen in einem Volk. Platz für diese riesigen Mengen findet er im Ebersberger Forst.

Ein Lieblingsprodukt seiner Kundschaft gebe es nicht. "Welchen Honig die Leute kaufen, ist abhängig von den verschiedenen Geschmäckern." Sein Waldhonig sei fester und herber, weshalb er selbst im Frühjahr lieber zum Blütenhonig greift. Dass sein Geschäft gut läuft, mag nicht nur daran liegen, dass man "mit schlechter Qualität gar nicht erst anzufangen braucht", wie Günther seinen Erfolg erklärt, sondern wohl auch an der charmanten Art des 85-Jährigen. Mit einem von Herzen kommenden Lächeln empfängt er jeden Gast und kommt schnell mit allen ins Gespräch. Für die Zeiten, in denen die Kundschaft eher zu wünschen übrig lässt, hat er auch eine Beschäftigung: Er löst Kreuzworträtsel. Wie viele er schon geschafft hat, kann er nicht sagen. "Wenn eines nicht fertig wird, füllt man es halt bei der nächsten Gelegenheit." Die Menge sei auch abhängig vom Wetter. Bei Sonne fallen ihm mehr Wörter ein, im Winter eher weniger. Ein spezielles Schutzmittel gegen die Kälte im Winter habe er nicht. "Einfach gescheit anziehen und in dicker Montur kommen."

© SZ vom 19.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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