Wirtschaft:Mehr Geld für Arbeitslose

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Jobcenter wird 2017 voraussichtlich wieder besser ausgestattet

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Ewald Schurer und Andreas Lenz können echte Nervensägen sein, wenn es nötig ist - im positiven Sinn. Hermann Schmidbartl, Chef des Ebersberger Jobcenters, sieht jedenfalls in der Hartnäckigkeit der beiden Ebersberger Bundestagsabgeordneten in Berlin durchaus einen der Gründe dafür, dass das Jobcenter im kommenden Jahr voraussichtlich endlich wieder finanziell besser ausgestattet wird. Endgültig bestätigt ist das Budget zwar noch nicht, es werde sich aber laut ersten Informationen deutlich verbessern, so Schmidbartl in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Soziales, Familie und Bildung des Kreistags.

Seit Jahren gibt es im Landkreis Klagen über die miserable finanzielle Ausstattung des Jobcenters, die es kaum mehr zuließ, mehr als das Nötigste für die Kunden zu tun. Nur Umschichtungen machten es möglich, überhaupt das Personal zu halten. Hintergrund des begrenzten Budgets ist der sogenannte Problemdruckindikator. Der besagt, vereinfacht gesagt, dass diejenigen Jobcenter, die einen großen Andrang an Kunden haben und in einer Region mit hoher Arbeitslosigkeit liegen, viel mehr Geld pro Fall zur Verfügung bekommen als Jobcenter mit einem kleinen Klientenkreis. Dabei brauchen gerade Klienten, die in einer Boomregion wie Ebersberg keinen Job finden, besondere Unterstützung. Sie haben meist noch viele andere Probleme, sind oft krank, verschuldet oder leiden unter schwierigen familiären Verhältnissen.

Im kommenden Jahr jedenfalls hofft Schmidbartl wieder mehr für seine Kunden tun zu können. Allerdings gibt es zwar mehr Geld, aber auch mehr Menschen, um die sich das Jobcenter-Team kümmern muss. Während im Januar die Zahl der Bedarfsgemeinschaften noch bei 1140 lag, sind es inzwischen um die 1500. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Asylanträge vieler Schutzsuchender anerkannt werden und sie daher in die Zuständigkeit des Jobcenters fallen. 90 Prozent des Zuwachses seit Jahresbeginn seien Menschen mit Flüchtlingshintergrund, sagte Schmidbartl, die meisten von ihnen stammten aus Eritrea und Syrien. Die übrigen zehn Prozent seien auf Zuwanderung insbesondere aus osteuropäischen EU-Ländern zurückzuführen. Weil lange noch nicht über alle Asylanträge der im Kreis lebenden Migranten entschieden ist, rechnet der Chef des Jobcenters auch in nächster Zeit damit, dass sich die Zahl der Klienten weiter erhöht.

Dieser neue Kundenkreis stellt das Jobcenter durchaus auch vor neue Herausforderungen. Zwar sei der Arbeitsmarkt im Landkreis sehr aufnahmefähig, die Motivation der Migranten hoch und auch persönliches Potenzial grundsätzlich vorhanden, sagte Schmidbartl. Hemmnisse sind aber die nicht vorhandenen oder unzureichenden Deutschkenntnisse der Flüchtlinge, mehr als 50 Prozent hätten Alphabetisierungsbedarf und die Schulbildung oder auch Berufsausbildung entspreche oftmals nicht den hiesigen Anforderungen. Zudem müssen manche Bewerber erst lernen, wie das Leben und Arbeiten in Deutschland geregelt ist, dass man möglichst pünktlich sein muss und auch Frauen als Vorgesetzte zu akzeptieren sind. Und dann gebe es noch einige Fälle, bei denen man gar nicht wisse, wie man sie unterbringen könne; Schmidbartl nannte als Beispiel einen "analphabetischen Hirten über 30, der immer im Freien war", bei solchen Klienten sei die Aufgabe besonders schwierig. Generell, so der Chef des Jobcenters, "brauchen wir einen langen Atem, aber wir werden den Weg gehen müssen, weil es sich rechnet".

© SZ vom 21.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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