Weniger Natur:Pliening will Grünzüge reduzieren

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Viele Grünzüge, etwa der zwischen Landsham und Grub, sollen im Regionalplan festgeschrieben werden. (Foto: Hinz-Rosin)

Die Gemeinde fühlt sich von der Regionalplanung einseitig eingeschränkt und fürchtet um potenzielle Entwicklungsmöglichkeiten

Von Alexandra Leuthner, Pliening

In Pliening ist man nicht einverstanden mit dem Regionalen Planungsverband. Vor allem die Festschreibung von Grünzügen und Trenngrün stieß, so wie sie im Moment vorgeschlagen wird, im Rathaus und bei den Gemeinderäten im jüngsten Bauausschuss auf deutliche Kritik. Die Regelungen gingen überwiegend zu Lasten der Gemeinde und ließen den Nachbarn rundherum dagegen zu viele Möglichkeiten, bis an die Plieninger Gemeindegrenzen heran zu bauen, so der Tenor. Der Regionalplan für die Region München schreibt Ziele und Grundsätze für die Entwicklung von Siedlungen, Landschaftsräumen, Erholungsgebieten oder Vorranggebieten - etwa für den Abbau von Bodenschätzen - auf Jahrzehnte fest. Die darin niedergelegten Grundsätze können somit eine Gemeinde in vielerlei Hinsicht empfindlich in ihren Entwicklungsmöglichkeiten beschränken.

"Wir brauchen noch etwas Luft zum Atmen", sagte Bauamtsleiter Martin Schmidt-Roschow, der eine umfangreiche Stellungnahme zum Regionalplan erarbeitet hatte. Er stellte in Abwesenheit von Bürgermeister Roland Frick dem Ausschuss die wesentlichen Kritikpunkte vor. So geht es zum einen um den regionalen Grünzug zwischen Gelting und Markt Schwaben, der sich auf einer Breite von einem bis eineinhalb Kilometern westlich der Flughafentangente von der A 94 bis nach Finsing erstreckt. Mit den grundsätzlichen Zielen regionaler Grünzüge, der Verbesserung des Bioklimas, einer Gliederung der Siedlungsräume und der Schaffung von Erholungsflächen in der Nähe von Siedlungsgebieten sei man ja einverstanden, sagte er, aber es stelle sich die Frage, warum der gesamte Grünzug hier auf Plieninger Gebiet liegen müsse. Markt Schwaben könne somit östlich der FTO Gewerbeflächen ausweisen, der dadurch entstehende Verkehr aber würde durch Pliening fließen.

Ähnliche Befürchtungen hegt man im Plieninger Rathaus bezüglich des Trenngrüns zwischen Poing und Ottersberg, zwischen Pliening und Poing, sowie zwischen Landsham und Kirchheim. Den Entfall des Trenngrüns zwischen Landsham und Grub hatte die Gemeinde bereits 2007 gefordert, damals noch im Hinblick auf die Planungen für eine Umgehungsstraße. Die haben sich zwar mittelfristig erledigt, dennoch sehe man gerade an dieser Stelle potenzielle Entwicklungsmöglichkeiten für weiteres Gewerbe wegen der Nähe zur Autobahnauffahrt auf die A 99.

Auch beim Grünstreifen zwischen Kirchheim und Landsham plädierte Schmidt-Roschow im Namen der Gemeindeverwaltung für eine ersatzlose Streichung. Auch hier sei wieder Pliening einseitig belastet. Ohnehin aber grenzen hier die Gewerbegebiete beider Gemeinden aneinander. Nach den Grundsätzen der Regionalplanung biete sich ein Ausbau der Gewerbegebiete und sogar eine interkommunale Zusammenarbeit geradezu an. "Bevor wir also ohne Not an anderer Stelle ein Gewerbegebiet lostreten, würde ich dazu raten, das bestehende hier weiter zu entwickeln", sagte der Bauamtsleiter.

Dagegen wandte sich allerdings Markus Uffinger (Alternative für Pliening). "Wenn wir das so machen, fahrt Ihr künftig von der Autobahnabfahrt in Kirchheim aus nach rechts und dann nur noch durch ein zusammen hängendes Gewerbegebiet, das sieht dann aus wie in Poing." Er konnte sich mit seinem Einwand allerdings nicht durchsetzen. Der Ausschuss stimmte mehrheitlich für die Streichung sowohl des regionalen Trenngrüns zwischen Landsham und Kirchheim als auch für den Wegfall des Trenngrüns in Richtung Grub.

Auch zwischen Ottersberg und Poing, wo bereits eine Kleingartenanlage auf Poinger Seite im Trenngrün liegt, die den Sinn des 120 Meter breiten Streifens in Frage stelle, so Schmidt-Roschow, soll das Trenngrün nun gestrichen werden. Zwischen Pliening und Poing ist ein etwas breiterer Streifen einzeichnet, von etwa 650 Metern. Hier mache eine Erhaltung zwar Sinn, sagte Schmidt-Roschow, es sei aber auch hier wieder ausschließlich Pliening belastet. "Das Trenngrün muss nach Süden wandern, damit trägt dann jeder die Hälfte der Last." Ein Vorschlag, dem die Gremiumsmitglieder ebenfalls mit Mehrheit folgten.

Josef Bauer-Eberhart (CSU) brachte wohl auf den Punkt, was die meisten Gemeinderäte dachten. Der Regionalplan berücksichtige viel zu sehr jene so genannten Wachstumsgemeinden, die direkt an S-Bahnhaltepunkten liegen. "Aber auch bei uns in der Gemeinde ist die Entwicklung nicht stehen geblieben." Eigentlich sollte man doch zumindest alle Grünzüge zwischen Pliening und Poing auf das Gebiet der Nachbarn verlegen, schimpfte er. "Wir bauen ja nicht bis an die Gemeindegrenzen hin." SPD-Gemeinderätin Bettina Marquis bat dagegen um mehr Sachlichkeit, es sei wenig hilfreich, immer nur gegen die Nachbarn zu schießen. Auch Schmidt-Roschow mahnte zu Augenmaß. Es habe wenig Sinn nun den schwarzen Peter komplett den Nachbarn zuzuschieben, das würde nur zu vehementen Gegenreaktionen führen. "Ich bin immer für Fairness im Gefecht. Und fair ist, wenn jeder die Hälfte trägt."

© SZ vom 23.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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