Weniger Gäste:Stadlkultur auf der Kippe

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Organisator und Musiker Rudi Zapf überlegt, ob er die Veranstaltungsreihe in Ottersberg 2019 fortführen soll

Von Clara Lipkowski, Pliening

Die Ottersberger Stadlkulturtage sind Rudi Zapfs Baby. Der Musiker lockt seit Jahren Künstler und Besucher an den Selmerhof zwischen Poing und Pliening. Mit zahlreichen Helfern, die teils aus Niederbayern anreisen, stellt er ein Programm auf die Beine, das an acht Wochenenden im Sommer in einer alten Scheune steigt: Es wird musiziert, getanzt und Kabarett zum Besten gegeben. Nun stehen die Kulturtage auf der Kippe. Denn nur rund 1000 musikbegeisterte Zuhörer kamen heuer nach Ottersberg.

Im Vorjahr waren es noch etwa 1500 Gäste. 2016 war die Veranstaltungen allerdings schon ähnlich schlecht besucht wie in diesem Sommer. Rudi Zapf überlegt nun, ob eine Wiederauflage 2019 noch einen Sinn hat. "Die Stimmung war sehr gut", sagt er, aber rückläufige Publikumszahlen beobachte er seit einigen Jahren auf den Bühnen in und um München. Ausverkauft war in diesem Jahr nur ein Konzert: Beim Auftritt der Band Cubaboarisch 2.0, Leo Meixners Cubavaria war die Hütte rappelvoll - trotz des zeitgleichen WM-Spiels Deutschland gegen Schweden. An allen anderen Abenden kamen weniger Gäste. Sogar als sich Zapf selbst auf die Bühne stellte. Der gebürtige Münchner ist für seine virtuosen Einlagen am Hackbrett mittlerweile international berühmt. "Dass weniger Gäste kamen, führe ich aber eher darauf zurück, dass ich jedes Jahr dabei bin und noch dazu ein Weihnachtskonzert in der Region gebe." Dass aber die Konzerte von Kollegen, die seit 40 Jahren auf der Bühne stehen, plötzlich weniger Besucher haben, kann er nicht nachvollziehen. Er plane schließlich immer genau, wen er einlädt. Die Cubaboarischen etwa (nicht zu verwechseln mit "Cubaboarisch 2.0"), traten wegen des großen Erfolgs sechs Jahre in Folge auf. Dann wurde ihnen der Rahmen in Ottersberg zu klein, sie bespielen seither die großen Bühnen der Volksmusik. Womöglich sei das Publikum, das oft 60 Jahre und älter ist, inzwischen weniger mobil, jedenfalls hätten ein paar Besucher das Programm mit der Begründung abgelehnt, dass sie nicht mehr viel ausgingen. Dass die Fußball-WM Grund für den Besucherrückgang war, schließt er aus: In knapp 25 Jahren Stadl- kultur sei das weder während Europameister- noch Weltmeisterschaften je ein Problem gewesen. Und für Finaltage plane er keine Konzerte. Wenn doch mal Termine kollidierten, sei die Scheune trotzdem gut gefüllt gewesen. Dass es an den Ticketpreisen von rund 20 Euro liegt, glaubt er auch nicht, die seien in der Region üblich. "Ich weiß auch, dass unser Publikum teils in München ausgeht, da zahlen die ganz andere Preise, 65 Euro und aufwärts."

Sein Konzept ändern, will Rudi Zapf nicht. "Wie viele Gäste kommen, hängt vom Bekanntheitsgrad des Künstlers ab. Unbekannte haben's schwer. Aber ich möchte nicht erfolgreiche Solisten einladen, nur um den Stadl vollzukriegen."

Nun will sich Zapf mit seinen Helfern besprechen. Seine Frau ist Küchenchefin und bei den Stadltagen geht nichts ohne die gutbürgerliche Verköstigung, denn ein Lokal sucht man hier vergebens. Die Frage ist, ob der Aufwand - Planen, Auf- und Abbauen, Kochen, Ausschenken - noch gerechtfertigt ist. Zudem müsste der Küchenboden erneuert und ein Dach isoliert werden. Beim Kartoffelschälen sind ihm aber zwei neue Helfer sicher: Eines Abends fragte Zapf ins Publikum, wer nächstes Jahr dabei sein wolle. Prompt meldeten sich zwei Freiwillige.

© SZ vom 18.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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