Wendelsteinschule Vaterstetten:Weniger ist mehr

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Die geplante Schulturnhalle an der Wendelsteinstraße soll so einfach wie möglich ausgestattet sein - deutlich teurer als zunächst kalkuliert wird sie trotzdem

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Grillen und Sporteln passt eigentlich gut zusammen, zu größeren Sport-Events wird schon mal gerne eine Bratwurst gereicht. Dass aber die Sportstätte selbst auf den Grill kommt, ist dann doch eher selten. Bei der neuen Turnhalle, welche die Gemeinde Vaterstetten für die Wendelsteinschule plant, soll jedoch genau das passieren - dank Yakisugi.

Was für Uneingeweihte vielleicht nach einer kulinarischen Spezialität aus dem Land der aufgehenden Sonne klingt, ist - das wissen Baufachleute - eine alte japanische Methode der Holzkonservierung. Diese soll bei der Fassade des geplanten Mehrzweckbaus zur Anwendung kommen, in dem neben einem Ersatz für die in die Jahre gekommene Schulsporthalle auch Räume für den Hort entstehen sollen. Ursprünglich war geplant, das ganze Gebäude mit einer Hülle aus Titanzink zu versehen, aus Kostengründen setzt die neue Planung nun aber auf das angeflammte Holz nach Yakisugi.

Wie derzeit bei vielen Bauprojekten sind auch hier die erwarteten Kosten deutlich gestiegen: Von knapp 6,8 Millionen war bei der ersten Vorstellung des Projektes im vergangenen Herbst die Rede, plus 350 000 für die Außenanlagen. Für Unvorhergesehenes wurde noch ein Puffer von 15 Prozent eingeplant, so dass sich ein Gesamtbudget von rund 8,2 Millionen Euro ergibt. Wie nun in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates vorgestellt wurde, war das Unvorhergesehene indes teurer als erwartet, statt mit 8,2 Millionen Euro rechnet das Bauamt nun mit rund 10,7 Millionen.

Neben den allgemeinen Kostensteigerungen beim Bau, die durch Pandemie-bedingte Engpässe bei manchen Rohstoffen und Materialien noch verstärkt wird, hat zu der Steigerung auch beigetragen, dass die erste Schätzung wohl in manchen Bereichen etwas zu optimistisch angesetzt war. So werden die Außenanlagen nach aktualisierter Berechnung nicht 350 000 sondern 824 400 Euro kosten. Ebenfalls in der ersten Budgetberechnung nicht enthalten war die "Umverlegung von Sparten", also etwa Rohre und Anschlüsse, was weitere 200 000 Euro Mehrkosten verursacht.

Um etwa diesen Wert könnte Yakisugi das Budget entlasten, sogar noch etwas mehr, rund eine Viertelmillion Euro sei die gegrillte Holzfassade billiger als die Metallvariante. Ob das dann auch genauso haltbar sei, wollte Brigitte Wenninger (parteilos) von den Planern wissen. Laut Architekt Armin Daam gebe es bei der Lebensdauer keinen Unterschied. Dann sei er "sehr erfreut über die Holzfassade", sagte Stefan Ruoff (Grüne), stellte aber die Frage, ob bei Außenanlagen, die mehr als 800 000 Euro kosten, nicht viel Fläche versiegelt werde. Dies sei nicht der Fall, so Ralf Schloemilch vom Bauamt, es solle "grün bleiben", aber die Sportanlagen müssten an einem anderen Ort komplett neu hergestellt und der Pausenhof insgesamt erneuert werden.

Dann könnte man diesen doch gleich umbauen, schlug Renate Will (FDP) vor. Und wenn ohnehin schon Baustelle sei, ergäben sich vielleicht Synergien mit anderen notwendigen Renovierungen am Schulhaus, etwa eine Erneuerung der in die Jahre gekommenen Fußböden. Da müsse man priorisieren, so Schloemlich "alles was Sicherheit ist" werde zuerst erledigt - wie etwa die Turnhalle, die Winter 2013 wegen Einsturzgefahr gesperrt werden musste. Für alles andere habe die Gemeinde weder das Geld noch das Personal, stellte Schloemilch klar.

Die angespannte Finanzlage war es auch, warum man von Anfang an die neue Halle als "Low-Tech"-Gebäude geplant hat. So soll es dort keine Lüftungsanlage geben, stattdessen soll sich die Halle im Sommer über ein Lüftungskonzept kühlen lassen. Laut der Planer brauche man höchstens einen starken Ventilator für den Luftaustausch. Zweite Bürgermeisterin Maria Wirnitzer (SPD) wollte wissen, ob das auch in sehr heißen Sommern funktioniere, zumal die Halle ja auch als Veranstaltungssaal genutzt werden soll. Laut der Architekten habe man das Konzept bereits bei zwei Gebäuden umgesetzt, Beschwerden habe es keine gegeben.

Josef Mittermeier (SPD) wollte wissen, ob sich die Halle im Notfall auch mit einer Kühlung nachrüsten lassen könne. Er begrüße zwar, dass man durch die Einsparung der Lüftung auch CO₂-Ausstoß und Energiekosten spare, aber durch den Klimawandel sei zu erwarten, dass die heißen Tage mehr würden. Dann müsste man auch nachrüsten, wenn von Anfang an eine Lüftung eingebaut würde, so Schloemlich. Denn bislang gebe es kein gemeindliches Gebäude mit einer Kühlanlage, "die lüften, aber sie kühlen nicht".

Letztlich beschloss der Gemeinderat das Konzept inklusive Yakisugi ohne Gegenstimmen. Weitere knapp 31 000 Euro sollen durch den Einbau eines günstigeren Parketts, 28 000 Euro durch Recycling alter Sportgeräte eingespart werden.

© SZ vom 10.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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