Wechsel an der Spitze:Die Rückkehr des Direktors

Lesezeit: 3 min

Peer Frieß (links) folgt Helmut Wörner nach, der die Trägervereine zwei Jahre geleitet hatte. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Peer Frieß, früherer Leiter des Vaterstettener Gymnasiums, wird Vorsitzender der Trägervereine von VHS und Musikschule

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Ein Amt zu gegebener Zeit auch wieder abzugeben, scheint manchen Leuten viel schwerer zu fallen, als es auszuüben. Eindeutig nicht zu diesen Leuten gehört Helmut Wörner, seit zwei Jahren Vorsitzender der neuen Trägervereine der Vaterstettener VHS und Musikschule. Denn die beiden - immerhin die größten Bildungseinrichtungen im Landkreis - seien auf einen guten Weg gebracht, so Wörner, weshalb er eine zweite Amtszeit als Vorsitzender nicht anstrebe. Diese Aufgabe wird darum nun Peer Frieß übernehmen, Lehrer, promovierter Historiker und sowohl ehemaliger Schüler wie auch Direktor des Vaterstettener Gymnasiums.

Dass es den Job, den Frieß nun künftig ausüben wird, überhaupt gibt, ist einer Krise geschuldet, wie sie VHS und Musikschule in ihrer über 40-jährigen Geschichte nicht erlebt hatten: Ende 2015 erklärte Vaterstetten, die größte Gebergemeinde, den Zuschussvertrag mit der Bildungseinrichtung für beendet. Ein Vorgehen, dem im sonst nicht unbedingt für seine Einstimmigkeit bekannten Gemeinderat kein Mitglied des Gremiums widersprach. Denn bei den Gemeinderäten wie auch in der Verwaltung war die Verärgerung über die damalige Leitung von VHS und Musikschule groß. Diese räume den politischen Gremien kaum Mitsprache ein, obwohl man aus den ohnehin klammen Gemeindekassen große Summen als Zuschuss überweise - dieser betrug damals für alle Mitgliedsgemeinden etwa eine Million Euro pro Jahr, was rund einem Drittel des Gesamthaushaltes von VHS und Musikschule entsprach.

Auslöser für den Rückzug der Vaterstettener war ein Streit um das von der Gemeinde neu angemietete Gebäude für die Musikschule. Deren Leitung hatte sich öffentlich darüber beschwert, dass die Räume völlig ungeeignet seien und man auf keinen Fall dorthin umziehen werde. Was dann zwar trotzdem geschah, aber nicht ohne weitere Unmutsbekundungen.

Die überhaupt nicht nötig gewesen wären, sagte nun Wörner bei der Vorstellung seines Nachfolgers. Denn der Umbau der Räume in dem ehemaligen Bürogebäude in der Baldhamer Straße sei eigentlich ganz unproblematisch gewesen, nachdem man einen Schallschutzexperten zu Rate gezogen habe: "Den Stress hätte es gar nicht gebraucht."

Vor zwei Jahren wurde die Trägerschaft neu gestaltet

Oder vielleicht doch, schob Wörner nach, denn dass VHS und Musikschule eine neue Struktur bekommen hätten, sei "absolut notwendig" gewesen. Statt eines einzigen Trägervereins für beide Einrichtungen gibt es seit zwei Jahren zwei Vereine. In diesen können, im Gegensatz zum alten Verein, ausschließlich die Zuschussgemeinden Mitglied sein. Wie wichtig dieser Wechsel gewesen sei, habe sich in den vergangenen zwei Jahren herausgestellt. Zu sehr wollte er dabei nicht ins Detail gehen, deutete aber an, dass es vor allem betriebswirtschaftlich an vielen Ecken gefehlt haben muss. Daher sei auch seine Hauptaufgabe gewesen, ein neues Bilanz-System für VHS und Musikschule einzuführen und zu etablieren. Mittlerweile sei dieses auf kaufmännische Buchführung umgestellt, es gebe ein Controlling-System wie in einer Firma und nach nicht näher ausgeführten Verlusten im vergangenen Jahr erwarte man heuer "ein gutes fünfstelliges Ergebnis" als Überschuss für die beiden Einrichtungen.

Diese werden mittlerweile auch nicht mehr von Wörner als Vereinsvorsitzenden sondern von Geschäftsführern "voll verantwortlich" geleitet. Im April 2017 hat Helmut Ertel die VHS übernommen, genau ein Jahr später trat Bernd Kölmel sein Amt als Musikschulleiter an. Beide hätten sich sehr gut in ihre Aufgaben eingearbeitet, lobte Wörner, das merke man im Alltag beider Einrichtungen: "Das hat jetzt einfach Leben." Insofern könne er sich jetzt auch als Vorsitzender beruhigt zurückziehen, "ich bin ja auch schon 75".

Sein 16 Jahre jüngerer Nachfolger wird darum auch im Gegensatz zu Wörner kein Vollzeit-Vorsitzender sein. Frieß wechselte 2005 vom Chefsessel des Gymnasiums in die Staatskanzlei, dort leitet er das Referat für Fortbildungen. Insofern passe sein neues Ehrenamt sehr gut, sagte Frieß, "ich habe immer etwas mit Bildung zu tun gehabt". Und trotz der vielen guten Vorarbeit werde er schon noch einiges zu tun haben, Frieß sieht seine Hauptaufgabe darin, die VHS und die Musikschule auf der Höhe der Zeit zu halten, damit sie auch künftig den Bürgern attraktive und sinnvolle Angebote machen kann. Und wenn doch einmal größere Probleme auftreten, ist Hilfe nicht fern: "Du kannst mich jederzeit anrufen", gab Wörner seinem Nachfolger noch mit auf den Weg.

© SZ vom 21.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: