Wasserburg:Großer Bahnhof für den Filzenexpress

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Mit dem Filzenexpress können Pendler nun durchgängig von München-Ost nach Waserburg mit einem MVV-Ticket fahren. (Foto: Reinthaler)

Landkreise Ebersberg und Rosenheim feiern in Wasserburg die Aufnahme der Strecke in den MVV-Tarif

Von Georg Reinthaler, Wasserburg

Großer Moment am kleinen Bahnhof: Seit Sonntag ist die Schienenstrecke zwischen Ebersberg und Wasserburg vollständig in das Tarifgebiet des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) integriert. Beim Festakt in Wasserburg zeigten sich die Vertreter des Unternehmens und der Politik optimistisch und betonten die Bedeutung des Projekts für die gesamte Region. Fahrgastverbände mahnen für die nahe Zukunft dennoch weitere Verbesserungsschritte an.

Der Rosenheimer Landrat Wolfgang Berthaler (CSU) erinnerte im Rahmen der Festansprachen daran, dass der sogenannte Filzenexpress vor zwei Jahrzehnten noch vor dem Aus gestanden habe. "Heute ist das Gegenteil der Fall, aber wir wissen jetzt auch, wie teuer elf Kilometer Bahnverbindung sein können." So habe sich der Landkreis Rosenheim mit der Stadt Wasserburg und den Umlandgemeinden nach intensiven politischen Beratungen für die nächsten fünf Jahre auf eine Aufteilung des jährlich erforderlichen Zuschusses in Höhe von rund 190 000 Euro verständigt.

Wasserburgs Bürgermeister Michael Kölbl (SPD) sprach denn auch von einem "neuen Zeitalter für den Öffentlichen Personennahverkehr in unserer Region." Schon vor der im Dezember 2014 erfolgten Einführung des Stundentaktes für den Filzenexpress nach München habe sich die enge politische Zusammenarbeit zwischen Grafing und Wasserburg sowie das geschlossene Auftreten bewährt. Die Fahrgäste warteten zudem mit großer Vorfreude auf den ab 2017 angekündigten Stundentakt auch an den Wochenenden.

"Einen wichtigen Mosaikstein in der Anbindung der Region an die Landeshauptstadt" nannte der Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß (CSU) die jetzt erstmals seit 1992 erfolgte Integration einer Schienenverkehrsstrecke in den MVV. Nun ist auch an den Bahnhöfen in Edling, Forsting sowie im Wasserburger Ortsteil Reitmehring das Lösen eines Verbundtickets und mit diesem die Fahrt im gesamten MVV-Netz möglich.

Niedergesäß, auch Sprecher der Verbundlandkreise im MVV, betonte den Stellenwert attraktiver Bahnstrecken: "Sie sind gleichzeitig ein Gebot der Stunde und der Zukunft, denn die Menschen drängen vermehrt aus München heraus ins Umland, benötigen aber eine Verbindung zu ihren Arbeitsplätzen." Die durchgehende MVV-Zugehörigkeit des Filzenexpresses zwischen Grafing-Bahnhof und Wasserburg trage dazu bei, die guten Beziehungen zwischen den Landkreisen auch auf der Schiene weiter zu intensivieren.

MVV-Geschäftsführer Alexander Freitag ging ebenfalls auf das beständige Zusammenwachsen der Metropolregion München ein und zeigte sich bewusst offen für Zukunftsvisionen: "Wir alle sprechen heute von einem umweltfreundlichen öffentlichen Personennahverkehr. Da denke ich dann langfristig auch an eine Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Ebersberg und Wasserburg für einen möglichen S-Bahn-Anschluss."

Laut Südostbayernbahn, der aktuellen Betreiberin des Filzenexpresses, sind die Fahrgastzahlen seit der Einführung des Stundentaktes im vergangenen Jahr um knapp 70 Prozent gestiegen. Durch die nun erfolgte MVV-Integration erhoffen sich auch Fahrgastverbände wie etwa die Wasserburger Ortsgruppe von Pro Bahn einen zusätzlichen Schub ab Januar 2016.

Allerdings weisen die Aktivisten auf einen trotz aller Euphorie weiter bestehenden, nicht unerheblichen, Wermutstropfen hin: Mit dem MVV-Ticket gelangen Besucher und Berufspendler nur zum Bahnhof "Wasserburg" im Ortsteil Reitmehring. Für die Weiterfahrt mit dem Bus in die Altstadt und zurück benötigt man nach wie vor ein kostenpflichtiges Zusatzticket. Das war für einige Münchner, die sich am Sonntag gleich mit der Bahn in das neue MVV-Mitglied Wasserburg aufgemacht hatten, eine unerwartete negative Überraschung. Sie mussten zudem 20 Minuten auf den nächsten Bus warten. Derweil saß die Schar der Ehrengäste bereits im Sonderzug nach Grafing.

© SZ vom 15.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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