Wasserburg:Eine Welt der Extreme

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"Himmel und Hölle", ein beliebtes Kinderhüpfspiel, nahm Hannelore Harzenretter als Vorlage für ihren Beitrag zur Ausstellung im Ganserhaus. (Foto: Reinthaler)

Himmel und Hölle sind Thema einer Ausstellung in Wasserburg

Von Georg Reinthaler, Wasserburg

Ein buntes und zugleich ambivalentes Spiel der Extreme bietet die diesjährige Mitgliederausstellung des Arbeitskreises 68 im Ganserhaus in Wasserburg. Kein Wunder, schließlich hat Dominic Hausmann als Konzeptgeber das Motto "Zwischen Himmel und Hölle" ausgegeben. Es ist der religiös aufgeladene Zwiespalt, es sind die klassischen Gegensätze von Gut und Böse, Schwarz und Weiß, zwischen denen sich die Künstler mit ihren Arbeiten bewegen. "Heraus kommt eine extreme Mischung mit leichtem Hang zum Drama", attestiert Kurator Stefan Scherer. Die regionale Gegenwartskunst bediene sich hierfür starker, in der westlichen Kultur etablierter und gleichsam bekannter Gegensätze.

Von den ausgestellten Bildern, Skulpturen, Objekten, Installationen und Fotografien wird der Besucher in eine wahrhaft abenteuerliche Welt entführt. Abstrakte Kunstwerke mit allerlei Interpretationsspielraum finden sich ebenso wie die ganz reale Verarbeitung aktueller Themen. Es überrascht daher nicht, wenn Ute Lechner und Hans Thurner den wie blutverschmiert anmutenden Schriftzug "Zwischen Himmel und Hölle" mit kleinen Armen garnieren, die sich aus dunklem Wasser emporstrecken. Diese Collage ist nicht das einzige Stück, welches sich dem Leid der Flüchtlinge widmet.

Zum diesjährigen Konzept der Mitgliederausstellung sei schlichtweg alles möglich, erklärt Stefan Scherer. "Es geht um gefüllte Zwischenräume in einer Welt der Extreme. In diesem Kontext erhält etwa der Begriff der Transitzonen für Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen, eine neue Dimension."

Die Ausstellung widmet sich darüber hinaus den klassischen Träumen und Sehnsüchten der Menschheit vom Entfliehen in die Ferne, wie eine Reise zum Mars, die Annäherung an das Licht oder auch die Neugier auf Feuer, Hölle und den Engel Luzifer. Georg Kranner wählt ein Motiv mit religiösem Bezug und stellt den Betrachter vor die Entscheidung: Hass, Neid, Liebesentzug versus Heilserfahrung im Namen von Jesus.

Den Spagat zwischen Himmel und Hölle nach dem Verlassen der Erde stellt Hannelore Harzenretter als beliebtes Spiel dar. Und dennoch wirkt es so, als sei der Akteur bei der finalen Entscheidung ganz auf sich alleine gestellt. Einen kulinarischen Bezug - oder eben nicht - hat die Fotografie von Heinz-Martin Weiand. Ausgerechnet eine rote Flüssigkeit auf einer Weißwurst bringt den Abgebildeten ins Grübeln und zwingt zum Blick ins Lexikon. Offen bleibt, ob das Pendel bei des Rätsels Lösung in Richtung Himmel oder doch eher in Richtung Hölle ausschlägt.

Angst vor allzu viel deprimierenden Werken muss man jedoch nicht haben. Es ist vielmehr ein Privileg der Kunst, auch nachdenkliche Themen farbenfroh und ausdrucksstark darstellen zu dürfen, was der Mitgliederausstellung zweifellos gelingt.

Die Ausstellung "Zwischen Himmel und Hölle" ist noch bis einschließlich 10. Januar in der Galerie im Ganserhaus, Schmidzeile 8, in Wasserburg zu sehen. Geöffnet ist jeweils von Donnerstag bis Sonntag zwischen 14 und 19 Uhr.

© SZ vom 09.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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