Wasserburg:Bühne für Kinder und Jugendliche

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Jörg Herwegh, Chef der neuen Theatersparte. (Foto: privat)

Wasserburger Theater eröffnet neue Sparte

Von Friederike Hunke, Wasserburg

Theaterstücke speziell für Kinder und Jugendliche gibt es in der Region von nun an ganzjährig zu sehen: Das Theater Wasserburg hat seinen bisherigen Sektionen - Schauspiel, Tanz und Musiktheater - die entsprechende Sparte hinzugefügt. Dem Leiter der neuen Abteilung, Jörg Herwegh, liegt besonders das Jugendtheater am Herzen: Diese Art von Schauspiel sei zwar in Großstädten beliebt und respektiert, in der Region jedoch bislang wenig bekannt. Er betont, dass sich die Stücke "ab der Pubertät an alle" wenden, also auch an Erwachsene, weil sie sich künstlerisch mit den Hoffnungen, Sorgen und Problemen heranwachsender Menschen auseinander setzen.

Bereits in den vergangenen Jahren hat das Theater Wasserburg Stücke für Kinder angeboten, jedoch nur in der Vorweihnachtszeit. Die Idee zur neuen Sparte hätten die Kinder daraufhin selbst in Spiel gebracht, erzählt Pressesprecherin Regina Semmler. "Viele Schulklassen haben gesagt: Das ist toll, aber könnt ihr das nicht mal zu einer anderen Zeit machen? Wir sind vor Weihnachten immer so im Stress!" So kamen Semmler und ihre Kollegen darauf, ein ganzjähriges Programm für Kinder und Jugendliche anzubieten. Wenn Schüler aus der Gegend bisher ein altersgerechtes Theaterstück sehen wollten, mussten sie meist nach München oder Salzburg fahren, sagt Semmler. "Dass man die Jugend nachhaltig bedient, mit einem festen Haus, mit einem ganzjährigen Angebot und Begleitung dazu, das haben wir in der Region noch nicht." Den Bedarf sahen auch die Stadt Wasserburg, der Landkreis Rosenheim und der Freistaat, sodass die neue Abteilung von allen Seiten Zuschüsse bekommt.

Mit Jörg Herwegh wurde ein Leiter gefunden, der viel Erfahrung mitbringt. Der 54-Jährige arbeitet seit 30 Jahren als Regisseur und betrieb bis vor einem Jahr das "Narrenschiff", eine Kleinkunstbühne in der Wasserburger Altstadt. Weil sich deren Betrieb wegen steigender Nebenkosten nicht mehr rentierte, kam Herwegh die neue Aufgabe gerade recht. Außerdem hat er am Theater Wasserburg bereits 2014 ein Stück inszeniert, so dass sich beide Seiten eine Zusammenarbeit gut vorstellen konnten. "Ich arbeite unglaublich gern mit Kindern und Jugendlichen zusammen", sagt Herwegh, der sich in seiner Freizeit als Jugendfußballtrainer engagiert. "Es macht einfach Spaß, zu sehen, wie bereit die Kids sind, etwas entstehen zu lassen."

Etwas entstehen lassen, kreativ werden, sich selbst ausprobieren - darin möchten Herwegh und seine Kollegen junge Menschen unterstützen. Deshalb arbeiten sie auch mit Schulen zusammen. Theaterstücke sollen inhaltlich vor- und nachbereitet werden, indem es nach Vorstellungen ein Gespräch gibt, bei dem Schüler ihre Fragen loswerden können. Regisseur und Schauspieler geben dann Antworten, oder gehen, wie Herwegh sagt, "ganz schnell in eine Spielsituation rein". Indem eine Szene mit den Schülern nachgespielt, improvisiert und verändert werde, könne man viel intensiver über Wirkung und Inhalt des Stücks diskutieren.

Über die klassische Theaterpädagogik hinaus hat Herwegh noch weitere Ideen, zum Beispiel würde er gerne die Themen der Stücke, etwa Drogenmissbrauch, in den Schulunterricht einbauen. Dafür seien die Lehrpläne jedoch zu unflexibel. Semmler ist trotzdem überzeugt, dass die neue Sparte dem Bildungsauftrag des Theaters gerecht wird. So zeichnet sich ihr Haus dadurch aus, dass sich Schulen ein Stück, das eigentlich abends gespielt wird, auch an einem Vormittag ansehen können. Das benachbarte Gymnasium hat bereits zugesagt, für alle Schüler von der neunten Klasse an einen Theaterbesuch einzuplanen.

Mit Themen wie Sexualität, Liebe oder der Suche nach der eigenen Identität erweist sich das neue Jugendtheater als spannend und aktuell für Heranwachsende. Im Stück "Superman ist tot", das an diesem Samstag Premiere feiert, geht es um Drogen: Zwei junge Comic-Fans verlieben sich und versuchen mithilfe von Rauschmitteln ihrer Realität zu entkommen. Herwegh zufolge ist Drogenmissbrauch in Wasserburg seit Jahren ein großes Thema. Dabei wolle das Theater jedoch nicht den moralischen Zeigefinger heben oder einen aufklärenden Anspruch stellen. "Es ist der Versuch, mit theatralischen Mitteln die Jugendlichen zu packen", sagt der Regisseur. Deswegen hätten auch die ernsten Themen immer eine spielerische Komponente.

Die Premiere von "Superman ist tot" findet an diesem Samstag, 14. November, um 19 Uhr im Theater Wasserburg statt. Das Stück ist geeignet für Erwachsene sowie Jugendliche ab 13 Jahren. Am Sonntag, 29. November, startet mit "Nur ein Tag" ein Stück für Kinder ab sechs Jahren.

© SZ vom 14.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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