Waldmuseum Ebersberg:Eine Lanze für den Burgherren

23.000 Haare pro Quadratzentimeter: Eine neue Ausstellung im Waldmuseum Ebersberg klärt über den Biber auf - und räumt mit falschen Vorurteilen auf.

Christoph Baborka

Ebersberg - Was nicht passt, wird passend gemacht! Das ist das Motto eines ziemlich eigenwilligen Baumeisters. Mit viel handwerklichem Geschick und Ehrgeiz verwaltet und gestaltet er seine Umgebung nach den eigenen Bedürfnissen. Und stößt damit nicht immer auf Verständnis. Um ihn zu verstehen, schadet es daher nicht, ihn erst einmal kennenzulernen. Die Ausstellung "Biber, der Burgherr kehrt heim", die vom heutigen Freitag an im Museum Wald und Umwelt in Ebersberg zu sehen ist, will da Hilfestellung leisten.

Waldmuseum Ebersberg: Gefürchtet: Biber galten lange Zeit als Plage - zu unrecht, wie eine Ausstellung im Ebersberger Museum Wald und Umwelt zeigt.

Gefürchtet: Biber galten lange Zeit als Plage - zu unrecht, wie eine Ausstellung im Ebersberger Museum Wald und Umwelt zeigt.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

In Zusammenarbeit mit dem Rathaus Ebersberg und der Kreisgruppe des Bundes Naturschutz bietet der Förderkreis des Museums viele interessante Einblicke in die Lebensweise und die Geschichte des Nagers.

"Die Generalversammlung der Uno hat 2010 zum internationalen Jahr der Biodiversität erklärt. Deshalb erschien uns der Biber besonders geeignet", sagt Ursula Kunze, die zusammen mit Astrid Geweke die Projektleitung der Ausstellung übernommen hat. Besonders geeignet deshalb, weil der Biber durch seine Umgestaltung der Landschaft auch vielen anderen Tieren und Pflanzen neuen Lebensraum erschließt. Doch während sich Eisvogel, Grasfrosch und Co. sehr wohl in der Nachbarschaft von Meister Bockert fühlen, so stößt er bei Landwirten und Grundstücksbesitzern oft auf wenig Gegenliebe. Die Ausstellung zeigt, welches Konfliktpotential im Verhältnis Mensch-Biber steckt.

Beispielsweise wenn der an sich scheue Auenbewohner in Gebiete mit Äckern in Gewässernähe vordringt, ist der Ärger programmiert. Er vergreift sich dann mangels der von ihm geschätzten Ufervegetation an den Feldfrüchten. Ein Uferstreifen von wenigstens zehn Metern könnte leicht Abhilfe schaffen, wie man anhand schön gemachter Modelle und Texttafeln beim Museumsbesuch erfahren kann.

Doch in der gemeinsamen Geschichte von Mensch und Biber ist der Mensch bei weitem nicht in der Opferrolle zu sehen. Die Ausstellung macht deutlich, warum der Biber fast ein Jahrhundert lang in Bayern als ausgestorben galt. Kleine Fläschchen in Vitrinen verraten, was die Jäger damals veranlasst hatte, dem Biber nachzustellen: Sie enthalten das sogenannte Bibergeil, ein Sekret aus den Afterdrüsen des Tieres, dem eine heilende und aphrodisierende Wirkung nachgesagt wurde. Der Biber selber nutzt es zur Reviermarkierung und zur Pflege des Fells. Und auch das war sehr begehrt bei den Menschen.

Besucher der Ausstellung können leicht erfühlen, warum. Auf einer Fläche von etwa einem Quadratzentimeter drängen sich auf der Bauchseite bis zu 23.000 Haare, was das Biberfell zu einem der dichtesten Pelze im Tierreich macht. Zum Vergleich: Ein Mensch kommt auf etwa 80 bis 250 Haare pro Quadratzentimeter Kopfhaut. Der dritte Grund für die Biberjagd war sein Fleisch. Dieses galt kurioserweise als eine Fastenspeise, da der Biber wegen seines schuppigen, flachen Schwanzes und seiner amphibischen Lebensweise in die Nähe der Fische gerückt wurde.

Zum Auftakt der Ausstellung hält der Biberberater Gerhard Schwab, dem zusammen mit Klaus Thiele die Konzeption der Ausstellung zu verdanken ist, einen Einführungsvortrag. Jeden Sonntag wird es Führungen durch das Museum und die Ausstellung geben. Außerhalb der regulären Öffnungszeiten können ebenfalls Führungen gebucht werden. Und wer die Spuren des Bibers im Landkreis erkunden möchte, kann nach Voranmeldung an einer der Exkursionen teilnehmen. Für Kindergruppen bietet Umweltpädagogin Astrid Geweke auf Anfrage bei der Stadt Ebersberg ein Aktionsprogramm mit Spielen.

Die Biber-Ausstellung im Waldmuseum ist von 23. Oktober bis 31. Dezember an Samstagen, Sonn- und Feiertagen von 11 bis 18 Uhr zu sehen, von 16. November an nur an Sonn- und Feiertagen von 12 bis 17 Uhr.

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