Wahlkampf:Harmonischer Endspurt

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Ebersbergs Bürgermeisterkandidaten treffen sich zur letzten Diskussionsrunde vor der Wahl - nur beim Thema Verkehr gibt es große Kontroversen.

Wieland Bögel

Fast sind Podiumsdiskussionen schon Routine geworden im Ebersberger Bürgermeisterwahlkampf. Bei der von der SZ organisierten Runde im Alten Kino stellten sich die Bewerber um das höchste Amt der Stadt bereits zum dritten Mal ihren Wählern vor. Und wie bei den Veranstaltungen zuvor herrschte auch am Dienstagabend vor allem Harmonie. Scharfe politische Kontroversen vermieden die Kandidaten.

Wie freundschaftlich man einander verbunden ist, zeigte sich bereits zu Beginn der Veranstaltung. Moderator Christian Hufnagel, Redaktionsleiter der Ebersberger SZ, bat die drei Kandidaten, dem Publikum ihre Mitbewerber kurz vorzustellen. Amtsinhaber Walter Brilmayer lobte seine Herausforderer für deren Engagement im Stadtrat. Er freue sich, dass die beiden kandidierten, denn so hätten die Ebersberger am 11. März "wirklich eine Auswahl". Auch dass der Wahlkampf bisher von "sachlichem Umgang, wie unter Erwachsenen" geprägt sei, fand Anerkennung. Philipp Goldner lobte, dass der Amtsinhaber immer passend gekleidet sei, und den Spagat "zwischen König und Grüß-Gott-Onkel", den das Bürgermeisteramt mit sich bringe, sehr gut bewältige. Doris Rauscher habe sich in den vergangenen Jahren sehr um die Familienpolitik verdient gemacht. Für die SPD-Kandidatin schließlich sind ihre Gegenkandidaten "zwei gute Beispiele, dass man jemanden mögen kann, ohne dessen Ansichten zu teilen."

Unterschiedliche Ansichten haben die drei potentiellen Stadtoberhäupter vor allem beim Thema Verkehr. Während der Amtsinhaber, getreu seinem Wahlspruch "viel getan" auf die Entlastung durch die Südumgehung verwies, und ansonsten weitere Umgehungsstraßen kritisch sieht, favorisierte Rauscher eine Umfahrung im Westen. Goldner lehnte diese jedoch als "höchst problematisch" ab, da dadurch Umweltschutzgebiete betroffen wären. Die beste Lösung sei für ihn nach wie vor ein Tunnel unter Ebersberg. Außerdem lasse sich durch den Ausbau von Fuß- und Radwegen sehr viel Autoverkehr vermeiden.

Auch bei der Frage, wie sich der öffentliche Nahverkehr verbessern ließe, wurden einige Unterschiede ersichtlich. Rauscher und Goldner sprachen sich für einen Ausbau des Busverkehrs aus. So könne man alle Buslinien durch die Kreisstadt zu "einer Stammstrecke" bündeln und bestehende Verbindungen bis zum Kirchseeoner Bahnhof weiterführen, schlug Goldner vor. Dies könne, falls sich die Stadt finanziell beteilige, sogar noch in diesem Jahr möglich sein. Brilmayer erinnerte dagegen an einen Langzeitversuch mit einer Buslinie durch die Stadtteile. Diese habe jährlich 8000 Euro gekostet, "und mitgefahren ist meistens nur warme Luft".

Sehr ähnliche Meinungen waren von den drei Kandidaten über die Situation am Bahnhof zu hören. Einen "jämmerlichen Zustand" bescheinigte Brilmayer dem alten Bahnhofsgebäude, Rauscher nannte es "einen Schandfleck", der sowohl die Ebersberger als auch Besucher abschrecke und Goldner kritisierte die Bahn dafür, das Gebäude so herunterkommen zu lassen.

Doch auch darin, dass die Stadt Ebersberg leider nichts tun könne, um das verfallende Gebäude zu verschönern oder zu sanieren, waren sich Amtsinhaber und Herausforderer einig. "Wir hätten das gerne gekauft, aber die Bahn gibt es nicht her", bedauerte Brilmayer. Er verwies darauf, dass man trotzdem tätig geworden war, und auf eigene Kosten eine öffentliche Toilette eingebaut habe, die nach der Schließung des Kiosks aber wieder unbenutzbar sei.

Geradezu eine Dreiparteienkoalition bildete sich auf die Frage, wie die Kandidaten das neue Einkaufszentrum in der Innenstadt bewerten. Zwar gab es über die Optik unterschiedliche Meinungen: Goldners Ansicht, dass das Zentrum ein "Kasten" sei, wollten die beiden anderen so nicht so unbedingt teilen, doch alle drei betonten die Vorteile des neuen Einkaufszentrums. So lobte Goldner den geringen Flächenverbrauch und die gute Erreichbarkeit auch für Fußgänger. Brilmayer und Rauscher erwarten, dass dadurch künftig mehr Kaufkraft in der Stadt bleibe.

Auch beim Thema Energiewende waren sich die Kandidaten einig: diese sei bis zum Jahr 2030 zu schaffen. Dass auf Ebersberger Gebiet Windräder aufgestellt werden könnten, darin sahen weder Amtsinhaber noch Herausforderer ein Problem.

Das Ende der Veranstaltung war dann wieder so harmonisch wie ihr Beginn. Auf die Frage des Moderators, wie die Wahl denn ausgehe, antwortete Doris Rauscher formalistisch, "das kann nur der Wähler entscheiden", Philipp Goldner diplomatisch "es wird spannend", und Walter Brilmayer meinte: "Gut für Ebersberg, wenn ich mir diese Runde anschaue."

© SZ vom 01.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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