Wagen rast in Baugrube:"Ein Zufall, dass keiner verletzt wurde"

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An der Kreuzung der Kirchheimer Allee mit der Bergfeldstraße soll ein Kreisel entstehen. (Foto: Christian Endt)

Ein Verkehrsunfall nahe einer Schule in Poing gibt Hinweise auf ein illegales Autorennen. Eine Zeugin berichtet.

Von Korbinian Eisenberger, Poing

Über dem Bergfeldsee ist gerade die Sonne herausgekommen, Spaziergänger, Eltern mit Kinderwagen, Buben und Mädchen auf Skateboards und Rädern. Es ist Mittwoch, Feiertag, als um kurz nach 17 Uhr zwei Fahrzeuge über den Bergfeldring rasen. In der 50er-Zone beschleunigen sie auf 120 und rasen um die Kurve beim Edeka-Markt. Dabei verliert einer der Fahrer die Kontrolle über seinen BMW. Er rast über den Bürgersteig, an einer Stelle, wo gerade kein Spaziergänger steht. Von da fährt das Auto in eine Baugrube.

Die Beobachtung stammt von einer Frau, die gleich in der Nähe wohnt. Vanessa K. ist sich sicher: Es muss sich um ein illegales Autorennen gehandelt haben, erklärt sie am Donnerstag. Weil sie sah, wie beide Autos gleichzeitig nahe einer Schule starteten. Und weil die Fahrer beider Autos nach dem Unfall beisammen standen "wie wenn sie sich kannten". Sie sei empört, sagt sie, deswegen hat sie sich direkt in einer E-Mail an die Zeitung gewandt. Am Telefon erklärt sie dann auf Nachfrage: "Es war nur ein Zufall, dass keiner verletzt wurde."

Der Polizeibericht bestätigt den Vorfall. "Zum Glück kollidierte der Fahrzeugführer mit seinem schleudernden Fahrzeug mit keinen anderen Verkehrsteilnehmer", heißt es dort. Der Fahrer und sein Beifahrer blieben ebenfalls unverletzt - weil ihre Endstation, die Baugrube, nur einen Meter tief war. Da die genauen Umstände des Unfalls noch abgeklärt werden müssten, so der Polizeibericht, werden Zeugen gebeten, sich unter der Nummer (08121) 9917-0 bei der Poinger Polizei zu melden.

Seit ziemlich genau einem Jahr können Teilnehmer von illegale Autorennen mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden, vorher waren es zwei Jahre. In Deutschland gibt es zahlreiche Beispiele von Unfällen, darunter Fälle, wo völlig Unbeteiligte ums Leben kamen. Ein Risiko, dass die Adrenalinjunkies in den getunten Rennmaschinen eingehen. 2016 in Berlin, 2015 in Köln. Aber in Poing?

Nachfrage bei Gemeinde und Polizei. Poings Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) und der Poinger Polizeichef Helmut Hintereder. Es kämen immer mal wieder Informationen von Bürgern, wonach im Bereich der Bergfeldstraße auffällig viel gerast werde, erklären beide. Die Straße sei attraktiv, mit einer knapp 800 Meter langen Geraden, relativ weit am Ortsrand, so Hingerl. Es gibt dort zwar eine Kreuzung. Hingerl vermutet aber, dass die Raser die Verkehrsregeln ignorieren, vor allem wenn sie nachts unterwegs sind. Ein vom Gemeinderat beschlossener Kreisverkehr soll das künftig erschweren. Mit ihm komme eine gut erkennbare Barriere, so Hingerl, "da kann man nicht einfach so drüber rasen".

Glaubt man Filmen zum Thema sind Raser wie die vom Mittwoch nicht am helllichten Tag unterwegs, sondern nachts. Zeugin Vanessa K., die bereits bei der Polizei aussagte, hat diese Wahrnehmung gemacht. "Nach Sonnenuntergang hört man in der Bergfeldstraße manchmal Motoren aufheulen", sagt sie. Steckt also doch mehr dahinter? In den kommenden zwei Wochen wird die Poinger Polizei die Zeugen und Beteiligten des Unfalls vernehmen. "Sollten sich dabei Hinweise auf illegale Rennen erhärten", sagt Polizeichef Hintereder, "werden wir die Stelle stärker überwachen."

© SZ vom 05.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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