Von Tango bis Filmmusik:Musik für die Seele

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Zwei, die ihre Instrumente im Griff haben: Benedikt Framm und Daniel Waldschmitt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Gitarrenduo "Doppel-Saite" bezaubert in Baldhamer Petrikirche

Von Peter Kees, Vaterstetten

Wie klangreich zwei Gitarren sein können, zeigte vergangenen Samstag das Gitarrenduo Doppel-Saite in der Baldhamer Petrikirche. Südamerikanische wie europäische Klänge hatten Benedikt Framm und Daniel Waldschmitt mitgebracht. Dass die beiden Konzertgitarristen keine studierten Musiker sind, überraschte, denn der Vortrag des Duos war unbedingt erlesen. Mit feinen, obertonreichen Tönen und einem herrlich sensiblem Spiel zauberten die beiden eine zarte wie filigrane Atmosphäre in das Gotteshaus.

Den Beginn machte ein Klassiker: eine Originalkomposition für zwei Gitarren aus der Feder des italienischen Komponisten Ferdinando Maria Meinrado Pascale Rosario Carulli - 1770 in Neapel geboren und 1841 in Paris gestorben -, ein Mann der nach Frankreich zog und dort die Gitarre salonfähig machte. Carulli hatte zunächst als Cellist begonnen, sich dann aber auf die Gitarre kapriziert und sich deren Spiel selbst beigebracht, denn zur damaligen Zeit gab es in Neapel noch keine Gitarrenlehrer. In der französischen Metropole galt er bald als erster Gitarrist der Stadt.

Originalkompositionen für zwei Gitarren finden sich eher selten. Das meiste für diese Besetzung wird arrangiert. Nicht so die "Circus Music" op. 54a für zwei Gitarren von Carlo Domeniconi, 1947 im italienischen Cesena geboren. Aus dessen Zyklus boten Framm und Waldschmitt zwei äußerst launige wie witzige Sätzchen: "Plik, der Andenfloh" und "Der Yogi, der durch das Schlüsselloch geht" - spaßige Impressionen, Szenen aus der Welt des Zirkus, akustische Malerei, die einem das Schmunzeln nur so aufs Gesicht treibt.

Natürlich, wenn man an Konzertgitarre denkt, darf eines nicht fehlten: der Tango. Und der folgte prompt, zunächst in ungarischem Gewand: Mátyás Seibe, 1905 in Budapest geboren, 1960 in Südafrika gestorben, schrieb die folgende Habanera. Trotz der tänzerischen Rhythmik, die beiden Instrumentalisten blieben zart und ließen süßeste Melancholie erklingen.

Ein Name ist an solch einem Abend nicht wegzudenken: Astor Piazzolla. Der Mann hat viel für die Gitarre geschrieben und ist fast untrennbar mit dem Tango verbunden. Piazzolla stammt aus Argentinien, dem Land, in dem der Tango in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden ist. Aus Argentinien hatten die beiden Gitarristen natürlich noch weitere Tangos mitgebracht. Und so konnte man herrlich in dem weichen Schmelz des südamerikanischen Weltschmerzes schwelgen. Vor der Pause sprang man mit Gustav Holsts "In the Bleak Midwinter" - der Vertonung eines christlichen Gedichts, das häufig als Weihnachtslied gesungen wird - nochmal zurück auf den europäischen Kontinent und begrüßte damit gewissermaßen die hiesige Vorweihnachtszeit.

Im zweiten Teil ging es dann erst mal solistisch weiter. Daniel Waldschmitt spielte zwei Klassiker der Gitarrenliteratur: eine Etüde und die "Spanische Romanze" von Matteo Carcassi - auch einer, der im frühen 18. Jahrhundert von Italien mit seiner Gitarre nach Paris ging. Anschließend brachte Benedikt Framm zwei Kompositionen des Spaniers Francisco Tárrega zu Gehör und widmete sich sodann Klassikern der Filmmusik, etwa den Titelmelodien zu "Games of Thrones" und "Casablanca". Natürlich war auch Musik von Ennio Morricone mit dabei: die Westernmelodien "Spiel mir das Lied vom Tod" und "Für eine Handvoll Dollar" erklangen.

Erst zum Finale formierten sich die beiden Musiker wieder zum Duo. Das zahlreiche Publikum genoss ganz offensichtlich diesen wunderbaren Abend, der wahrlich etwas von einem Salon hatte. Auch wenn man in einer Kirche saß, man konnte sich durchaus in eines der einstigen Pariser Adelshäuser hineinversetzen. Wesentlich für den gelungenen Abend, neben dem vortrefflichen Spiel der beiden Musiker, waren deren Instrumente, die eben so gar nichts mit einer Lagerfeuergitarre zu tun haben. In Baldham war Niveau geboten. Bravo.

© SZ vom 25.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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